Lehrpersonen sind nach Abschluss ihrer Ausbildung kompetente Berufsleute und grundsätzlich in der Lage, die volle Verantwortung für ihre berufliche Tätigkeit zu übernehmen. Dabei wird die Zeit der Berufseinführung als spezielle Phase innerhalb der ständigen beruflichen Entwicklung verstanden. Von einer speziellen Phase kann deshalb gesprochen werden, weil Lehrpersonen beim Berufseinstieg mit zum Teil ganz spezifischen Herausforderungen und Problemen konfrontiert werden, die in der Grundausbildung noch keine Dringlichkeit hatten. Die Berufseinstiegsphase wird als besonders wichtige Schnittstelle zwischen Grundausbildung und Weiterbildung verstanden. Sie hat zum Ziel, dass die in der Grundausbildung erworbenen berufsrelevanten Kompetenzen gefestigt werden, sowie das professionelle Denken und Handeln weiter entwickelt wird. Somit werden im Rahmen der Berufseinführung Junglehrpersonen dabei unterstützt, die Berufseinstiegsphase erfolgreich zu bewältigen und die berufliche Tätigkeit kompetent und verantwortungsbewusst auszuüben. Konkret sollten Neueinsteigerinnen und Neueinsteigern Unterstützung im Schulalltag in folgenden Bereichen angeboten werden: Planungs- und Entwicklungsarbeiten, Unterrichtsmaterialien, organisatorisch-administrative Aufgaben, Klassenführung, Kontakt zu Eltern, Behörden und Fachpersonen. In diesem Sinn sollen Grundausbildung, Berufseinführung und Weiterbildung zu einer kontinuierlichen Ausbildung für Lehrpersonen verknüpft werden, wobei die Berufseinführung als Angebot mit einem eigenen Profil positioniert wird.
Die vom Kanton in Auftrag gegebene Studie zur Lehrpersonensituation kommt zum Schluss, dass von einem Lehrpersonenmangel auch der Kanton Graubünden betroffen ist. Um das Angebot an Lehrpersonen längerfristig zu erhöhen, wurden an der Präsentation der Studie im Dezember 2010 verschiedene Massnahmen vorgeschlagen. Eine davon ist die gezielte Unterstützung von Neueinsteigerinnen und Neueinsteigern, damit die Austrittsrate gesenkt, beziehungsweise die Berufsverweildauer erhöht werden kann. Studien belegen, dass die Austrittsquote in den ersten Jahren nach Beginn der Lehrtätigkeit überproportional hoch ist. Aus diesem Grund könnte sich im kommenden Kampf um Lehrpersonen eine gute Junglehrpersonenbetreuung als wichtigen Trumpf erweisen, der teilweise verhindert, dass junge Lehrpersonen nach kurzer Zeit den Beruf wieder verlassen.
Im März 2007 verabschiedete die Mitgliederversammlung der Schweizerischen Konferenz der Rektorinnen und Rektoren der Pädagogischen Hochschulen die „Empfehlungen der COHEP für die Organisation und die Angebote der Berufseinführung“. Darauf basierend haben einige Kantone bereits eine systematische Einführung beim Berufseinstieg entwickelt.
Im Kanton Graubünden werden in diesem Bereich teilweise Massnahmen umgesetzt, das Mass an Unterstützung ist jedoch je nach Gemeinde unterschiedlich gross.
Die Regierung wird deshalb eingeladen, ein kantonales Konzept für die Berufseinführung von Lehrpersonen der Volksschule zu erstellen.
Darin sollten auch besondere Massnahmen enthalten sein, wie Lehrpersonen unterstützt werden, die neu in den Beruf einsteigen und an einer Stufe oder ein Fach unterrichten, ohne über den entsprechenden Stufen- oder Fachabschluss zu verfügen.
Chur, 16. Februar 2011
Locher Benguerel, Dermont, Mani-Heldstab, Augustin, Barandun, Baselgia-Brunner, Berther (Camischolas), Bezzola (Samedan), Brandenburger, Bucher-Brini, Buchli-Mannhart, Burkhardt, Caluori, Campell, Candinas, Casty, Casutt, Casutt-Derungs, Cavegn, Clalüna, Conrad, Darms-Landolt, Florin-Caluori, Fontana, Furrer-Cabalzar, Gasser, Holzinger-Loretz, Jaag, Jeker, Joos, Kappeler, Kasper, Kleis-Kümin, Kollegger (Malix), Krättli-Lori, Kunz (Chur), Märchy-Caduff, Marti, Meyer-Grass, Müller, Niederer, Noi-Togni, Papa, Parolini, Pedrini, Peyer, Pfenninger, Pult, Stiffler (Chur), Thöny, Tomaschett (Breil), Tomaschett-Berther (Trun), Trepp, Troncana-Sauer, Vetsch (Pragg-Jenaz), Monigatti, Scartazzini
Antwort der Regierung
Die Regierung sieht in einer guten Berufseinführung von Lehrpersonen eine wichtige Voraussetzung für einen optimalen Start ins Berufsleben und verweist auf die besondere Bedeutung, welche der Betreuung junger Lehrpersonen im Kanton Graubünden schon bisher beigemessen wird. Die diesbezüglichen Erfahrungen liefern wertvolle Bausteine für das mit dem parlamentarischen Vorstoss angestrebte Konzept.
Um die Bemühungen im Dienste einer guten Berufseinführung zu bündeln, zu ergänzen und kantonsweit zu koordinieren, entwickelten die Kindergarten- und Schulinspektorate bereits in den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts das Projekt „Junglehrpersonenbetreuung (JUBE)“. Dieses bestand aus einem Pflichtbereich (Einführungsmodul, Betreuungsbesuche, Unterrichtshospitationen etc.) sowie aus einem Wahlbereich (Berufseinstiegskurs, Intervisionen, Junglehrpersonentagung etc.). Das Projekt wurde Ende 1999 vom Erziehungsdepartement für eine zweijährige Erprobungsphase freigegeben. Der Schlussbericht von 2001 hält die vorwiegend positiven Erfahrungen fest und zeigt u.a. auf, wie sich die einzelnen Betreuungselemente nach Abschluss der Erprobungsphase in den Bündner Volksschulen weiterführen lassen. Seit einigen Jahren werden die aus dem „JUBE-Projekt“ herausgewachsenen Hilfestellungen durch ein entsprechendes Angebot der Pädagogischen Hochschule Graubünden ergänzt. Dieses beinhaltet sowohl Weiterbildungskurse und Beratungsangebote für Berufseinsteigende („Gemeinsam das Schuljahr planen“; „Eltern- und Standortgespräche planen und führen“; „Regeln des Zusammenlebens entwickeln – Umgang mit Disziplinfragen“; „Beratung beim Einstieg in den Berufsalltag“) als auch ein spezielles Beratungsangebot für Primarlehrpersonen, welche auf der Sekundarstufe unterrichten. Die Angebote der Pädagogischen Hochschule Graubünden werden von den Junglehrpersonen zurzeit noch wenig in Anspruch genommen. Dies mag u.a. damit zusammenhängen, dass ein Teil dieser zusätzlichen Hilfestellungen erst seit Kurzem zur Verfügung steht.
Dank dieser intensiven Bemühungen auf verschiedenen Ebenen stehen für die jungen Lehrpersonen der Bündner Volksschule bereits heute zahlreiche Angebote bereit. Als Ergänzung dazu ist es angezeigt, in den kommenden Jahren – analog der Entwicklung in anderen Kantonen – auch an der Pädagogischen Hochschule Graubünden die Berufseinführung mit einem eigenen Profil zu etablieren. Für einen gezielten Ausbau der spezifischen Zusatzangebote für Junglehrpersonen sprechen auch die Empfehlungen der im parlamentarischen Vorstoss erwähnten BASS-Studie „Der Lehrermangel im Kanton Graubünden“ vom 25. November 2010.
Ein neu zu erstellendes Bündner Konzept zur speziellen Betreuung von Junglehrpersonen bedeutet gegenüber der heutigen Situation einen Gewinn, wenn die Berufseinführung sowohl alle Stufen der Volksschule als auch alle Sprachregionen des Kantons berücksichtigt. Ausserdem werden von einem solchen Konzept detaillierte Aussagen zu den Inhalten der Berufseinführung, zu deren Anbietern sowie zu deren Nutzerinnen und Nutzern erwartet. Um an der Pädagogischen Hochschule Graubünden die Berufseinführung im Sinne dieser Zielsetzung als eigenständiges Element zwischen Ausbildung und Weiterbildung von Lehrpersonen aufbauen und einfügen zu können, ist ein kohärentes, den ganzen Kanton umfassendes Konzept nötig. Seine klare Abgrenzung gegenüber der Ausbildung von Lehrpersonen auf der einen und gegenüber der Weiterbildung von Lehrpersonen auf der anderen Seite ist unumgänglich.
Die Regierung ist somit bereit, den Auftrag entgegenzunehmen.
21. April 2011