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Session: 24.10.2012
Der Tourismus steht als die zentrale Stütze der Bündner Volkswirtschaft. Rückläufige Gästezahlen (Einheimische und Auswärtige) bei den Bündner Bergbahnen und Schneesportschulen, die unsichere Wirtschaftslage sowie die Frankenstärke bereiten der Tourismuswirtschaft enorme Sorgen.

Besorgniserregend stellen wir fest, dass immer weniger Kinder Schneesport betreiben. Davon betroffen sind leider auch Kinder aus dem Tourismuskanton Graubünden. Haben Kinder nicht im Vorschulalter Zugang zum Schneesport, finden diese später oft nur durch Zufall (Heirat eines Berglers, Ortswechsel in die Berge usw.) an diesem Gefallen.

Diese Tatsache ist weniger finanzieller Natur, sondern eher auf den Migrationshintergrund vieler Kinder und daher auf fehlenden Bezug zum Schneesport zurückzuführen. Das überdies wachsende Angebot an Freizeitaktivitäten konkurrenziert den Wintersport ebenfalls. Kinder und Eltern sind oft mit dem vielseitigen Angebot enorm gefordert, wenn nicht gar überfordert.

Im Hinblick auf die volkswirtschaftliche Bedeutung des Wintersportes (finanziell, Tourismusbewusstsein, Ausbildung etc.) sowie einer allfälligen Kandidatur des Kantons Graubünden für die Olympischen Spiele 2022, ist die Situation alarmierend und fordert zum Handeln auf (vergleiche Botschaft Heft Nr. 11/2012-2013: Olympische Winterspiele Graubünden 2022, Seite 726, Punkt 9, Sportentwicklungsprogramme).

Seit 1. Oktober 2012 regelt das neue Bundesgesetz vom 17. Juni 2012 über die Förderung von Sport und Bewegung (Sportförderungsgesetz, SpoFöG), mit den dazugehörigen Ausführungsverordnungen, die Jugend und Sport (J&S) Angebote. Mit Graubünden Sport, als Abteilung Sport des Amtes für Volksschule und Sport, soll der Kanton Graubünden das neue Sportförderungskonzept umsetzen und im Rahmen der Nutzergruppe 4 (J&S) den organisierten Zugang zum Schneesport im Vorschulalter ermöglichen.

Die Unterzeichnenden bitten die Regierung, in Zusammenarbeit mit den Branchen- und/oder Dachverbänden:

• Bergbahnen Graubünden (Transport und Verpflegung am Berg) sowie dem

• Dachverband der Schweizer Schneesportschulen, Ski- und Snowboardschulverband Graubünden (Unterricht vor Ort) und

• Postauto Graubünden und/oder Rhätische Bahn (Transport vom Wohnort ins Schneesportgebiet),

Graubünden Sport mit der Federführung eines Projektes zu beauftragen, das zum Ziel hat, in den Kindergärten des Kantons Graubünden flächendeckend Schneesportwochen (freiwillig oder verpflichtend?) einzuführen und so bereits den Kindern im Vorschulalter den ersten spielerischen Kontakt mit dem Schneesport zu vermitteln.

Chur, 24. Oktober 2012

Tomaschett (Breil), Grass, Perl, Aebli, Albertin, Augustin, Berther (Disentis/Mustér), Berther (Camischolas), Bleiker, Blumenthal, Buchli-Mannhart (Safien-Platz), Caduff, Caluori, Campell, Casty, Casutt, Casutt-Derungs, Cavegn, Clalüna, Darms-Landolt, Della Vedova, Dermont, Dosch, Engler, Foffa, Giacomelli, Jeker, Jenny, Kappeler, Kleis-Kümin, Kollegger (Malix), Kunz (Chur), Mani-Heldstab, Märchy-Caduff, Michael (Donat), Niederer, Niggli (Samedan), Parolini, Pedrini, Steck-Rauch, Stiffler (Davos Platz), Tomaschett-Berther (Trun), Waidacher, Wieland, Zweifel-Disch, Camathias, Degonda, Farrér, Haltiner, Lauber, Rischatsch-Casaulta, Schlatter, Schucan, Sgier

Antwort der Regierung

Der Wintersport hat im Kanton Graubünden einen hohen Stellenwert durch eine grosse wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung. Dass heute nur noch die Hälfte aller Kinder in der Schweiz Ski oder Snowboard fährt (Studie Sport Schweiz 2008, Kinder- und Jugendsportbericht), ist Ausdruck einer veränderten Gesellschaft und bereitet der Tourismusbranche Sorgen.

Der Gedanke der Schneesportförderung hat deshalb auch Eingang gefunden in die Botschaft „XXIV. Olympische Winterspiele in Graubünden 2022“ (Heft Nr. 11/2012-13, S. 726), in welcher der Verein Olympische Winterspiele Graubünden 2022 zur nachhaltigen Stärkung des Sports in der Schweiz und in Graubünden ein Sportentwicklungsprogramm mit dem Titel „Kinder in die Berge“ ausarbeiten will. Der Verein hat die Vorarbeiten für dieses Programm auf kantonaler und nationaler Ebene bereits aufgenommen.

Mit der Verabschiedung der Botschaft zuhanden des Grossen Rates unterstützt die Regierung die Bestrebungen, für dieses Anliegen Ressourcen einzusetzen. Gleichzeitig gilt es anzumerken, dass sich die Aktivitäten im Schnee hier nicht nur auf das Ski- und Snowboardfahren beschränken, sondern ganz allgemein die Begeisterung von Bewegung auf Schnee und in der Natur gefördert werden soll.

In Graubünden ist eine Verpflichtung zur Durchführung von Schneesportwochen im Kindergarten gesetzlich nicht vorgesehen. Der Erziehungsplan für die Kindergärten im Kanton Graubünden empfiehlt den Lehrpersonen jedoch im Kapitel „Bewegung und Sport“ schon seit 2002, Schnee und Eis für die Kinder als Elemente für Bewegung, Spiel und Sport erlebbar zu machen. Dies in erster Linie für die persönliche Entwicklung des Kindes – der touristische Nutzen und die Wertschöpfung daraus stehen für die Schule nicht im Vordergrund. Verschiedene Schulträgerschaften nutzen diese Möglichkeit bereits bisher und veranstalten für ihre Kinder im Kindergarten Schneesportwochen. Diese sind je nach Schulträgerschaft, Lehrperson und Angebot vor Ort unterschiedlich organisiert, im Schulkalender verankert und den lokalen Gegebenheiten angepasst.

Die Regierung möchte die Rahmenbedingungen für die Durchführung von Schneesportwochen in Kindergärten dadurch verbessern, dass sie die Schulträgerschaften detailliert über die bereits bestehenden Angebote informiert und die finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten von Jugend+Sport aufzeigt. Ferner soll die Abteilung Sport des Amtes für Volksschule und Sport mit der Durchführung eines Pilotprojektes auf freiwilliger Basis beauftragt werden. Gegenstand dieses Pilotprojektes soll eine Schneesportwoche mit Kindergartenschülerinnen und -schülern sein. Damit Erfahrungen und Erkenntnisse aus diesem Pilotprojekt auch für andere Schulträgerschaften hilfreich sein können, soll das Pilotprojekt mehrere Kindergärten aus den verschiedenen Sprachregionen umfassen, welche zudem die unterschiedlichen Rahmenbedingungen der Kindergartenstufe im Kanton Graubünden abbilden müssen. Die mit dem Pilotprojekt gewonnenen Erkenntnisse sollen in einem Bericht zusammengefasst und allen Schulträgerschaften des Kantons zur Verfügung gestellt werden.

Auf diese Art sollen Schulträgerschaften animiert werden, Schneesportwochen für Schülerinnen und Schüler der Kindergartenstufe in ihr Jahresprogramm aufzunehmen. Die Information zuhanden der Schulträgerschaft sowie die Information über die Ergebnisse des Pilotprojektes erfolgen durch die Abteilung Sport des Amtes für Volksschule und Sport.

Die Regierung ist somit bereit, den Auftrag entgegenzunehmen.

21. Dezember 2012