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Session: 31.08.2013
Tagtäglich sind wir leider immer öfter mit Katastrophen und Tragödien konfrontiert. Dies gilt auch für unser Land und auch für unseren Kanton. Die Erfahrung der letzten Monate zeigt es uns: Im Juni und Juli dieses Jahres zum Beispiel waren das Moesano und seine Bevölkerung von zwei besonders tragischen Ereignissen betroffen. Diese Ereignisse haben uns in Bezug auf die psychologische Unterstützung der von diesen Tragödien betroffenen Familien und ihres Umfelds ziemlich unvorbereitet getroffen. Obwohl unsere Region in dieser schwierigen Situation auf den Einsatz des Servizio Ambulanza del Moesano und auf das Engagement der lokalen Bevölkerung zählen durfte, fehlte es an der fachlichen Unterstützung der betroffenen Personen durch Spezialisten für Hilfe in Krisensituationen. Dies lässt sich in der heutigen modernen Zeit nicht rechtfertigen, auch nicht angesichts des Unterstützungsauftrags, welcher einem organisierten Fachteam übertragen werden sollte, welches jederzeit einsatzfähig sein sollte, da Tragödien logischerweise unvorhersehbar sind. Diese Notwendigkeit ist übrigens schweizweit anerkannt und die Erfüllung dieses Auftrags wird durch Teams von Fachpersonen, die sogenannten "Care Teams", sichergestellt.

Aufgrund der Feststellung, dass eine solche Dienstleistung in den oben genannten Situationen gefehlt hat, fragen wir die Regierung:

1. Umfasst das in Graubünden bestehende Einsatzkonzept Care Team auch die Randregionen des Kantons?

2. Falls ja, wie sind die Einsätze im Moesano geregelt?

3. Wer betreibt oder sollte das Care Team betreiben (Kanton, Regionen)?

4. Wer ist zuständig oder sollte für die Organisation zuständig sein und wer ist für den reibungslosen Betrieb verantwortlich?

5. Wie ist oder sollte die Finanzierung geregelt sein?

6. Das innerhalb des Kantons tätige Care Team Grischun ist unter der Nummer 144 erreichbar. Sollten nicht auch die Randregionen des Kantons, namentlich die italienischsprachigen Täler, zentralisiert sein und sich an die Nummer 144 wenden können?

7. Wie sieht es in diesem Zusammenhang mit der Sprachenfrage aus? Sollte sich die Bevölkerung des Moesano und Italienischbündens an den Kanton Graubünden oder an den Kanton Tessin wenden? Oder Fachleute vor Ort ausbilden?

Chur, 31. August 2013

Noi-Togni, Papa, Monigatti, Della Vedova, Heiz, Michael (Castasegna), Pedrini, Pult, Righetti, Rosa, Tenchio, Zanetti

Antwort der Regierung

Das Care Team Grischun ist seit Oktober 2004 operativ tätig. Am 5. März 2009 wurde das Care Team Grischun vom Nationalen Netzwerk für Psychologische Nothilfe (NNPN) zertifiziert und ist somit berechtigt, sich als „NNPN-zertifiziert“ zu bezeichnen.

Das Care Team Grischun ist in fünf Regionen eingeteilt (Rhein, Surselva, Mesolcina, Engiadina und Mittelbünden). Die Sanitätsnotrufzentale des Kantons Graubünden (SNZ 144 GR) in Ilanz ist für die Alarmierung der Mitglieder des Care Teams zuständig. Die SNZ 144 GR alarmiert mittels Massenalarmierungssystem alle Care Giver der ausgewählten Region und fordert diese auf, sich bei der SNZ 144 GR zu melden, sofern der Einsatz übernommen werden kann. Der Care Giver, der sich telefonisch bei der SNZ 144 GR meldet, erhält alle vorhandenen Informationen zum Einsatz. Er begibt sich anschliessend zum Einsatzort. Wird in der entsprechenden Region kein Care Giver gefunden, alarmiert die SNZ 144 GR eine weitere Region, bis ein Care Giver gefunden wird.

Die Regierung beantwortet die Fragen wie folgt:

1. Ja. Das Care Team Grischun steht für Einsätze im ganzen Kanton zur Verfügung. Insgesamt stehen rund 60 Mitglieder zur Verfügung, die als Care Giver gemäss den Einsatzrichtlinien und Ausbildungsstandards für psychologische Nothilfe des NNPN ausgebildet sind. Rund zehn Care Giver verfügen zusätzlich über die Zusatzausbildung für Psychologische Nothilfe der Föderation Schweizer Psychologinnen und Psychologen FSP.

2. Die für die Alarmierung und für Einsätze im Rettungswesen in der Spitalregion Mesolcina-Calanca zuständige Sanitätsnotrufzentrale des Kantons Tessin (SNZ 144 TI) in Breganzona gibt die Einsatzmeldung für Care Giver an die SNZ 144 GR weiter. Wird von der SNZ 144 GR in der Region Mesolcina kein Care Giver gefunden, wird die Suche in den anderen Regionen fortgesetzt.

3. Die Care Giver gelten während ihres Einsatzes als freiwillig Zivilschutzdienstleistende gemäss Art. 15 Bundesgesetz über den Bevölkerungsschutz und den Zivilschutz (SR 520.1). Organisatorisch sind sie somit dem Amt für Militär und Zivilschutz unterstellt.

4. Die fachliche Leitung des Care Teams Grischun ist dem Gesundheitsamt übertragen.

5. Da die Care Giver während ihrer Einsätze als Zivilschutzdienstleistende gelten, erhalten sie für ihre Einsätze sowie die Fort- und Weiterbildungstage eine Erwerbsausfallentschädigung gemäss dem Bundesgesetz über den Erwerbsersatz für Dienstleistende und bei Mutterschaft.

6. Die Alarmierung der Mitglieder des Care Teams Grischun erfolgt im gesamten Kanton Graubünden einheitlich und ausschliesslich über die SNZ 144 GR in Ilanz.

7. Die Region Mesolcina des Care Teams Grischun verfügt zurzeit über ein Mitglied, das italienisch spricht. Im gesamten Care Team Grischun sprechen 24 Personen Italienisch. Die SNZ 144 GR kennt die Sprachkompetenzen der Care Giver und bietet je nach Bedarf entsprechend auf. Sollte innerhalb des Care Teams Grischun die benötigte Sprachkompetenz nicht gefunden werden, kann die SNZ 144 auf die Dolmetscherliste der Staatsanwaltschaft, die über die Notruf- und Einsatzzentrale der Kantonspolizei abrufbar ist, greifen.

Die Bevölkerung soll im Ereignisfall die Notfallnummern 144, 117 oder 118 wählen. Die SNZ 144 TI leitet, wie in Antwort zu Frage 2 beschrieben, die Meldung an die SNZ 144 GR weiter, welche die Alarmierung auslöst.

Fachleute, die in der Region Mesolcina wohnen und sich für die Arbeit im Care Team Grischun interessieren, sind gebeten sich beim Gesundheitsamt zu melden, damit sie rekrutiert, ausgebildet und ins Care Team Grischun aufgenommen werden können.

23. Oktober 2013