Im Rahmen des Prozesses Agenda 2030 wurde in der Standortentwicklungsstrategie Viamala/Mittelbünden als Stossrichtung den Wohnstandort stärken definiert. In diesem Zusammenhang kommt Thusis als regionales Zentrum eine hohe Bedeutung zu. Thusis ist Drehscheibe für den ÖV der ganzen Region Viamala. Ebenso muss Thusis als Zentrum eine hohe Dichte an Dienstleistungen vom täglichen Bedarf bis hin zu einem umfassenden Angebot im Gesundheitsbereich sicherstellen.
Sowohl auf Bundes- als auch auf Kantonsebene wird den Regionalzentren als Motoren für die Entwicklung der Regionen eine hohe Bedeutung zugemessen (NRP, Raumkonzept Schweiz und Graubünden). Gemäss Bevölkerungsszenario ARE bis 2040 wird die Wohnbevölkerung in der Region Viamala um rund 20 Prozent zunehmen. Damit also Thusis seine Aufgaben als Regionalzentrum auch in Zukunft und den damit verbundenen Entwicklungen wahrnehmen kann, benötigt es eine gute Anbindung im Bereich des ÖV. Immerhin gehört Thusis zur Agglomeration Chur.
Aktuell finden im Raum Bündner Rheintal Diskussionen für eine Verbesserung des ÖV statt. Thusis muss zwingend in die diesbezüglichen Überlegungen mit einbezogen werden. Einerseits gibt es keine wirklich schnelle Verbindung nach Chur und anderseits fahren der sogenannte Regioexpress sowie der Regionalzug in einem Abstand von 3 Minuten einander jeweils hinterher!
Thusis ist ein Regionalzentrum mit einem grossen Einzugsgebiet. Dieses reicht von Rothenbrunnen bis Hinterrhein, Savognin und Bergün. Gerade hier leistet Thusis einen wichtigen Beitrag zur touristischen Versorgung mit Grunddienstleistungen des Tourismus sowie Einkaufsmöglichkeiten. Von Thusis aus sind Kulturdenkmäler wie z.B. die Kirche Zillis, Burgen und Schlösser des Domleschg, aber auch die Viamala Schlucht bequem zu erreichen. In Thusis startet die Via Spluga und Thusis ist Startbahnhof für das UNESCO-Welterbe RhB Albula-Bernina. Allein, der Bernina Express hält in Thusis nicht.
Zu den Fragen:
1. Wird der Halbstundentakt zwischen Chur und Thusis wieder eingeführt? Wenn Ja, wann? Wenn Nein, weshalb nicht?
2. Thusis ist Startbahnhof für das UNESCO-Welterbe. Per wann kann damit gerechnet werden, dass der Bernina Express in Thusis anhält?
Chur, 21. April 2015
Kunfermann, Burkhardt, Michael (Donat), Albertin, Blumenthal, Bondolfi, Bucher-Brini, Cahenzli-Philipp, Caluori, Casutt-Derungs, Cavegn, Caviezel (Chur), Crameri, Danuser, Deplazes, Dosch, Engler, Epp, Felix (Scuol), Foffa, Grass, Hardegger, Jaag, Joos, Kappeler, Kasper, Kollegger, Lamprecht, Lorez-Meuli, Mani-Heldstab, Märchy-Caduff, Niederer, Niggli (Samedan), Noi-Togni, Papa, Perl, Pult, Schutz, Stiffler (Davos Platz), Stiffler (Chur), Tenchio, Thomann-Frank, Tomaschett (Breil), Tomaschett-Berther (Trun), von Ballmoos, Waidacher, Widmer-Spreiter, Wieland, Cantieni, Ellemunter, Gugelmann, Heini, Loi, Natter, Panzer, Rutishauser, Sigron
Antwort der Regierung
Zu Frage 1:
Bis zur Einführung des Konzepts Bahn 2000, 1. Etappe, am 12. Dezember 2004 bediente die RhB Thusis halbstündlich, alternierend mit dem Albula-Schnellzug und einem Regionalzug, der in Thusis allerdings keine Anschlüsse auf den Albula-Schnellzug und die Buslinien hatte. Aufgrund der unterschiedlichen Haltepolitik Thusis-Chur waren diese beiden Züge zwar in Thusis um eine halbe Stunde versetzt, in Chur resultierte allerdings nur ein 22/38-Minuten-"Takt". Die Frequenzen des Regionalzugs waren zudem zwischen Thusis und Rhäzüns äusserst bescheiden, was auf das geringe Potential der bedienten Stationen, fehlende Bahnhaltepunkte in Caznerwiese und Rhäzüns Luftseilbahn und auf die starke Strassenkonkurrenz zurückzuführen ist. Die parallele Nationalstrasse A13 ist wesentlich kürzer und schneller als die RhB, welche einen kurvenreichen Umweg über Rhäzüns-Bonaduz fahren muss. Zudem ist die Feinerschliessung bzw. Haltestellendichte durch den Bus auf der Kantonsstrasse Thusis-Rhäzüns besser.
Im Zusammenhang mit der Umsetzung der 1. Etappe des Konzepts Bahn 2000 im Dezember 2004 wurde das SBB- und RhB-Angebot in Graubünden reorganisiert. Dabei wurde eine neue S 1-Verbindung Schiers-Rhäzüns mit einem produktiven Umlauf eingeführt, welche zusammen mit der S 2-Verbindung Chur-Thusis und dem stündlichen Stadtbus Chur-Rhäzüns einen attraktiven 20 Minuten-Takt in der Region anbietet. Dank der Verlängerung des Postauto-Rundkurses Domleschg können ab der Endstation S1 in Rhäzüns auch attraktive Bus-Verbindungen für das Domleschg angeboten werden. Für Thusis resultiert ein alternierender Bahn-/Bus-Halbstundentakt Richtung Chur jeweils zu den Minuten 06 bzw. 36. Ein weiterer Vorteil der neuen Bündelung von Regional-Express und S-Bahn in Thusis ist die Bildung eines vollwertigen Umsteigeknotens, wo die Fahrgäste von Bahn und Bus schlanke Anschlüsse in alle Richtungen erhalten haben.
Ein Halbstundentakt der S-Bahn bis Thusis wurde ebenfalls geprüft. Aufgrund der langen Einspurabschnitte kann die zweite S-Bahnlinie, welche heute in Rhäzüns endet, ohne grössere Infrastrukturausbauten nicht bis nach Thusis verlängert werden. Auch ein Tausch der beiden S-Bahnlinien wurde geprüft, jedoch wäre auch in diesem Fall ein teurer Ausbau der Infrastruktur erforderlich. Angesichts der geringen Nachfrage wurde das Kosten-Nutzen-Verhältnis eines solchen Ausbaus als ungenügend beurteilt.
Ein Halbstundentakt ist aus diesem Grund in den nächsten Jahren nicht möglich. Das kantonale Amt für Energie und Verkehr arbeitet aber eng mit der RhB an den beiden nationalen Ausbauschritten 2025 und 2030 des strategischen Entwicklungsprogramms (STEP) zusammen. Im Rahmen dieser Planungsarbeiten wird versucht, ein attraktives S-Bahn-Angebot ohne zusätzliche Infrastrukturausbauten im Domleschg zu definieren.
Zu Frage 2:
Der Bernina Express wird in der Sommersaison sowie an Wochenenden als separater Zug geführt, in den übrigen Zeiten als Wagengruppe am Albula-Taktzug, der selbstverständlich auch in Thusis hält. Aufgrund der langen Einspurabschnitte zwischen Reichenau und Tiefencastel ist eine Durchfahrt in Thusis des separat geführten Bernina Express Richtung Tirano zwingend, um die Kreuzungen mit den übrigen Taktzügen abwickeln zu können. In der Gegenrichtung ist der Halt in Thusis schon heute möglich. Nach Inbetriebnahme der Infrastrukturausbauten auf der Albulalinie, wie die Doppelspurabschnitte Thusis-Sils und Bever-Samedan, soll die Möglichkeit eines ganzjährigen Haltes in Thusis in beiden Richtungen neu beurteilt werden.
Der weltweit bekannte Glacier Express hält übrigens schon heute in Thusis, ganzjährig und in beiden Richtungen.
03. Juni 2015