Für das Jahr 2026 werden die Olympischen Winterspiele erstmals nach den Kriterien der vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) beschlossenen Agenda 2020 vergeben. Zentrale Punkte der Agenda 2020 sind: Bewerberstädte erhalten mehr Freiraum und Unterstützung vom IOC, ein olympisches Projekt zu entwickeln, das am besten zu Stadt und Land passt. Die Nutzung vorhandener oder temporärer Sportstätten wird ebenso unterstützt wie ein Masshalten und eine Reduktion der Bewerbungs- und Eventkosten. Limitiert ist die Zahl von Athleten, Funktionären und Wettbewerben.
Nach der erneuten Vergabe der Olympischen Winterspiele 2022 nach Asien steigen die Chancen für eine Durchführung der Spiele 2026 in Europa. Viele Bewerbungen aus europäischen Ländern und Übersee sind nicht zu erwarten, da einige Länder und die USA Kandidaturen für die Sommerspiele 2024 erwägen. Dies erhöht die Chancen für die Durchführung von Winterspielen in der Schweiz markant. Die Schweiz zeigt denn auch Interesse an einer Kandidatur. Bereits im Frühling 2016 soll Swiss Olympic den Entscheid fällen, welche Kandidatur einer Host-City innerhalb der Schweiz weiterverfolgt wird. Verschiedene Regionen haben bei Swiss Olympic das Interesse für eine Bewerbung bereits hinterlegt und wurden von Swiss Olympic schon angehört (Wallis).
Eine Bewerbung von Graubünden für die Olympischen Winterspiele 2026 drängt sich auch nach dem knapp negativen Ausgang der Volksabstimmung vom 13. März 2013 zwingend auf, und zwar aus folgenden Gründen:
1. Das wirtschaftliche Umfeld in Graubünden hat sich nach der Volksabstimmung vom März 2013 bereits in kurzer Zeit stark verschlechtert. Die wirtschaftliche Entwicklung im Kanton Graubünden ist besorgniserregend, in einzelnen Tälern höchst alarmierend. Die Durchführung von Olympischen Winterspielen würde der Bündner Wirtschaft den dringend benötigten Schub verleihen;
2. Viele Wettkampfanlagen bestehen bereits. Die touristischen und organisatorischen Kompetenzen sind unbestritten. Graubünden könnte sich im harten Kampf um Gäste der Welt mit authentischen Spielen im besten Licht präsentieren;
3. Die Agenda 2020 ermöglicht es, den Bedenken der Bündner Bevölkerung im Abstimmungskampf 2013 Rechnung zu tragen und Wettkämpfe bzw. Infrastrukturen auf mehrere Regionen in Graubünden und – wo es aus Kostengründen sinnvoll ist – auch auf ausserkantonale Standorte zu verteilen;
4. Olympische Winterspiele würden den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Kanton fördern und die Freude am Sport steigern.
Die Bündner Wirtschaft wird daher die Initiative für eine Bewerbung übernehmen. Neben der Wirtschaft sowie den betroffenen Standorten für Wettkämpfe und Infrastrukturen ist auch der Kanton Graubünden gefordert. Angesichts der Bedeutung des Anlasses und der nachhaltigen wirtschaftlichen Auswirkungen für unseren Kanton ist die volle Unterstützung der Regierung bei der Ausarbeitung eines Projekts und bei dessen Begleitung bis zum Entscheid bei Swiss Olympic notwendig. Die Unterzeichnenden beauftragen daher die Regierung, die Bündner Wirtschaft bei der Ausarbeitung einer Kandidatur von Graubünden für die Olympischen Winterspiele 2026 umfassend zu unterstützen.
Chur, 28. August 2015
Cavegn, Caviezel (Davos Clavadel), Dudli, Aebli, Albertin, Alig, Berther, Bleiker, Blumenthal, Bondolfi, Brandenburger, Buchli-Mannhart, Burkhardt, Caduff, Caluori, Campell, Casanova (Ilanz), Casanova-Maron (Domat/Ems), Casutt-Derungs, Clalüna, Clavadetscher, Danuser, Darms-Landolt, Davaz, Della Vedova, Dosch, Engler (Davos Dorf), Epp, Fasani, Felix (Haldenstein), Florin-Caluori, Geisseler, Giacomelli, Grass, Gunzinger, Hardegger, Hartmann, Heinz, Holzinger-Loretz, Jeker, Jenny, Kasper, Koch (Tamins), Kollegger, Komminoth-Elmer, Kunfermann, Kunz (Fläsch), Kunz (Chur), Kuoni, Lamprecht, Lorez-Meuli, Mani-Heldstab, Marti, Mathis, Michael (Donat), Michael (Castasegna), Müller, Nay, Niggli-Mathis (Grüsch), Papa, Paterlini, Pedrini, Rosa, Salis, Sax, Schneider, Steck-Rauch, Stiffler (Davos Platz), Stiffler (Chur), Tenchio, Thomann-Frank, Tomaschett (Breil), Tomaschett-Berther (Trun), Troncana-Sauer, Valär, Vetsch (Klosters Dorf), Waidacher, Weber, Weidmann, Widmer-Spreiter, Wieland, Zanetti (Landquart), Engler (Surava), Föhn, Gugelmann, Heini, Nicolay, Rodigari, Tuor, Zanetti (Poschiavo)
Antwort der Regierung
In ihrer Antwort im Rahmen der Fragestunde der Oktober-Session 2015 des Grossen Rates hat die Regierung dargelegt, dass sie den Volksentscheid vom 3. März 2013 bezüglich einer Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2022 respektiert. Gleichzeitig hat sie ihre grosse Offenheit gegenüber einer Diskussion um Olympische Winterspiele in der Schweiz bzw. insbesondere in Graubünden signalisiert und in Aussicht gestellt, die Unterstützung konkreter Projekte rasch und vertieft zu prüfen. Die Regierung erachtet dies insbesondere angesichts des sich verschlechternden wirtschaftlichen Umfelds und der Anpassungen, die das Internationale Olympische Komitee (IOC) hinsichtlich der Vorgaben für die Durchführung Olympischer Spiele vorgenommen hat, als legitim.
Die wirtschaftlichen Aussichten für Graubünden haben sich seit März 2013 eingetrübt. Der Preisverfall in der Wasserkraft, die gesetzlichen Restriktionen im Wohnungsbau sowie vor allem der starke Schweizerfranken schwächen die mit strukturellen Problemen beladene Bündner Wirtschaft zusätzlich. Nicht nur auf dem Werkplatz, im Detailhandel oder im Baugewerbe zeigen sich bereits Anzeichen eines Beschäftigungsrückgangs. Angesichts der hohen Branchenkonzentration stellen mittelfristig vor allem die touristischen Frequenzen, die sich seit längerem auf tiefem Niveau bewegen, eine enorme Herausforderung für die gesamte Bündner Volkswirtschaft dar. Die Regierung wird im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles unternehmen, damit die touristischen Erträge in den nächsten Jahren nicht weiter erodieren und dass es nicht zu einem spürbaren Arbeitsplatzabbau in vielen Talschaften und als Folge davon zu einer noch stärkeren Migrationsbewegung in Richtung Zentren kommt.
Wirksame Massnahmen zur Stärkung der Wirtschaftskraft und der Wettbewerbsfähigkeit sind notwendig. Aus Sicht der Regierung würden Olympische Winterspiele positive Impulse bringen und zwar gesamtkantonal, nicht nur beschränkt auf die unmittelbaren Austragungsorte. Auch die Durchführung Olympischer Winterspiele könnte nicht sämtliche strukturellen Probleme lösen. Dennoch würde allein schon eine Kandidatur um die Olympischen Winterspiele finanzielle und personelle Ressourcen freisetzen, die andernfalls nicht oder nicht im selben Ausmass zur Verfügung stehen würden. Damit könnten wertvolle Impulse zur Stärkung des Kantons und seiner Talschaften ausgelöst werden. Mit einer qualitativ hochstehenden, nachhaltigen und innovativen Bewerbung und der Durchführung olympischer Winterspiele könnten eine positive Positionierung und Stärkung des internationalen Rufs der Schweiz und Graubündens als Gastgeber, als Organisatoren von Grossanlässen, als Sportnation und als attraktive Wintersportdestination erzielt und die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden. Weiter könnte aus Sicht der Regierung die gemeinsame Identität gestärkt und ein Vermächtnis zu Gunsten kommender Generationen geschaffen werden.
In den vergangenen Monaten wurden beim IOC Prozesse angestossen, die als Empfehlungen für die Zukunftsgestaltung der Olympischen Bewegung in der „Agenda 2020“ festgehalten sind. Neben diversen weiteren Anpassungen sind beispielsweise neu aus Gründen der Nachhaltigkeit die Austragung von Vorrundenspielen respektive die Austragung der Wettkämpfe ganzer Sportarten oder Disziplinen ausserhalb der Gastgeberstadt (in Ausnahmefällen ausserhalb des Gastgeberlandes) möglich. Weiter stellt das IOC den Vertrag zu Beginn des Bewerbungsverfahrens zur Verfügung und es unterstützt die Kandidatenstädte dabei, die Bewerbungskosten zu senken. Diese Entwicklungen beim IOC beurteilt die Regierung positiv.
Graubünden verfügt aus dem Prozess „Olympische Winterspiele Graubünden 2022“ über ausgezeichnete Grundlagen. Im Vergleich zum damaligen Konzept wären aus Sicht der Regierung beispielsweise der Anteil temporärer Bauten zu reduzieren und der Einbezug weiterer Austragungsorte in Graubünden oder in anderen Kantonen zu prüfen. Die bestehende Infrastruktur wäre möglichst optimal zu nutzen und die erforderlichen Investitionen so anzulegen, dass sie Graubünden als Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum langfristigen Nutzen stifteten.
Die Regierung ist bereit, die Bündner Wirtschaft bei der Ausarbeitung einer Kandidatur Graubündens um Olympische Winterspiele zu unterstützen. Dies unter Berücksichtigung der Vorgaben, die seitens von Swiss Olympic und des Bundes für solche Kandidaturen gemacht werden. Sie lässt dabei offen, ob eine allfällige Kandidatur auf die Durchführung der Winterspiele im Jahr 2026 oder auf nachfolgende Austragungen abzielt. Im Sinne dieser Ausführungen ist die Regierung bereit, den Auftrag entgegenzunehmen.
22. Oktober 2015