Zahlbare Mieten und gute Wohnstandards sind ein zentraler Faktor für die Lebensqualität, die Standortattraktivität und bestimmen massgeblich das soziale Klima einer Gemeinde, einer Region oder einer Stadt. Die Mieten sind in den letzten Jahren in der Schweiz stetig angestiegen, obwohl sie aufgrund des Tiefzinsumfeldes eigentlich sinken müssten. Diese Entwicklung ist auch in einigen Regionen Graubündens zu beobachten. In Tourismusgemeinden wie zum Beispiel in Davos, in den Gemeinden des Oberengadins oder in der Stadt Chur können sich viele Familien und Teile des Mittelstands in zu vielen Fällen das Wohnen nicht mehr leisten. In Davos beträgt die Angebotsmiete pro Quadratmeter für ein Jahr nach Zahlen von Wüest & Partner rund CHF 245. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Angebotsmiete für einen Quadratmeter pro Jahr liegt gesamtschweizerisch bei CHF 196. In einzelnen Gemeinden des Oberengadins finden wir gar leicht höhere Angebotsmieten und in Chur haben die Angebotsmieten beinahe das Niveau der Stadt Basel erreicht. Erschwerend kommt hinzu, dass das Lohnniveau in Graubünden vergleichsweise tief ist. Das verteuert das Wohnen zusätzlich. Von dieser Situation profitiert niemand.
In Fachkreisen ist unbestritten, dass die Raumplanung einer der effektivsten Hebel zur Bereitstellung von preisgünstigem Wohnraum ist. Zudem sind Planungsmassnahmen für die Steuerzahlenden äusserst kostengünstig. Boden- und Immobilienpolitik aber auch Ortsplanung sind grundsätzlich Sache der Gemeinden. Die Gemeinden sind darum die richtige Staatsebene, um Massnahmen für mehr preisgünstigen Wohnraum zu ergreifen. Sie kennen die lokalen Verhältnisse, die Bedürfnisse der Bevölkerung und können Planungsinstrumente flexibel umsetzen. Der Kanton muss den Gemeinden aber die entsprechenden Freiheiten und Möglichkeiten im kantonalen Raumplanungsgesetz (KRG) einräumen. Das schafft Rechtssicherheit für Gemeinden, die in diesem Bereich auf möglichst unbürokratische Art und Weise aktiv werden möchten.
Im Rahmen der anstehenden Umsetzung des eidgenössischen Raumplanungsgesetzes (RPG) steht auch dem Kanton Graubünden eine Revision des KRG bevor.
Die Unterzeichnenden stellen deshalb der Regierung folgende Fragen:
1. Wie beurteilt die Regierung die Situation bezüglich zahlbarem Wohnraum in Graubünden?
2. Unterstützt die Regierung heute die Gemeinden bei der Bereitstellung von ausreichend zahlbarem Wohnraum? Wenn ja, wie tut sie das?
3. Ist die Regierung bereit, im Rahmen der bevorstehenden Revision des KRG dahingehend aktiv zu werden, dass ein planungsrechtliches Instrument zur Schaffung eines Mindestanteils preisgünstiger Wohnungen verankert wird und/oder die Möglichkeit zur Schaffung von Zonen für preisgünstiges Wohnen (wie unter anderem im Kanton Zürich) geschaffen wird?
Chur, 19. Oktober 2016
Horrer, Pult, Jaag, Atanes, Baselgia-Brunner, Bucher-Brini, Cahenzli-Philipp, Caviezel (Chur), Deplazes, Gartmann-Albin, Locher Benguerel, Monigatti, Perl, Thöny, von Ballmoos, Degiacomi, Vassella