2017 reichte der Schweizerische Berufsverband der Pflegefachpersonen SBK die nationale Pflegeinitiative ein. Er verlangt mit dieser die Sicherstellung einer ausreichenden Zahl an Pflegefachpersonen, besonders im tertiären Bereich (Pflegefachfrau, Pflegefachmann HF/FH). Aktuell werden in diesem Bereich nur 43% des künftigen Bedarfs ausgebildet.
Die Gesundheitskommission des Nationalrats hat inzwischen einen indirekten Gegenvorschlag zur Initiative erarbeitet, der sich seit dem 20. Mai und noch bis zum 14. August in der Vernehmlassung befindet. In diesem Gegenvorschlag wird die Dringlichkeit der Initiative erkannt und unterstützt. Bund und Kantone sollen für eine ausreichende Anzahl Ausbildungsplätze besorgt sein.
Unter anderem in seinem aktuellen Jahresbericht äussert das Bildungszentrum für Gesundheit und Soziales (BGS) grosse Schwierigkeiten, genügend Praktikumsplätze für die Pflegestudierenden zu finden. Für diese entsteht möglicherweise die Situation, mitten in der Ausbildung nicht mehr zu wissen, ob, wann und wo sie diese fortsetzen können. Die meisten Institutionen halten die vom Gesundheitsamt in den Leistungsaufträgen vorgegebenen Zahlen nicht wirklich ein.
Verschärft werden wird die Lage einerseits durch die Bevorzugung der Akutspitäler als Ausbildungsort durch die Studierenden, in Zukunft wohl zudem durch den Ersatz von stationären durch ambulante Angebote in den Spitälern. Auf diesen Stationen verbleiben die Patientinnen und Patienten nur während kurzer Zeit, weshalb dort eine Ausbildung von Pflegefachpersonen kaum mehr möglich sein wird.
Eine Folge der Entwicklung «ambulant vor stationär» wird eine Verlagerung von Leistungen im Spital hin zu einer Übergangspflege in Pflegeheimen und durch die Spitex sein. Deshalb werden dort mehr und vor allem besser qualifizierte Pflegefachpersonen sowie entsprechende Ausbildungsplätze benötigt werden.
Bis anhin werden lediglich den Spitälern die Praktikumsstellenzahlen vorgeschrieben, nicht aber den Bereichen Langzeit, Spitex und Rehabilitation.
Die Unterzeichnenden stellen dazu folgende Fragen:
1. Wie begleitet die Regierung die aktuellen Veränderungen und Herausforderungen bezüglich Pflegebedarf?
2. Beabsichtigt die Regierung, künftig auch die Institutionen des Langzeit-, Spitex- und Rehabilitationsbereichs dazu zu verpflichten, Praktikumsplätze für Pflegestudierende zur Verfügung zu stellen?
3. Wie stellt die Regierung sicher, dass die Qualität der praktischen Ausbildung weiterhin in allen Institutionen der Gesundheitsversorgung den eidgenössischen Vorgaben für die Ausbildung zur Pflegefachperson HF entspricht?
4. Welche Unterstützung kann der Kanton gerade den kleineren Institutionen zur Erfüllung eines Ausbildungsauftrags bieten?
Pontresina, 14. Juni 2019
Rutishauser, Widmer-Spreiter (Chur), Tomaschett-Berther (Trun), Atanes, Baselgia-Brunner, Bigliel, Brandenburger, Cahenzli-Philipp, Caviezel (Chur), Clalüna, Crameri, Danuser, Deplazes (Chur), Deplazes (Rabius), Ellemunter, Favre Accola, Gasser, Grass, Hofmann, Horrer, Kasper, Lamprecht, Locher Benguerel, Märchy-Caduff, Müller (Felsberg), Natter, Niggli-Mathis (Grüsch), Noi-Togni, Papa, Paterlini, Perl, Preisig, Rettich, Rüegg, Sax, Schwärzel, Thöny, Wilhelm, Pajic