Der Fachkräftemangel ist auch für die kantonale Verwaltung zunehmend eine Herausforderung. Denn als Arbeitgeberin steht sie in Konkurrenz zur Privatwirtschaft. Damit gewinnen fortschrittliche Anstellungs- und Arbeitsbedingungen an Bedeutung bei der Rekrutierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Denn angesichts der Veränderung der Altersstruktur, einer sinkenden Geburtenrate und gut ausgebildeter Männer und Frauen in der jungen Generation, die immer häufiger Beruf und Familie verbinden wollen oder müssen, wird der Wettbewerb um die Arbeitskräfte zunehmend über gute Bedingungen, vor allem für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Privatleben, entschieden. Eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Privatleben ist jedoch nicht nur ein zentraler Faktor im Wettbewerb um Fachkräfte, sondern auch ein Erfolgsfaktor für die Qualität, Effizienz und Wirksamkeit der eigentlichen Verwaltungsleistung.
Um die heutige Situation hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Privatleben in der kantonalen Verwaltung zu erfassen und um massgeschneiderte Lösungen für die Verbesserung zu eruieren, gibt es diverse etablierte Instrumente. So hat Pro Familia Schweiz einen Family Score entwickelt, der die Familienfreundlichkeit von Arbeitgebern betrachtet und ein Ist-Soll-Vergleich macht. Die Organisationen erhalten damit wertvolle Hinweise, wo sie ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern können. Die möglichen Massnahmen dazu umfassen Themen wie flexible Arbeitszeiten, Teilzeitarbeit, angepasste Arbeitsorganisation, Betriebsklima, Personalentwicklung, Unterstützung bei Kinderbetreuung oder ein flexibler Arbeitsort.
Ein ähnliches Instrument bietet die Fachstelle UND mit dem Prädikat «Familie UND Beruf» an. In Graubünden begleitet die Fachstelle in Zusammenarbeit mit der kantonalen Stabsstelle für Chancengleichheit von Frau und Mann das seit 2010 laufende «Aktionsprogramm Bündner KMU: Familienfreundlichkeit als Erfolgsfaktor», an dem bereits zwei Dutzend Unternehmen teilgenommen haben. Auch die kantonale Verwaltung sollte sich mit diesem wichtigen Thema auseinandersetzen.
Die Unterzeichnenden beauftragen deshalb die Regierung, über ein etabliertes Analyseinstrument die aktuellen Anstellungs- und Arbeitsbedingungen hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Privatleben in der kantonalen Verwaltung zu untersuchen sowie die daraus resultierenden Empfehlungen zur Steigerung der Attraktivität und Erlangung eines Gütesiegels umzusetzen. In den Prozess sind auch die Mitarbeitenden einzubeziehen, damit die Massnahmen wirksam und bedürfnisgerecht gestaltet werden.
Chur, 29. August 2019
Maissen, Hardegger, Schwärzel, Atanes, Baselgia-Brunner, Berther, Brunold, Cahenzli-Philipp, Caluori, Cantieni, Casutt-Derungs, Cavegn, Caviezel (Chur), Degiacomi, Deplazes (Chur), Deplazes (Rabius), Derungs, Epp, Fasani, Florin-Caluori, Föhn, Geisseler, Hitz-Rusch, Hofmann, Holzinger-Loretz, Horrer, Kohler, Kunfermann, Locher Benguerel, Loepfe, Märchy-Caduff, Müller (Felsberg), Noi-Togni, Paterlini, Perl, Preisig, Rettich, Ruckstuhl, Rutishauser, Sax, Schmid, Schneider, Stiffler, Thomann-Frank, Thöny, Tomaschett-Berther (Trun), Ulber, Wilhelm, Zanetti (Landquart), Engler (Surava)