Mit den im vergangenen Sommer/Herbst und Winter lancierten Impulsprogrammen konnte der Freizeittourismus mit attraktiven Kommunikationsmassnahmen angekurbelt werden. Viele Destinationen hatten wider Erwartungen eine gute Sommer- und Wintersaison, einige haben sogar überdurchschnittliche Resultate (Logiernächte) erzielt. Nicht erholt haben sich ganz klar die touristischen Destinationen mit eher städtetouristischer Ausrichtung, die hauptsächlich von internationalen Gästen, Kultur- und Transitgästen, Gruppen und Businessreisenden abhängig sind. Diese Destinationen leiden immer noch erheblich und weisen weiterhin bei den Hotelübernachtungen ein Minus von bis zu 70% pro Monat im Vergleich zum Vorjahr auf. Beispiele dafür (aber nicht abschliessend) sind Chur, Viamala, Moesa, aber auch Davos mit ihrem MICE-Geschäft.
Während der Freizeittourismus in eine etwas andere Wachstumsnormalität zurückfindet, unterliegen Teile des Geschäfts- und MICE-Tourismus grossen Veränderungsprozessen, beispielsweise durch die Verlegung der Meetings, Interaktionen und Begegnungen in den virtuellen Raum. Erste Schätzungen gehen beispielsweise von einer ungefähren Halbierung des vorpandemischen Volumens aus. Die Aussicht auf eine baldige Besserung für die Hotelübernachtungen ist für diese Destinationen sehr trüb, denn ihre Zielgruppen werden noch lange nicht oder nur sehr langsam zurückkehren. Auch Gäste aus Fernmärkten werden weiterhin ausbleiben. Die Corona-Pandemie wird die Tourismusbranche nachhaltig verändern.
Die eingangs erwähnten Impulsprogramme sind für diese stark leidenden Destinationen insofern bedingt günstig, weil die geltende Finanzierungssystematik bei den Promotionen der Dachorganisationen eine nicht unerhebliche Kostenbeteiligung der teilnehmenden Destinationen und Leistungsträger vorsieht. Diese Beiträge sind für die jetzt besonders betroffenen Destinationen nicht mehr finanzierbar! Profitieren tun also mit den Impulsprogrammen diejenigen, die sich bereits erholt haben oder auf gutem Weg sind.
Der Kanton blickt der Sommer- und Herbstsaison 2021 zuversichtlich entgegen. Erste Szenarien gehen von einem ähnlichen Tourismusaufkommen wie im Vorjahr aus. Eine Gefahr besteht jedoch darin, dass wenn die meisten Leute geimpft sind, eine Post-Corona-Reiseeuphorie bei den Schweizern aufkommt, welche allenfalls bereits im 2021 oder dann spätestens ab 2022 zu spüren sein wird. Schweizer Gäste werden ihre teils aufgeschobenen Reisen ins Ausland planen, sobald dies wieder möglich sein wird. Diverse Kantone bereiten daher vorsorglich eine Offensive vor, um diesem Trend möglichst entgegenzuwirken.
Zusammenfassend stellen wir fest, dass die negativen Auswirkungen der Pandemie die Destinationen mit eher städtetouristischer Ausrichtung viel stärker und nachhaltiger treffen, die Gästen aus dem Ausland, aus dem Business- und Gruppenbereich noch länger Zeit fehlen bzw. ausbleiben werden und es weiter zu befürchten ist, dass Herr und Frau Schweizer nach Corona lieber wieder vermehrt Ferien im Ausland buchen möchten.
Die Unterzeichner beauftragen daher die Regierung:
- Zu prüfen, wie die überproportional betroffenen Destinationen bzw. deren Leistungsträger unterstützt werden können, um die verlorenen Segmente (Business, MICE, Kongress, etc.) zurückzugewinnen bzw. zu kompensieren.
- Möglichst wenige zusätzliche Kantonsmittel für Impulsprogramme einzusetzen, die sich einzig und allein auf die Förderung der Nachfrage beschränken (z. B. reine Inspiration, Werbekampagnen, Kommunikation, Werbung), sondern ein Nachfrage-Stabilisierungsprogramm zu lancieren, welches das künftige Gäste- und Reiseverhalten berücksichtigt.
- Die Ausgestaltung des Nachfrage-Stabilisierungsprogrammes so vorzunehmen, dass insbesondere die am meisten geschädigten Destinationen künftig mit möglichst geringen Kosten an künftigen Impulsprogrammen teilhaben und profitieren können.
Davos, 21. April 2021
Rüegg, Caluori, Loi, Atanes, Berweger, Bigliel, Brunold, Cahenzli-Philipp, Caviezel (Chur), Censi, Danuser, Della Cà, Dürler, Ellemunter, Engler, Fasani, Felix, Flütsch (Splügen), Föhn, Grass, Gugelmann, Hardegger, Hartmann-Conrad, Hohl, Holzinger-Loretz, Horrer, Jochum, Kienz, Koch, Kunfermann, Loepfe, Maissen, Marti, Michael (Donat), Mittner, Müller (Susch), Natter, Perl, Pfäffli, Rettich, Rutishauser, Schutz, Stiffler, Thomann-Frank, Thür-Suter, von Ballmoos, Waidacher, Weidmann, Wellig, Widmer (Felsberg), Wilhelm, Adank-Arioli, Costa, Flütsch (St. Antönien), Tomaschett (Chur), Pajic, Spadarotto