Beim Dachverband "Schweizer Lehrerinnen und Lehrer" (LCH) wird diskutiert über neue Schulmodelle bei vier bis achtjährigen Kindern. Wie aus verschiedenen Medienberichten zu entnehmen ist, handelt es sich bei den bevorstehenden Reformen weniger um Schul-, vielmehr um gesellschaftspolitische Anliegen.
So fordert eine Petition der Arbeitsgruppe Frauen 2001: "Kinderbetreuung für alle!". Verlangt wird also in erster Linie das garantierte Betreuungsangebot für Kinder. Die Einschulung mit vier Jahren wird begleitet von Begehren wie: Blockzeiten, Mittagstisch, Tageschulen, Hausaufgabenbetreuung und Harmonisierung des Unterrichts zwischen den Kantonen.
Bei der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK), wo in den letzten Jahren eine Menge von Reformpaketen geschnürt wurden, hat die Idee der frühen Einschulung und Kinderbetreuung im Dossier 48a seinen Platz gefunden.
In einem Positionspapier des LCH werden diese Gedanken wie folgt kommentiert: Der Zweck einer schulischen Kinderbetreuung mit vier Jahren ist die Entlastung der Eltern im heutigen Arbeitsprozess. Ebenso verhindert es die Isolation der Kinder und dient der rechtzeitigen Sozialisation und Bildung der Kinder. Es berücksichtigt die moderne Lebens- und Arbeitswelt, die neuen Familienstrukturen und kommt der oft fehlenden Sachkundigkeit der Eltern in Bildungsfragen entgegen. Individuelle Aufgabenbetreuung und individuelle Stütz- und Förderangebote werden Aufgabe der Lehrkräfte sein. Sozialpädagogische Betreuungsarbeit in Tagesschulen fällt den speziell für Jugendarbeit ausgebildeten Personen zu. Dies ist Betreuungs- und Animationsarbeit.
Auch eine organisatorische Weiterentwicklung der Schulen wird angestrebt, man spricht von "Teilautonomen Volksschulen". Laut LCH ist es folgerichtig, dass Lehrkräfte von der Basisstufe (4J.) bis zum Übertritt in die Sekundarstufe I gleichgestellt sind. Auch gehört die Pädagogik von Maria Montessori zum Schulsack jeder Lehrkraft dieser Stufe. Nebst der Ausbildung bringen Früheinschulung und Tagesschulangebote höhere Investitions- und Betriebskosten. Man rechnet mit 20% mehr Primarschulklassen. Das bedeutet Mehrkosten für Löhne, Schulräume und Transporte. Basisstufen erfordern eine individuelle Schülerbetreuung, das heisst eine 150% Stelle pro Klasse.
Die Regierung wird um die Beantwortung der folgenden Fragen ersucht:
1. Ist die Regierung der Ansicht, dass die Abschaffung des Kindergartens und die Zwangseinschulung mit vier Jahren für Graubünden in absehbarer Zeit in Frage kommt?
2. Welche Position will die Regierung bei der EDK einnehmen, um die Reformgier und den massiven Einfluss der Zürcher Erziehungsdirektion auf die übrigen Ostschweizer Kantone herabzumindern?
Chur, 30. November 1999
Namen: Gartmann, Suter, Plouda, Bär, Baselgia, Beeli, Biancotti, Bühler, Capaul (Lumbrein), Capaul (Ruschein), Casanova, Cathomas, Cavegn, Crapp, Demarmels, Federspiel, Giuliani, Hassler, Joos, Maissen (Schluein), Maissen (Rabius), Möhr, Picenoni, Pitsch, Portner, Risch, Schaad, Scharplatz, Schmid (Sedrun), Schmid (Splügen), Stecher, Thöny, Tremp, Tuor, Valsecchi, Walther, Zinsli, Quinter, Castelli, Stiffler (Davos), Kasper, Rizzi, Christ, Ragettli
Session: 30.11.1999
Vorstoss: dt Interpellation