Wie aus einem Pressebericht der Südostschweiz vom 23. Mai 2001 hervorgeht, soll zwischen Mitte Juni und Ende November 2001 im Kantonsspital Graubünden je eine Abteilung in der Medizin und eine in der Chirurgie wegen Personalmangel geschlossen werden. Geplant sei, die Patienten noch früher zu entlassen und ihre Betreuung durch den Hausarzt oder die Spitex zu organisieren.
Dass Patienten vorzeitig aus der Spitalpflege entlassen werden, lässt sich bereits heute vermehrt feststellen. So sind die Spitexdienste gefordert, spitalinterne Pflegeleistungen zu erbringen, ohne jedoch über die nötigen personellen Ressourcen wie auch über die notwendige Infrastruktur zu verfügen. Das gleiche gilt auch für die Hausärzte, welche in der Regel keine Spezialisten sind und auch über keine spitalinterne Fachkonferenz verfügen. Mit der beschriebenen Entwicklung wie auch durch die geplanten Schliessung zweier Abteilungen im Kantonsspital werden das Problem des Personalmangels aber auch die Sparbemühungen im Spitalbereich in unzulässiger Art und Weise auf Dritte überwälzt. Es ist der Tendenz entgegenzuwirken, dass ein Kantonsspital als medizinischer Hauptversorger des Kantons nur noch Patienten betreuen kann, die eine Zentrumsfunktion des Kantonsspitals benötigen (Koronarographie, Angiologie) und dass die Spitäler ihren Kernaufgaben, nämlich die letzt-instanzliche diagnostische Abklärung und die Rückführung der Patienten in einen alltagsstabilen Gesundheitszustand nicht mehr nachkommen können, mit anderen Worten, spitalbedürftige Personen auslagern.
Die heutigen Spitexdienstangebote sind begrenzt durch den Rahmenleistungsauftrag und das Krankenversicherungsgesetz. Die Auslagerung von Aufgaben aus dem spitalinternen Bereich setzt den Aufbau neuer Strukturen und Pflegemodelle im spitalexternen Bereich voraus. Die Regierung wird hiermit ersucht, zu den nachfolgenden Fragen Stellung zu nehmen:
- Wie gedenkt die Regierung die Auswirkungen der beschriebenen Entwicklung aufzufangen?
- Welche Massnahmen gedenkt die Regierung zu treffen, um die Qualität der Leistungen zu gewährleisten und die Verantwortung der spitalexternen Leistungserbringer einzugrenzen?
- Wurden die Spitex-Organisationen und/oder der Spitex-Verband Graubünden und die Ärzteschaft bereits zur Stellungnahme eingeladen?
- Geht die Tendenz in Richtung einer Schaffung und eines Aufbaus hausärztlich überwachter Ambulatorien?
- Soll sich das Leistungsangebot von Zentrumsspitälern wirklich nur noch auf Zentrumsfunktionen beschränken?
Chur, 1. Juni 2001
Namen: Cahannes, Suter, Büsser, Cathomas, Catrina, Cavegn, Dalbert, Demarmels, Dermont, Giuliani, Godly, Hess, Jenny, Joos, Kessler, Lardi, Luzio, Marti, Peretti, Quinter, Robustelli, Sax, Schmid (Sedrun), Tramèr, Tremp, Tuor (Disentis/Mustér), Tuor (Trun), Zarro, Zegg
Session: 01.06.2001
Vorstoss: dt Interpellation