Wenn sich in der Gesellschaft tiefgreifende Entwicklungen abzeichnen oder im Gang sind, werden Schulen als öffentliche Institutionen einem Veränderungsdruck ausgesetzt. Viele neuen Ansprüche und Forderungen von Seiten der Elternschaft wie auch von der Politik erhöhen den Gestaltungs- und Führungsbedarf von Schulen. Unser Parlament und unsere Regierung hat in den letzten Jahren mit der Genehmigung diverser Schulreformprojekte politische Weichen gestellt:
- Neues Schülerbeurteilungskonzept (gfb: ganzheitlich fördern und beurteilen)
- Oberstufenreform (Oberstufenmodell B: kooperativ und Oberstufenmodell C: Niveaumodell)
- Diverse Pilotversuche (zweisprachige Schulen in Samedan und Chur)
- Frühfremdsprachen (ZSU: Zweitsprachunterricht auf der Primarschulstufe)
- Neue Sprachkonzepte (Frühfremdsprache und neue Fremdsprachen in der Oberstufe mit entsprechender Ausbildung der Lehrpersonen)
- Förderung von Schulleitungen (Schulgesetz Art. 54) und Ausbildungslehrgang für Schulleiter (RB vom 5.6.01)
Die kantonalen Behörden haben strategisch geplant! Übernehmen sie auch die nötige Verantwortung und helfen mit, dass die Konzepte umgesetzt werden?
Mittlere und grössere Gemeinden haben Schulleitungen installiert oder beschäftigen sich ernsthaft damit, diese wertvolle Institution zu schaffen. Genau gleich wie die kantonalen Planungsbehörden sind viele kommunalen Behörden überzeugt, dass nur geführte Schulen den heutigen Anforderungen an eine pädagogisch wertvolle und leistungsfähige Schule ganz gerecht werden können. Wollen kleinere Gemeinden ihre wichtigste Kundendienstleistung mit gleicher Qualität anbieten wie die grösseren Gemeinden, werden auch sie mittelfristig Schulleitungen aufbauen müssen. Auch wenn diese als Verbandslösungen mehrerer Gemeinden organisiert werden sollten, verursachen sie Kosten, die vom Kanton im Sinne der Sache mitgetragen werden müssen, wenn er weiterhin eine qualifizierte Volksschule für alle bieten will. Überraschenderweise will die Regierung einen einzigen Ausbildungskurs für 24 Schulleiter durchführen.
Gute Schulen sind das wichtigste aber auch das teuerste Angebot der Gemeinden. Der Kanton unterstreicht diese Bedeutung bei Schulpersonalkosten mit je nach Finanzkraftgruppen bedeutenden Finanzausgleichsbeiträgen (20 55 %). Das vom Kanton geforderte Fremdsprachenkonzept und die kantonale Postulierung von Schulleitungen haben für die Gemeinden merkliche finanzielle Folgen in Form zusätzlichen Lektionenaufwandes. Hiezu hat der Kanton die entsprechende Finanzierung zwar postuliert aber noch nicht umgesetzt.
Art. 54 des Schulgesetzes postuliert die finanzielle Unterstützung von Schulleitungen. In der Oberstufe steigt die Lektionenzahl durch die Einführung einer zweiten obligatorischen Fremdsprache an: Die finanzausgleichsberechtigte Maximalstundenzahl ist nicht erhöht worden. Anfragen im Amt haben ergeben, dass im Budget 2002 weiterhin keine entsprechenden Beiträge vorgesehen sind.
Die Interpellanten möchten im Wissen um die knappen Finanzen des Kantons, aber auch im Bewusstsein, dass auf Konzepte Tatbeweise folgen müssen, folgende Fragen stellen:
1. Wieviel Schulleitungen soll es im Kanton Graubünden geben und wieviel Schulleiter gedenkt man in den nächsten Jahren auszubilden?
2. Warum will die Regierung bestehende Schulleitungen nicht sofort im geplanten Rahmen des indirekten Finanzausgleiches unterstützen? Wann gedenkt die Regierung Finanzausgleichsbeiträge für Schulleitungen zu leisten (Revision der Lehrerbesoldungsverordnung)?
3. Um wieviel Stunden wird die finanzausgleichsberechtigte Stundenzahl der Volksschulen als Folge des neuen Sprachkonzeptes erhöht?
Chur, 10. Oktober 2001
Name: Feltscher, Hübscher, Tuor (Disentis/Mustér), Ambühl, Berther, Bischoff, Bucher, Bundi, Büsser, Butzerin, Carisch, Casanova (Chur), Casanova (Vignogn), Cavegn, Claus, Crapp, Dalbert, Demarmels, Donatsch, Frigg, Giuliani, Hanimann, Hug, Jäger, Juon, Kessler, Koch, Lardi, Locher, Loepfe, Märchy, Möhr, Montalta, Nick, Parolini, Patt, Pfiffner, Rizzi,
Robustelli, Roffler, Scharplatz, Schmid (Splügen), Schmutz, Schütz, Thomann, Thöny, Tuor (Trun), Walther, Zarro, Zegg
Session: 10.10.2001
Vorstoss: dt Interpellation