Nach dem schrecklichen Unglück im Gotthardtunnel, das uns alle betroffen gemacht hat, möchten wir vorerst den Hinterbliebenen unser herzlichstes Beileid ausdrücken.
Nach der darauf folgenden Schliessung des Gotthard-Tunnels wurden grosse Teile des rollenden Verkehrs via San Bernardino umgeleitet. Wir sind aus Solidarität bereit, für Lösungen Hand zu bieten. Allerding ist die San Bernardino-Achse, wie auch der in den sechziger Jahren eröffnete San Bernardino-Tunnel, nicht für den Schwerverkehr konzipiert worden.
Die Bündner Regierung hat schon vor Jahren ihre Bedenken zur Verkehrssicherheit am San Bernardino vorgebracht. Die Gefahren bei leistungsschwachen Lastwagen, infolge Überhitzung des Motors, bringen ein erhöhtes Brandrisiko. Die Steilheit der Rampe mit wenigen Überholmöglichkeiten, enge Kurven und die Zweispurigkeit werden für alle Strassenbenützer zu einem enormen Sicherheitssrisiko. Ein ähnlicher Unfall im San Bernardino-Tunnel, wie der am Gotthard, würde zu noch schwerwiegenderen Folgen führen. Der Tunnel verfügt weder über Fluchtmöglichkeiten noch über eine Notbeleuchtung. Zudem entspricht die Tunnellüftung den heute geforderten Standards nicht. Ausserdem ist auch der technische Zustand von noch nicht sanierten Brücken und von Strassenabschnitten für dieses Verkehrsaufkommen nicht geeignet.
Für die in unmittelbarer Nähe am San Bernardino-Tunnel liegenden Dörfer entstehen wirtschaftliche Einbussen, die heute noch nicht in ihrer Tragweite beurteilt werden können. Zudem sind die vielen Verkehrsunfälle für den bald beginnenden Wintertourismus höchst Image schädigend. Wir können jedoch feststellen, dass die Regierung, die Polizei und die Feuerwehr ihre Aufgaben gut bewältigt haben.
Die heutige Situation kann nicht verantwortet werden und verlangt griffige und nachhaltige Massnahmen für die Verkehrsteilnehmer und die Anwohner.
Wir bitten die Regierung, weitere Lösungen und Szenarien zu erarbeiten, die geeignet sind, die Verkehrssicherheit an der San Bernardino-Achse zu verbessern. Dabei sind im Hinblick auf die volkswirtschaftlichen Schäden für die Anwohnergemeinden, verträgliche Massnahmen zu prüfen. Der San Bernardino ist für grosse Teile Graubündens eine wichtige Lebensader.
Die bisher getroffenen Massnahmen der Regierung und Polizei erachten wir als richtig.
Wir fordern und unterstützen zusätzlich folgende Massnahmen:
1. Ab sofort keine 40 t LKW am San Bernardino.
2. Rigorose Polizeikontrollen von Fahrzeuglenkern und der Fahrtüchtigkeit der LKW's, insbesondere bezüglich minimaler Motorenstärke. Bei Wintereinbruch ist eine den Anforderungen entsprechende Wintertauglichkeit zu prüfen.
3. Die Verkehrspolizei ist für die Zeit der Gotthard-Sperrung durch Kontingente anderer Kantone zu verstärken und der Bund hat sich an diesen Mehrkosten zu beteiligen.
4. Beschleunigung der Sanierung des San Bernardino-Tunnels mit Fluchtstollen, Notbeleuchtung und einer den heutigen Anforderungen genügenden Lüftung. Der Bund ist aufzufordern, die finanziellen Mittel dafür aufzustocken.
5. Rasche zur Verfügungstellung der finanziellen Bundesmittel zur Behebung des aufgestauten sowie des neu zu erwartenden Unterhaltes an Brücken und Strassen an der San Bernardino-Achse.
6. Rasche Instandstellung des Gotthard-Tunnels für den Schwerverkehr. Eine Öffnung nur für den Personenverkehr lehnen wir ab.
7. Prüfung einer fahrspurgetrennten Verkehrsführung im San Bernardino, z. B. mittels Leitplanken, damit die Sicherheit für die Zukunft besser gewährleistet werden kann.
Sollte sich im Winter herausstellen, dass diese Massnahmen nicht zu der gewünschten Verkehrssicherheit sowie den berechtigten Bedürfnissen der Anwohner führen, ist eine Kontingentierung der Transit LKW's auf der San Bernardino-Route einzuführen.
Chur, 27. November 2001
Name: Zinsli, Peretti, Schmid (Splügen), Ambühl, Bachmann, Barandun, Battaglia, Beck, Berther (Sedrun), Brüesch, Brunold, Büsser, Butzerin, Campell, Catrina, Cavegn, Caviezel, Christ, Christoffel, Conrad, Farrér, Feltscher, Geisseler, Giacometti, Giovannini, Giuliani, Göpfert, Hardegger, Hartmann, Heinz, Hess, Hübscher, Jeker, Joos, Juon, Keller, Kessler, Koch, Lardi, Lemm, Locher, Luzi, Maissen, Marti, Meyer, Möhr, Montalta, Nigg, Noi, Parolini, Parpan, Patt, Plozza, Quinter, Ratti, Righetti, Robustelli, Roffler, Sax, Scharplatz, Schmid (Sedrun), Schmid (Vals), Stiffler, Suter, Telli, Thöny, Toschini, Trachsel, Tremp, Tscholl, Tuor (Disentis/Mustér), Tuor (Trun), Valsecchi, Vetsch, Wettstein, Zanolari, Zegg
Session: 27.11.2001
Vorstoss: dt Postulat