In Artikel 21 des Entwurfes zu einem Bundesgesetz über die Landessprachen und der Verständigung unter den Sprachgemeinschaften, der zurzeit in Vernehmlassung ist, wird vorgesehen, dass der Bund zusammen mit den Kantonen eine wissenschaftliche Institution zur Förderung der Mehrsprachigkeit führe, wobei auch schon deren Aufgaben sowie die organisatorische Struktur vorgegeben werden.
Die Schaffung eines derartigen Institutes ist schon mehrfach gefordert worden; vor allem ist darauf hingewiesen worden, dass wir zwar in einem mehrsprachigen Staat leben, die Erforschung des Phänomens der Mehrsprachigkeit jedoch nirgends in systematischer und befriedigender Weise vorangetrieben werde.
Nun hiesse es “Wasser in den Rhein tragen”, wenn man die einzigartige Bedeutung herausstreichen möchte, die dem Kanton Graubünden im Bereich der Mehrsprachigkeit zukommt. Graubünden hat darin jahrhundertealte Erfahrungen. Er ist der einzige dreisprachige Kanton in der Schweiz. Er beherbergt die nur hier lebende Kleinsprache Rätoromanisch, und mit den italienischsprachigen Südtälern ist eine weitere schweizerische Minderheitensprache vorhanden.
Die Mobilität, Strukturprobleme peripherer Regionen sowie die touristische Entwicklung und mediale Präsenz stellen neue Herausforderungen an die Erhaltung der Mehrsprachigkeit unseres Kantons dar. Nicht zuletzt aus diesen Gründen ist im Kulturförderungsgesetz des Kantons Graubünden die Förderung der Mehrsprachigkeit als vordringliche Aufgabe herausgestrichen.
Mit der Einrichtung eines Institutes für Mehrsprachigkeit können - neben der wissenschaftlichen Erforschung der Probleme im Umfeld der Mehrsprachigkeit - für den Kanton Graubünden zusätzliche Synergien erreicht werden: Der direkte Kontakt der Wissenschaft zur Praxis und den sich stellenden Fragen, die wissenschaftliche Begleitung konkreter Projekte, die Forschungsarbeiten zu den Existenzgrundlagen bedrohter Regional- oder Minderheitensprachen, die Koordination mit dem DRG sowie mit Anliegen der Sprachvereinigungen LIA RUMANTSCHA, PRO GRIGIONI ITALIANO und der Walservereinigung usw.
Der Hochschulstandort Graubünden muss auf breiter Front gestärkt werden. Das vorgesehene Institut würde die bestehenden Institutionen wie PFH Chur und HTW Chur ergänzen und vielfältige Möglichkeiten interdisziplinärer Zusammenarbeit eröffnen.
Nicht unbedeutend ist aber auch die volkswirtschaftlichen Bedeutung (Stellenschaffungen) in einer Randregion; mit der Berücksichtigung des Kantons Graubünden würde der Bund auch ein Bekenntnis zur Dezentralisierung und eine Kompensation für dem Kanton in den letzten Jahren verloren gegangene Bundesbetriebe zum Ausdruck gegeben.
Aus nationalen und föderalen Gründen drängt sich der Kanton Graubünden als Standort für das geplante von Bund und Kantonen getragene wissenschaftliche Institut auf
Die Postulantinnen und Postulanten fragen die Regierung an, ob sie bereit ist,
1. alle Vorkehrungen zu treffen, um das vorgesehene Institut für Mehrsprachigkeit in Graubünden anzusiedeln,
2. dieses Ziel in das Regierungsprogramm aufzunehmen.
Chur, 28. November 2001
Name: Arquint, Lardi, Claus, Augustin, Beck, Berther (Disentis/Mustér), Berther (Sedrun), Brüesch, Bucher, Bühler, Butzerin, Campell, Capaul, Casanova (Chur), Casanova (Vignogn), Cathomas, Catrina, Caviezel, Cavigelli, Christoffel, Conrad, Dalbert, Davaz, Demarmels, Dermont, Donatsch, Fallet, Farrér, Federspiel, Frigg, Geisseler, Giacometti, Giovannini, Giuliani, Gunzinger, Hardegger, Hartmann, Hess, Jäger, Joos, Juon, Koch, Lemm, Locher, Loepfe, Luzio, Maissen, Marti, Nick, Noi, Parolini, Peretti, Pfenninger, Pfiffner, Pitsch, Plozza, Portner, Ratti, Righetti, Sax, Schmid (Sedrun), Schmid (Vals), Schütz, Suenderhauf, Toschini, Tremp, Trepp, Tscholl, Tuor (Disentis/Mustér), Tuor (Trun), Valsecchi, Wettstein, Zanolari, Zegg, Zinsli
Session: 28.11.2001
Vorstoss: dt Postulat