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Session: 25.03.2003
Die Stundendotation der Schülerinnen und Schüler wie auch die Pflichtlektionenzahl der Lehrpersonen im Vollpensum liegen in der Bündner Volksschule - insbesondere in der Sekundarstufe 1 - deutlich höher als der gegenwärtige schweizerische Durchschnitt. Mit der Revision der Stundentafel gemäss Regierungsbeschluss vom 3. Juli 2001 wurden die wöchentlichen Pflichtstunden der Schülerinnen und Schüler der Real- und Sekundarschule deutlich erhöht. Dies führte unter anderem dazu, dass die pädagogisch wertvolle Klassenstunde leider aus der Stundentafel gestrichen werden musste und der Spielraum für Freifächer stark eingeschränkt wurde.
Mit der Zahl von 30 Pflichtlektionen der Lehrpersonen für alle Schultypen der Volksschule steht Graubünden heute im interkantonalen Vergleich an der Spitze. Dabei sind bei uns sogenannte Teamstunden der Lehrpersonen (noch) nicht in der Pflichtlektionenzahl enthalten. Weil auch die Besoldung der einzelnen Lehrerkategorien im Vergleich zu anderen Kantonen eher tiefer liegt, wird es für die Bündner Schulgemeinden zunehmend schwieriger, vor allem in der Sekundarstufe 1 freie Stellen zu besetzen. Die finanzielle Situation von Kanton und Gemeinden lässt in näherer Zukunft kaum zu, zur Entlastung der Lehrpersonen die Arbeitszeiten zu verkürzen, ohne dass nicht durch eine gezielte Senkung der Stundendotationen für die einzelnen Klassen eine entsprechende Entlastung gefunden würde.
Die Interpellantinnen und Interpellanten stellen der Regierung in diesem Zusammenhang die folgenden Fragen:

1. Wie gross ist die Stundendotation der Schülerinnen und Schüler der Bündner Volksschule (1. - 9. Klasse) in den Pflichtfächern im Vergleich mit dem schweizerischen (ostschweizerischen) Durchschnitt?

2. Wie hoch ist die Pflichtlektionenzahl der Lehrpersonen der verschiedenen Schultypen im schweizerischen (ostschweizerischen) Durchschnitt? Welche Kantone zählen auch Teamstunden o.ä. zum Pflichtpensum?

3. Teilt die Regierung die Auffassung, dass durch eine Reduktion der Stundendotation der Schülerinnen und Schüler bei den Pflichtfächern Spielraum geschaffen wird, um auch die Pflichtstundenzahl der Lehrpersonen auf den schweizerischen Durchschnitt zu senken?

Chur, 25. März 2003

Name: Jäger, Pfenninger, Zindel, Arquint, Brasser, Bucher, Caviezel (Chur), Demarmels, Farrér, Frigg, Hanimann, Jäger, Lardi (Poschiavo), Locher, Looser, Meyer, Noi, Pfiffner, Robustelli, Scharplatz, Schmutz, Schütz, Suenderhauf, Suter, Trachsel, Trepp, Zanolari

Session: 25.03.2003
Vorstoss: dt Interpellation


Antwort der Regierung

Die in der Interpellation gemachten Aussagen zu den Lektionendotationen der Schülerinnen und Schüler sowie zu den Pflichtpensen der Lehrpersonen sind im Grundsatz zutreffend, bedürfen aber einiger Erläuterungen. Beschränkt man den interkantonalen Vergleich auf die Wochenpensen, so liegen sowohl die Pensen der Bündner Schülerinnen und Schüler als auch die Verpflichtungen der Bündner Lehrpersonen über dem ostschweizerischen Durchschnitt. Wird der Vergleich hingegen auf das ganze Schuljahr ausgeweitet, so ändert sich - aufgrund der unterschiedlichen Anzahl von Schulwochen - das Bild zugunsten des Kantons Graubünden.

Die unten aufgeführten Vergleiche basieren auf Angaben in der Besoldungsstatistik 2003 des Dachverbandes Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH). Im ostschweizerischen Durchschnitt (Ø CH-Ost) sind die entsprechenden Werte der acht Kantone Appenzell Innerrhoden (AI), Appenzell Ausserrhoden (AR), Glarus (GL), Graubünden (GR), St. Gallen (SG), Schaffhausen (SH), Thurgau (TG) und Zürich (ZH) enthalten. In einigen Kantonen sind für das Schuljahr 2003/04 Änderungen geplant. Diejenigen Neuerungen, welche bereits feststehen, sind in den vorliegenden Berechnungen berücksichtigt.

Vor dem Hintergrund dieser allgemeinen Ausführungen und mit dem Hinweis auf die im Umgang mit Statistiken gebotene Vorsicht können die einzelnen Fragen der Interpellation folgendermassen beantwortet werden:
    1. Lektionendotation der Schülerinnen und Schüler (ohne Religion):

Schuljahr (SJ) GR Ø(CH- Ost) GR Ø(CH- Ost)
  Wochenpensum Wochenpensum Jahrespensum Jahrespensum
      (38 Wochen) (bis 40 Wochen)
1. SJ 21 20.4 798 801
2. SJ 24 22.2 912 873
3. SJ 26 24.6 988 966
4. SJ 28 26.7 1064 1050
5. SJ 30 28.3 1140 1108
6. SJ 30 28.3 1140 1108
7. SJ 33 32.6 1254 1280
8. SJ 34 32.9 1292 1290
9. SJ 32 32.9 1216 1290


Im Jahresvergleich bewegen sich die Lektionendotationen der Bündner Schülerinnen und Schüler in einer vertretbaren Bandbreite um das ostschweizerische Mittel. Die teilweise leicht erhöhten Werte sind u. a. auch auf eine entsprechende Gewichtung der drei Kantonssprachen zurückzuführen. Bei unterschiedlichen Dotationen in den verschiedenen Sprachregionen wurde in der vorliegenden Statistik jeweils für den ganzen Kanton mit dem höchsten Lektionenwert gerechnet.

    2. Pflichtlektionen der Lehrpersonen:

Stufe

GR
Wochen-pensum

CH- Ost)
Wochen-pensum

GR
Jahres-pensum
(38 Wochen)

(Ø CH-Ost)
Jahres-pensum
(bis 40 Wochen)

Kindergarten

25 h

24 h 15

950 h

952 h

Primarschulstufe

30 L

30 L

1140 L

1158 L

Kleinklasse

30 L

29 L

1140 L

1148 L

Oberstufe

30 L

29 L

1140 L

1148 L



Im Jahresvergleich bewegen sich die Pflichtlektionen der Bündner Lehrpersonen im Rahmen des ostschweizerischen Mittels. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die meisten Vergleichskantone (AR, GL, SG, SH, TG, ZH) bei der Festlegung der Pflichtpensen bereits 1 - 2 Teamstunden o. ä. berücksichtigt haben.

3. Vor dem Hintergrund der zur Zeit interkantonal laufenden Entwicklung teilt die Regierung die Auffassung, dass im Rahmen der nächsten Revision von Lehrplan und Stundentafeln eine Reduktion der Lektionendotation für die Schülerinnen und Schüler zu prüfen ist. Durch eine Reduktion der Lektionendotation würden einerseits die Schülerinnen und Schüler entlastet; andererseits wäre dies eine Möglichkeit, um die Pflichtlektionenzahl der Bündner Lehrpersonen auch in Zukunft auf dem ostschweizerischen Mittel zu halten.

Datum: 6. Mai 2003