Navigation

Inhaltsbereich

Session: 09.12.2003
Vor gut einem Monat bemerkte man, dass sich die Fahrbahn innerhalb des San Bernardino Tunnels stellen-weise erheblich gesenkt hatte. Diese Senkungen waren so erheblich, dass der Tunnel während mindestens fünf Tagen für den Schwerverkehr gesperrt werden musste. Der untersuchte Belag brachte grosse Mängel, Materialabnutzung, Brüchigkeit und Wassereintritte an den Tag. Gemäss der in der Televisione Svizzera di lingua italiana (TSI) gemachten Aussage eines Staatsbeamten ist man in den letzten Monaten und Jahren knapp einer Katastrophe entgangen. Die Tragödie vom Gotthard hätte sich im San Bernardino Tunnel leicht wiederholen können. Derselbe Beamte deutete während der Fernsehübertragung an, dass zum Zeitpunkt des Baus kein einwandfreies Material verwendet worden sei. Im San Bernardino Tunnel sind immer noch Erneuerungsarbeiten im Gange, welche den Gebrauch von schweren Maschinen und somit auch entspre-chende Vibrationen des Bodens mit sich bringen; diese Arbeiten werden noch Jahre dauern.

Ich stelle der Regierung deshalb folgende Fragen:

1. Welche Überprüfung des Belagszustandes im San Bernardino Tunnel wurde vorgenommen? Wenn eine solche durchgeführt wurde, erfolgte sie durch Fachleute?

2. Wie wurde das Risiko eines möglichen Absinkens beurteilt?

3. Gibt es, nach Ansicht der Regierung, bereits bestehende Verantwortlichkeiten (Qualität des verwendeten Materials zum Zeitpunkt des Baus)?

4. Ist der momentane Zustand der Fahrbahn mit dem Transit des Schwerverkehrs vereinbar?

5. Kann aufgrund des jetzigen Strassenzustandes die Unversehrtheit der Personen, welche durch den Tunnel fahren, gewährleistet werden? Und wie wird die Unversehrtheit der im Tunnel arbeitenden Per-sonen beurteilt?

6. Hätte der Benützer bezüglich Information nicht Anrecht auf genauere Angeben zum aktuellen Zustand der Fahrbahn und über allfällige Gefahren?

7. Wäre es nicht angebracht, mit Tafeln und Schriftzügen die Personen, welche durch den Tunnel fahren, darüber zu informieren, wie sie sich im Falle eines Unfalls verhalten müssen?


Chur, 9. Dezember 2003

Name: Noi, Arquint, Baselgia-Brunner, Jaag, Jäger, Meyer Persili, Mengotti, Pedrini, Peyer, Pfenninger, Plozza, Righetti, Trepp, Zanetti, Gartmann, Mainetti

Session: 9.12.2003
Vorstoss: dt Anfrage


Antwort der Regierung


Die Erneuerung des San Bernardino-Strassentunnels unter Aufrechterhaltung des Verkehrs stellt für die verantwortlichen Ingenieure und für die Bauunternehmungen ein sehr anspruchvolles und heikles Unterfangen dar. Weder für die Planungs- noch für die Bauarbeiten kann auf entsprechende Erfahrungen und demzufolge auf standardisierte Lösungen zurückgegriffen werden. Zudem hat sich die Bausubstanz im Verlaufe der Zeit weiter verschlechtert, weil der Sanierungsbeginn aufgrund der Bundessparmassnahmen verzögert wurde. Trotz sorgfältiger Abklärungen und Untersuchungen ist bei Sanierungsarbeiten immer wieder mit Überraschungen zu rechnen. Selbstverständlich wird aber alles daran gesetzt, das Risiko von Ereignissen so weit wie möglich zu minimieren.

Nachfolgend werden die konkreten Fragen wie folgt beantwortet:

1. Die Fahrbahnplatte mit Belag wurde im Rahmen der Erarbeitung des Sanierungsprojektes durch verschiedene Institute und Spezialisten wie EMPA, Bau- und Prüfingenieure mittels umfangreichen Untersuchungsprogrammen beurteilt und in den letzten Jahren laufend überprüft.

2. Aufgrund der detaillierten Abklärungen wurde das Risiko eines Einbruchs der Fahrbahnplatte als unwahrscheinlich eingestuft.

3. Die Untersuchung des vor ca. 40 Jahren verwendeten Betons bei der Stelle, wo im Oktober 2003 ein Schaden in der Fahrbahnplatte entstand, hat eine örtlich speziell schlechte Qualität ergeben. Der 2.5 m breite Streifen wies eine sehr geringe Betonfestigkeit, einen ungenügenden Zementgehalt sowie eine schlechte Verarbeitung auf. Nach der langen Zeit lassen sich diesbezüglich keine Verantwortlichen mehr eruieren. Zudem sind die Garantiefristen längst abgelaufen.

4. Die bestehende Fahrbahnplatte wurde inzwischen durch Bauingenieure erneut statisch überprüft. Dabei wurde festgestellt, dass die Platte den Belastungen des Schwerverkehrs grundsätzlich genügt. Allerdings gilt diese Feststellung nur für intakten Beton. Deshalb wurden alle Stellen, d. h. insbesondere die Fugen der Fahrbahnplatte abgestützt, welche durch die jahrelangen Einwirkungen von Salz und Abgasen geschädigt sind. Das Salz wird leider infolge der Schwarzräumung auf der offenen Strecke durch die Fahrzeuge laufend in den Tunnel eingeschleppt.

5. Es wird alles unternommen, um die Sicherheit sowohl für die Verkehrsteilnehmer wie auch die Bauarbeiter stets zu gewährleisten.

So wird der Zustand der Fahrbahnplatte laufend durch qualifiziertes Personal wie örtliche Bauleiter, Projekt- und Prüfingenieure kontrolliert und beurteilt. Wo nötig werden weitere Massnahmen angeordnet.

Die Sicherheit der im Tunnel mit den Erneuerungsarbeiten beschäftigten Bauarbeiter wird im Baustellenbereich u.a. durch eine massive Stahlabschrankung gewährleistet. Auf der gesamten Länge des Baustellenbereichs von 800 m ist die Geschwindigkeit auf 50 km/h reduziert. Ferner besteht eine umfangreiche Alarmorganisation für die Belegschaft im Falle von Ereignissen.

6. Da bereits heute die Verkehrsteilnehmer eine grosse Anzahl von Signalen zu beachten haben, werden zusätzliche Informationstafeln als nicht zweckmässig erachtet. Die Verkehrsteilnehmer sind sonst erfahrungsgemäss überfordert und nehmen die Flut von Signalen gar nicht mehr wahr.
Für das Verhalten der Verkehrsteilnehmer im San Bernardinotunnel gelten dieselben Regeln, welche nach den grossen Tunnelunfällen immer wieder in der Presse und mittels Infobroschüren bekannt gegeben wurden. Konkret gilt bei Stau im Tunnel: Am Rand anhalten, Motor abstellen, Fahrzeug nicht verlassen und Radio einschalten. Bei einem Brand im Tunnel soll man: Am Rand anhalten, den Motor abstellen, den Zündschlüssel stecken lassen, unverzüglich das Fahrzeug verlassen und sich rasch vom Ereignis weg bewegen.

Datum: 13. Januar 2004