Die Staatskasse des Kantons Graubünden wird im Jahr 2005 durch den Eingang von zwei ausserordentlichen Erträgen begünstigt, die gemeinsam deutlich über eine halbe Milliarde Franken betragen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bezahlt dem Kanton Graubünden aus der Verwertung der Goldreserven seinen Kantonsanteil von ca. CHF 436 Mio. aus. Die Graubündner Kantonalbank (GKB) wird über das Agio der Dotationskapital-Rückzahlung erwartungsgemäss einen ebenfalls dreistelligen Millionenbetrag überweisen.
Nach ab 1997 unterbrochenen sieben Jahren mit Defiziten in der Laufenden Rechnung und mit Fehlbeträgen in der Investitionsrechnung des Kantons schliesst die laufende Rechnung 2004 erstmals wieder mit einem Vorschlag in Höhe von CHF 20 Mio. ab. Dies ist ganz wesentlich Folge der Beschlüsse des Grossen Rates vom Juni/August 2003 betreffend die Struktur- und Leistungsüberprüfung zur Sanierung des Kantonshaushalts.
In der Erwartung, dass an diesen Haushalt-Entlastungsbeschlüssen des Grossen Rates im Grundsatz wie auch im Einzelnen festgehalten wird und diese nur bei Vorliegen evidenter, unerwarteter Mängel modifiziert werden, drängen sich angesichts dieser neuen finanziellen Ausgangslage beim Kanton folgende Fragen auf, um deren Beantwortung die Regierung ersucht wird:
1. Teilt die Regierung die Ansicht, dass die ausserordentlichen Erträge seitens SNB und GKB nicht in die allgemeine Staatskasse zur Finanzierung des ordentlichen Aufwands der Laufenden Rechnung fliessen sollen, sondern ganz gezielt und konzentriert für die Erfüllung einzelner, besonders wichtiger öffentlicher Aufgaben (Schuldenabbau, Steuersenkungen, Innovationen) zu verwenden sind?
2. Trifft es zu, dass die Regierung die Steuerreform zu Gunsten von Ehepaaren und Familien nun prioritär vorantreiben und damit deren Steuerlast an diejenige von nicht verheirateten Personen und Paaren angleichen will?
3. Trifft es zu, dass die Regierung die Steuerreform zu Gunsten von KMU's nun prioritär vorantreiben und damit deren Steuerlast deutlich unter das schweizerische Mittel senken will? Ist sie der Überzeugung, damit ein Instrument zur Ansiedelung neuer Unternehmen zur Verfügung zu haben und die Steuereinnahmen-Ausfälle aus der Steuersenkung mittelfristig wieder wettmachen zu können?
4. Teilt die Regierung die Ansicht, dass ein Teil dieser ausserordentlichen Erträge zweckgebunden werden muss, um ausserordentliche Projekte mit hoher Wertschöpfung, Innovationskraft und Nachhaltigkeit im Interesse einer prosperierenden Zukunft für den Kanton und seine Bevölkerung zu verwenden (Innovationsfonds, Spezialfinanzierung o.Ä.)? Trifft es zu, dass die Regierung auch dieser strategischen Absicht Priorität einräumt?
5. Teilt die Regierung die Ansicht, dass ein Teil dieser ausserordentlichen Erträge zweckgebunden werden muss, um im kantonalen volkswirtschaftlichen Interesse wirtschaftliche Strukturen (Tourismus / Hotellerie; regionale Gewerbezentren) zu verbessern? Ist die Regierung bereit, auch dieser strategischen Absicht Priorität einzuräumen?
6. Teilt die Regierung die Ansicht, dass ein Teil dieser ausserordentlichen Erträge zweckgebunden werden muss, um politische Strukturen (Gemeindereformen) zu verbessern und durch eine bessere Erreichbarkeit der Gemeinden die Zentrumsbildung in den Regionen zu unterstützen? Ist die Regierung bereit, auch dieser strategischen Absicht Priorität einzuräumen?
Chur, 18. April 2005
Name: Cavigelli, Augustin, Berther (Disentis), Berther (Sedrun), Bundi, Büsser, Cahannes, Capaul, Casanova (Vignogn), Cavegn, Crapp, Demarmels, Dermont, Fallet, Farrér, Fasani, Keller, Kleis-Kümin, Loepfe, Luzio, Maissen, Parpan, Pfister, Plozza Portner, Quinter, Righetti, Sax, Schmid, Tomaschett, Tremp, Tuor, Zanetti, Zanolari, Zarn, Zegg, Florin-Caluori, Foffa, Nay
Session: 18.04.2005
Vorstoss: dt Anfrage