Der neue vom Bundesamt für Raumentwicklung (are) erarbeitete Raumentwicklungsbericht analysiert den heutigen Stand der Raumplanung in der Schweiz und formuliert die heute erkennbaren Trends. Laut dessen Analyse schreitet die Zersiedlung des Landes weiter fort, der Koordination von Siedlungsentwicklung und Verkehr wurde zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Als grundlegende Erscheinung wird im Bericht die anhaltende Verstädterung der Schweiz festgehalten. Drei Viertel der schweizerischen Bevölkerung wohnen heute in Agglomerationen, wo insgesamt 82 Prozent aller Arbeitsplätze angesiedelt sind.
Diese Entwicklung begünstigt haben dem Bericht zufolge vor allem die stark dezentralisierten institutionellen Strukturen des Gemeinwesens, mit anderen Worten der schweizerische Föderalismus und die dreistufige Gliederung des Gemeinwesens. Das are kommt zum Schluss, dass die Raumentwicklung in der Schweiz während der letzten Jahrzehnte nicht nachhaltig war. In seiner Analyse hält es insbesondere fest, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Metropolitanräume und diejenige der Tourismusdestinationen darunter besonders leiden. Die Ausdehnung der Siedlungsgebiete bei geringer Dichte treibe die Kosten der Siedlungsstruktur in die Höhe und sei eine enorme Belastung für die öffentliche Hand.
Für die Zukunft (Schweiz 2030) skizziert der Bericht sodann vier Szenarien und formuliert darauf gestützt ein „Raumkonzept Schweiz“. Das vom are vorgeschlagene Konzept orientiert sich eher am dritten Szenario einer polyzentrischen Schweiz, die mehrere Netze von Orten unterschiedlicher Grösse umfasst, zwischen denen offene Landschafts- und Naturräume liegen. Das Raumkonzept umfasst Rahmenstrategien sowie spezifische Strategien für städtische und ländliche Räume. Die Strategie für ländliche Räume sieht vor, dass die alpinen Tourismuszentern das Kapital „Landschaft“ langfristig erhalten. Zugleich müssen sie ihre zentralörtlichen Funktionen stärken und ausbauen. Die peripheren ländlichen Räume sind angehalten, ihre bestehenden Infrastrukturen optimal zu erhalten und zu nutzen. Es sollen Aktivitäten gefördert werden, die eine nachhaltige Entwicklung ermöglichen.
In diesem Zusammenhang fragen die unterzeichnenden Grossräte die Regierung an:
1. Teilt die Regierung mit dem are die Meinung in seiner Analyse, dass die Raumentwicklung der letzten Jahrzehnte - bezogen auf unser Kanton - nicht nachhaltig war?
2. Ist die Regierung ebenfalls der Ansicht, dass die stark dezentralisierten institutionellen Strukturen für die anhaltende Zersiedelung und Ausdehnung der Siedlungsgebiete bei geringer Dichte verantwortlich sind?
3. Unterstützt die Regierung die formulierte Strategie für die Zukunft Schweiz (2030) im Allgemeinen wie insbesondere für die peripheren ländlichen Räume, wonach diese angehalten werden, ihre bestehenden Infrastrukturen optimal zu erhalten, zu nutzen und Aktivitäten zu fördern, die eine nachhaltige Entwicklung ermöglichen?
4. Wie stellt sich die Regierung zur Feststellung, dass ohne deutliche Aufstockung der finanziellen Mittel für die Raumordnungspolitik sich eine nachhaltige Raumordnungspolitik nicht verwirklichen lasse? Trifft das für unser Kanton zu?
5. Besteht aufgrund des am 18. März 2005 publizierten Berichts zur Raumentwicklung des are aus Sicht der Regierung Handlungsbedarf, allenfalls Anpassungsbedarf kantonaler Erlasse wie zum Beispiel des Kantonalen Richtplans (RIP 2000)?
Chur 19. April 2005
Name: Berther (Sedrun), Donatsch, Cavigelli, Augustin, Bachmann, Bucher-Brini, Büsser, Dermont, Fallet, Fasani, Feltscher, Jaag, Jäger, Jeker, Keller, Lemm, Loepfe, Luzio, Maissen, Märchy-Michel, Meyer Persili (Chur), Peyer, Plozza, Portner, Quinter, Sax, Schütz, Telli, Tremp, Trepp, Tuor, Zegg, Foffa
Session: 19.04.2005
Vorstoss: dt Anfrage