Verschiedenste Vorkommnisse in den letzten Jahren sowohl in der ganzen Schweiz als auch bei uns in Graubünden zeugen nach Ansicht der SP Fraktion von zunehmender Härte, Kälte und Unverständnis gegenüber berechtigten Anliegen von Men-schen, die bei uns Zuflucht vor Verfolgung, oder auch Arbeit suchen. Davon gibt es leider mehrere Zeugnisse, die von Un-achtsamkeit über verbale rassistische Äusserungen bis hin zu tätlichen Angriffen reichen.
Weiter ist festzustellen, dass der Kanton Graubünden Nothilfe für PNEE immer wieder verweigert, verzögert, entzieht oder an unsinnige Bedingungen bindet. Dies, obwohl die Kantone durch Bundesgerichtsentscheid zu bedingungsloser Gewährung des absoluten Existenzminimums verpflichtet sind. Das so genannte "Solidaritätsnetz Ostschweiz" hat sich deshalb zur Aufgabe gemacht, Menschen, die in Graubünden erstmals um Nothilfe ersuchen, auf Wunsch von freiwillig arbeitenden Personen begleiten zu lassen.
Nach Informationen, die der SP Fraktion vorliegen, wurde offenbar am 31. Oktober 2005 eine bei der Fremdenpolizei Chur um Nothilfe ersuchende Person auf der Stelle und in Anwesenheit ihres Begleiters verhaftet. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich offenbar am 04. April 2006, ebenfalls im Büro der Fremdenpolizei. Dabei wurde eine Person, die sich freiwillig und ebenfalls in Begleitung eines Helfers meldete, um Nothilfe zu beantragen und um eine menschenwürdige Lösung für die Aus-reise zu finden, ebenfalls auf der Stelle in Ausschaffungshaft genommen. Diese Person befindet sich seitdem im Hungerstreik im Ausschaffungsgefängnis Sennhof.
Ein solches Vorgehen der zuständigen Behörden diskreditiert die HelferInnen auf krasseste Art und Weise. Mit gutem Recht könnten Asylsuchende meinen, dass sie von den diesen direkt an die Behörden ausgeliefert wurden. Damit wird eine auf Vertrauen basierende Beratung behördlich untergraben.
Die unterzeichnenden Mitglieder der SP-Fraktion ersuchen die Regierung um die Beantwortung der folgenden Fragen:
1. Wie stellt sich die Regierung zu diesem Vorfällen?
2. Ist die Regierung bereit, Menschen mit Nichteintretensentscheid (NEE), die sich freiwillig melden, die Garantie ab-zugeben, dass ihnen bei entsprechender Mitwirkung auch bei der Suche nach einer menschenwürdigen Ausreisemöglichkeit geholfen wird, sie bis zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht in Haft genommen werden?
3. Ist die Regierung bereit, die wertvolle Arbeit der im Asylbereich arbeitenden Menschen zu respektieren und sie in Zukunft nicht mehr durch solche Vorfälle zu diskreditieren?
Chur, 24. April 2006
Name: Trepp, Peyer, Pfiffner, Arquint, Baselgia, Bucher-Brini, Frigg, Jaag, Jäger, Meyer Persili (Chur), Noi, Pfenninger, Schütz, Zindel, Brasser, Caviezel (Chur)
Session: 26.04.2006
Vorstoss: dt Anfrage