Das Erziehungsdepartement und die Regierung haben wiederholt die demographische Entwicklung in unserem Kanton dargelegt und auf deren Auswirkung auf den Bildungsstandort Graubünden aufmerksam gemacht. Die Tatsache, dass sich die Regierung trotz abnehmenden Schülerzahlen zu einer dezentralen Mittelschulausbildung bekennt, wird seitens der Regionen, wo eine Mittelschule beheimatet ist, erfreut zur Kenntnis genommen. Die versprochene Auslegeordnung betreffend Untergymnasium im Rahmen der Botschaft der Regierung an den Grossen Rat mit „mehreren bis auf Gesetzesstufe ausformulierten Varianten“ wird mit Spannung erwartet.
Auch im Zusammenhang mit der Vernehmlassung zum neuen Berufsbildungsgesetz konnten wir zur Kenntnis nehmen, dass eine dezentrale Berufsbildung, d.h. dass die regionalen Berufsschulen nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden. Auch diesbezüglich wird der Grosse Rat demnächst beraten können.
Das Bekenntnis zur dezentralen Bildung und Ausbildung darf aber die Folgen der demographischen Entwicklung auf die einzelnen Schulstandorte nicht ausser Acht lassen. Dort, wo es pädagogisch sinnvoll und regionalpolitisch verantwortbar ist, sollen Doppelspurigkeiten abgebaut werden. Es erscheint uns als zweckmässig, dass man nicht wartet, bis Ausbildungen ausgeblutet sind und somit Steuergelder wirkungslos ausgegeben werden, Andererseits wird seitens der Regionen nicht einfach akzeptiert, dass sich am Schluss alle Ausbildungen in Chur konzentrieren.
Eine erste Gelegenheit, die Ausbildungen in den Regionen zu stärken bietet sich beim Umbau der früheren Diplommittelschulen in die neuen Fachmittelschulen. Hier hat der Kanton die Möglichkeit, vorausschauend zu planen und Doppelspurigkeiten zu vermeiden.
Die Fachangestellte Gesundheit ist eine Ausbildung wie eine Lehre, die nach der Volksschule angetreten werden kann und man kann, ähnlich wie bei anderen Lehren, eine Berufsmaturität in sozialer und gesundheitlicher Richtung erlangen. Das Bildungszentrum für Gesundheit und Soziales (BGS) bietet als Berufsschule diese Ausbildung an. Neu soll diese Berufsmaturität ebenfalls an den Fachmittelschulen neben anderen Berufsmaturitäten - angeboten werden können. Dass sich diese Ausbildungen konkurrenzieren, dass die abnehmenden Schulen und Institutionen sich dann mit zwei verschieden ausgebildeten Berufsmaturitätsinhaberinnen und - inhabern würden befassen müssen, liegt auf der Hand.
Wir gelangen deshalb mit folgenden Fragen an die Regierung:
1. Wie sind die neuesten Trends im Bereich der demographischen Entwicklung?
2. Wie haben sich Anmeldungen und Aufnahmen für die Diplommittelschule/Fachmittelschule während der vergangenen Jahre entwickelt?
3. Sieht die Regierung Möglichkeiten, den Regionen im Zusammenhang mit der Fachmittelschule eine Vorrangstellung zu geben?
4. Erachtet es die Regierung als sinnvoll, im Bereich der Berufsmaturität in sozialer und gesundheitlicher Richtung eine Doppelspurigkeit aufzubauen?
5. Welche Fachmaturitäten sollten nach Meinung der Regierung an welchen Schulstandorten angeboten werden können und welche Auswirkungen wären zu erwarten?
Chur, 1. September 2006
Name: Kleis-Kümin, Montalta, Arquint, Berther (Disentis), Blumenthal, Bundi, Caduff, Casutt, Christoffel-Casty, Darms-Landolt, Fallet, Farrér, Fasani, Florin-Caluori, Hasler, Koch, Mengotti, Niederer, Noi-Togni, Parolini, Pfister, Righetti, Sax, Thurner-Steier, Troncana-Sauer,
Session: 01.09.2006
Vorstoss: dt Anfrage