Sonderwirtschaftszonen sind gemäss einschlägiger Literatur geographische Bereiche innerhalb eines Staates, in welchen die Gesetzgebung in Bezug auf das Wirtschafts- und Steuerrecht anders ist als im Rest des Staates. Als Sonderwirtschaftszonen könnten beispielsweise Zollausschlussgebiete wie das Samnaun bezeichnet werden. Die Absicht der Einrichtung solcher Zonen ist die Steigerung von in- und ausländischen Investitionen. Sonderwirtschaftszonen wurden u.a. erfolgreich eingerichtet in China, Indien. Russland und Polen. In Deutschland wurde und wird diskutiert, ob in bestimmten Gebieten Ostdeutschlands, der ehemaligen DDR, eine Sonderwirtschaftszone eingerichtet werden soll. Eine regierungsamtlich bestellte Expertenrunde rund um den Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi plädiert für die Einrichtung solcher Zonen.
Die Frage, wie in peripheren Lagen mit unausgewogener Wirtschaftsstruktur neue Arbeitsplätze mittels zielgerichteter Anlockung von Investitionen geschaffen werden können, stellt sich insbesondere für den Kanton Graubünden. Der Föderalismusbericht der Denkfabrik „Avenir Suisse„ hat aufgezeigt, dass in weiterer Zukunft nicht mit freundeidgenössischer Unterstützung der peripheren Gebiete durch die wirtschaftlich starken Metropolitangebiete zu rechnen sein dürfte. In diesem Zusammenhang wurde bereits von der „würdevollen Entleerung der Täler“ gesprochen. Zugleich fordert die neue Regionalpolitik des Bundes die aktive Hilfe zur Selbsthilfe. Die Idee der Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen wurde in einem Positionspapier der CVP Graubünden im Jahre 2006 erstmals vorgebracht und im März 2007 vom Wirtschaftsforum Graubünden im Rahmen eines Vortrags zur wirtschaftlichen Situation in der Surselva aufgenommen und auf bestimmte Gebiete eingeschränkt.
Die Anfragenden wenden sich daher an die Regierung mit dem Ziel, das Potenzial und die Machbarkeit von Sonderwirtschaftszonen im Sinne der Selbsthilfe zur Vermeidung der Entleerung der Täler und der dezentralen Besiedelung in peripheren Lagen zu eruieren. Solche Sonderwirtschaftszonen sollen auf folgende Ziele ausgerichtet sein:
- Wirtschaftliche Entwicklung eines Teils des Kantonsgebiets durch Entwicklung bestimmter exportorientierter Gewerbezweige, Entwicklung neuer technischer und technologischer Lösungen und ihre Anwendung in der Volkswirtschaft
- Verbesserung der globalen Wettbewerbsfähigkeit von hergestellten Waren und erbrachten Leistungen
- Schaffen neuer Arbeitsplätze
- Bewirtschaftung der nicht genutzten Ressourcen unter Wahrung
der Grundsätze des ökologischen Gleichgewichts
Der Regierung werden in diesem Zusammenhang folgende Fragen gestellt:
1. Wie könnten Sonderwirtschaftszonen im Kanton Graubünden im Rahmen des Bundesrechts und der kantonalen Verfassung definiert werden mit Bezug auf wirtschaftliche Nutzung, fiskalische Rahmenbedingungen, Umweltschutzanforderungen, raumplanerischen
Vorgaben, Verfahrensvereinfachungen und Fördermitteln?
2. Welche kantonalen rechtlichen Grundlagen wären in diesem Zusammenhang zu revidieren oder zuschaffen?
3. Welche Regionen und Gebiete kämen nach Ansicht der Regierung für die Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen in Frage unter Berücksichtigung von vorhandenen Ressourcen, Knowhow und Verkehrserschliessung?
4. Mit welchem zeitlichen Horizont wäre für die Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen in Graubünden zu rechnen?
Chur, 13. Juni 2007
Name: Loepfe, Geisseler, Hartmann (Champfèr), Augustin, Bachmann, Barandun, Berni, Berther (Disentis), Berther (Sedrun), Bezzola (Zernez), Bleiker, Blumenthal, Bondolfi, Brandenburger, Brantschen, Brüesch, Buchli, Bundi, Butzerin, Caduff, Cahannes Renggli, Campell, Candinas, Casparis-Nigg, Castelberg-Fleischhauer, Casty, Casutt, Caviezel (Pitasch), Cavigelli, Conrad, Darms-Landolt, Dermont, Farrér, Felix, Florin-Caluori, Hanimann, Hartmann (Chur), Hasler, Kessler, Kleis-Kümin, Kollegger, Kunz, Marti, Mengotti, Parolini, Pfäffli, Pfister, Plozza, Portner, Quinter, Sax, Stoffel, Tenchio, Thomann, Thurner-Steier, Troncana-Sauer, Tuor, Valär, Zanetti, Joos, Just, Kunz (Fläsch), Hauser
Session: 13.06.2007
Vorstoss: dt Anfrage