Täglich erfahren wir aus den Medien über gewalttätige und zerstörungswütige Jugendliche. Nicht selten haben auch wir selbst oder uns bekannte Menschen diesbezüglich schmerzhafte Erfahrungen gemacht. Mit Entsetzen sehen wir die Folgen für die Opfer.
Gemäss den Zahlen des Bundesamtes für Statistik sprachen die Jugendanwaltschaften und gerichte 2003 knapp 10% mehr Urteile gegen Minderjährige aus als noch 1999. Die Strafurteile erfolgten zum grossen Teil wegen Diebstahls oder Sachbeschädigung und wegen Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Gemäss BFS hat die Zahl der verurteilten Gewalttäter stark zugenommen. Die Zahl der Urteile wegen Gewaltdelikten kletterte zwischen 1999 und 2003 um 40% in die Höhe. 39% der Verurteilten waren 2003 ausländischer Herkunft. Gemäss den jüngsten Zahlen blieb die Situation von 2003 bis 2006 ziemlich stabil.
Um der Jugendgewalt Gegensteuer zu geben, braucht es das Engagement aller gesellschaftlichen Kräfte wie Eltern, Schulen, Staat, Gesellschaft und Wirtschaft. Es braucht ferner konkrete Schritte, die den Kindern und Jugendlichen andere Wege zur Selbstbehauptung aufzeigen, ihnen aber auch Grenzen setzen und Fehlverhalten konsequent ahnden. Unsere grundlegenden Normen und Werte müssen besser vermittelt werden. Wenn Eltern ihren Erziehungspflichten nicht nachkommen können, müssen sie nach Kräften unterstützt werden. Wenn Eltern nicht wollen, haben wir von ihnen ihre erzieherische Gegenleistung, die sie der Gesellschaft schulden, einzufordern. Notwendig sind ebenso Ausstiegshilfen aus der Gewaltspirale, Mediation, Integrationshilfen sowie der Ausbau des Lehrstellenangebotes.
Ein so vielschichtiges Problem wie Jugendgewalt und vandalismus kann nur ganzheitlich angegangen werden. Es sind deshalb präventive und repressive Massnahmen nötig. Es braucht aber auch Massnahmen, um die Jugendlichen aus der Gewaltspirale herauszuholen und um die Auswirkungen von Gewalt auf Opfer und Täter zu mindern.
Aufgrund der obigen Ausführungen ersuchen die Unterzeichnenden die Regierung um die Beantwortung folgender Fragen:
1. Wie sieht die Situation bezüglich Jugendgewalt und vandalismus im Kanton Graubünden aus?
2. Welche präventiven Massnahmen gegen Jugendgewalt hat die Regierung getroffen?
3. Die Präsenz der Polizei erscheint in vielen Kantonen ein probates Mittel gegen Jugendgewalt zu sein. Wie stellt sich die Regierung zur Schaffung einer speziell ausgebildeten Jugendpolizei?
4. Welche Möglichkeiten sieht die Regierung, damit ein Jugendlicher den Ausstieg aus der Gewaltspirale schafft?
5. Welche Möglichkeiten bestehen im Kanton Graubünden, um die Auswirkungen auf Opfer und Täter zu mindern?
6. Die Integration junger Ausländer scheint eine wichtige Massnahme zur Vermeidung von Jugendgewalt zu sein. Was unternimmt die Regierung diesbezüglich?
7. Wie kann die Regierung Eltern frühzeitig unterstützen, welche mit ihren Kindern und Jugendlichen nicht mehr zurechtkommen?
8. Wie arbeiten Kanton und Gemeinden in dieser Problematik zusammen? Gibt es Verbesserungspotiential?
Chur, 13. Juni 2007
Name: Niederer, Michel, Montalta, Augustin, Baselgia-Brunner, Berni, Berther (Sedrun), Blumenthal, Bondolfi, Brandenburger, Brantschen, Brüesch, Bundi, Butzerin, Caduff, Candinas, Casutt, Caviezel (Pitasch), Caviezel-Sutter (Thusis), Cavigelli, Christoffel-Casty, Darms-Landolt, Dermont, Dudli, Fallet, Farrér, Felix, Feltscher, Florin-Caluori, Geisseler, Hardegger, Hartmann (Chur), Hasler, Jäger, Keller, Kleis-Kümin, Koch, Kollegger, Mani-Heldstab, Mengotti, Möhr, Nick, Niederer, Noi-Togni, Parolini, Pedrini (Roveredo), Perl, Peyer, Pfister, Plozza, Portner, Quinter, Righetti, Rizzi, Sax, Stiffler, Stoffel, Tenchio, Thöny, Thurner-Steier, Trepp, Troncana-Sauer, Valär, Wettstein, Zanetti, Joos, Pedrini (Soazza), Jecklin-Jegen
Session: 13.06.2007
Vorstoss: dt Anfrage