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Session: 23.10.2007
In den nationalen Printmedien wurde kürzlich auf das Problem der zu schweren Schultornister hingewiesen. Danach leiden viele Jugendliche aufgrund der zu schweren Last unter Rückenschmerzen. Eine Studie aus dem Kanton Basel-Stadt zeigt, dass ein Viertel aller 15- und 16-Jährigen unter Rückenschmerzen leiden. Ursache dafür ist neben mangelnder Bewegung und falschem Sitzen vor allem der Schultornister. Die Theks werden immer grösser und die Schüler schleppen immer mehr Bücher und Hefte nach Hause, sei es auf Anordnung der Lehrer, sei es aufgrund mangelnder persönlicher Ordnung.

Über Rückenschmerzen klagen die Schüler meist erst in der Oberstufe. Verursacht wurde das Problem aber oft bereits in der Primarschule. Denn das Gewicht der Schultornister sollte laut Empfehlung der Schulärzte nicht mehr als 10% des Körperge-wichts betragen. Studien in Deutschland und den USA zeigen, dass über 80% der Schultornister zuviel wiegen. In der Schweiz fehlen dazu Zahlen, jedoch dürfte die Statistik nicht viel besser aussehen. Hinweise dazu sind auch die Zahlen des Schweizerischen Physiotherapieverbandes, wonach Kinder beim Schulaustritt zu 30% unter Fehlhaltungen leiden, aber nur zu 19% beim Schuleintritt.

Die Kantone Zürich und Basel haben bereits auf diese alarmierende Situation reagiert und Merkblätter für Schüler, Eltern und Lehrpersonen verfasst. So soll beispielsweise der leere Schultornister maximal 1.2 Kilo wiegen. Wo noch nicht vorhanden, sollen an Oberstufen persönliche Ablagefächer geschaffen werden, so dass nicht unnötig viel Schulmaterial nach Hause getragen werden muss.

Seitens des Kantons Graubünden stellen die Anfragenden fest, dass sowohl auf der Stufe der Schulträger, der Gemeinden und des Kantons das möglicherweise auch für uns zutreffende Problem kaum erfasst wird.

Der Regierung werden deshalb folgende Fragen gestellt:

1. Geht die Regierung davon aus, dass der Kanton Graubünden auch vom Problem der zu schweren Schultronister betroffen ist und dadurch Gesundheitsschäden bei Kindern und Jugendlichen entstehen?

2. Ist das Problem auf kantonaler Stufe (AfS, Schulinspektorat) bekannt und sind entsprechende Massnahmen in Vorbereitung?

3. Bestehen Kenntnisse darüber, ob das Problem den einzelnen Schulträgern bekannt ist und ob kommunal oder regional bereits Massnahmen ergriffen worden sind? Wenn ja, welche Erkenntnisse konnten daraus gewonnen werden?

Chur, 23. Oktober 2007

Name: Loepfe, Tenchio, Florin-Caluori, Augustin, Berni, Blumenthal, Bondolfi, Caduff, Cahannes Renggli, Candinas, Cavigelli, Christoffel-Casty, Darms-Landolt, Fallet, Fasani, Gartmann-Albin, Keller, Noi-Togni, Perl, Pfister, Quinter, Thurner-Steier, Toschini, Tuor, Wettstein, Grendelmeier, Märchy-Caduff (Domat/Ems), Strimer

Session: 23.10.2007
Vorstoss: dt Anfrage

Antwort der Regierung

Die Regierung nimmt Berichte über die Zunahme von Rückenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen ernst. Dabei schliesst sie nicht aus, dass neben Bewegungsmangel, ungesunder Ernährung etc. auch zu schwere Schultaschen bei der jungen Generation Haltungsschäden mitverursachen können. Allerdings erachtet es die Regierung als wichtig, die Frage der Schultaschen immer als einen von zahlreichen Faktoren im Spannungsfeld zwischen gesundheitsschädigenden und gesundheitsfördernden Massnahmen zu sehen.

Wenn Schultaschen untragbar werden, fallen jeweils ganz verschiedene Faktoren - kumulativ - ins Gewicht: Schultaschen können unzweckmässig (z.B. aus zu schwerem Material und/oder mit zu schmalen Tragriemen) angefertigt sein. Sie können mit zu vielen und zu schweren Lehr- und Lebensmitteln beladen und/oder unsachgemäss getragen werden. Ob ein Schultornister zu einer zu schweren Last wird oder nicht, hängt nicht zuletzt auch vom Körperbau und von der physischen Kondition der Trägerin bzw. des Trägers ab. Ausserdem lässt sich - wie das Ess- und Bewegungsverhalten - die Handhabung von Schultaschen nur schwer ändern, solange neue Lösungen (z.B. ziehbare Schultaschen auf Rollen) in den Augen der Jugendlichen keiner Modeströmung entsprechen.

Angesichts dieses Zusammenwirkens ganz verschiedener Ursachen sehen die Lösungen für die einzelnen Schülerinnen und Schüler unterschiedlich aus. Die Möglichkeiten des zuständigen Departementes beschränken sich auf allgemeine Hinweise, um die betroffenen Lehrpersonen, Erziehungsberechtigten, Kinder und Jugendlichen für die Problematik zu sensibilisieren.

Vor diesem Hintergrund können die drei konkreten Fragen des Vorstosses folgendermassen beantwortet werden:

1. Die Regierung schliesst nicht aus, dass zu schwere Schultornister auch im Kanton Graubünden an der Entstehung von Gesundheitsschäden bei Kindern und Jugendlichen mitbeteiligt sind. Allerdings betrachtet sie das Tragen von zu schweren Schultaschen nur als eine von zahlreichen gesundheitsschädigenden Verhaltensweisen wie mangelnde Bewegung oder ungesunde Ernährung. Deshalb müssen Massnahmen zur Reduzierung bzw. Behebung all dieser Risiken auf breiter Basis angesetzt werden.

2. Konkrete Aktionen zur Senkung des Gewichtes von Schultornistern haben bis jetzt nicht stattgefunden. Allerdings sind in Zukunft entsprechende Informationen vorgesehen: Das Amt für Volksschule und Sport informiert alle Schulen und Schulbehörden zu Beginn des 2008 mit einem Schreiben über die Thematik. Bei den Bemühungen ist es aber wichtig, dass die Frage der Schulttaschen immer im Gesamtrahmen einer breit gefächerten Gesundheitsförderung gesehen wird.

3. Wie weit die Schulträger die Thematik der untragbaren Schultaschen kennen, ist der Regierung nicht bekannt. Sie geht jedoch davon aus, dass die Schulträgerschaften in allen Regionen die Gesundheitsförderung ernst nehmen und nichts unversucht lassen, um die Gesundheit ihrer Kinder und Jugendlichen zu stützen.
Da junge Menschen vor allem durch entsprechende Informationen und Vorbilder für gesundes Verhalten gewonnen werden können, erachtet es die Regierung als wichtig, dass sich in der Frage der untragbaren Schultaschen die Bemühungen vor allem auf eine praxisnahe Beratung der Eltern und ihrer Kinder konzentrieren.

Datum: 17. Dezember 2007