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Session: 06.12.2007
Die Reisezeit mit dem Zug von Sedrun nach Ilanz dauert eine 1h 4’, wer nach Chur reist muss sogar eine Reisezeit von 1h 43’ in Kauf nehmen. Dies trotz dem Betrag von Fr. 115 Mil., den allein die RhB dank der NEAT (Zwischenangriff Sedrun) für die Verbesserung der Bahninfrastruktur als Transportkette von Landquart nach Sedrun in den letzten 10 Jahren erhalten hat. Für Einwohner, Pendler, Besucher und Feriengäste, welche die RhB/MGB benutzen wollen, ist die Reisezeit mit dem Zug ausserhalb und innerhalb der Surselva derzeit viel zu lange und unattraktiv. Nicht wesentlich anders verhält sich die Situation mit privaten Verkehrsmitteln. Im Vergleich zum öffentlichen Verkehr sind die Fahrzeiten mit dem Auto nach Ilanz, Chur und umgekehrt zwar um einiges kürzer. Dazu trägt ebenfalls die im letzten Monat neu eröffnete Umfahrung Flims bei. Gleichwohl ist die Erreichbarkeit vieler Gemeinden in der Surselva mit dem Auto ebenfalls unbefriedigend.

Zum gleichen Schluss kommt der eben neu erschienene Siedlungsbericht Graubünden, der eine Klassifikation der Gemeinden im Kanton je nach Zeitaufwand mit öffentlichen und privaten Verkehrsmitteln zum nächsten regionalen und überregionalen Zentrum in die Kategorien „gut“, „mittel“ und „schlecht“ vorgenommen hat. So wird die Erreichbarkeit zu Chur als überregionalem Zentrum von den Gemeinden in der gesamten oberen Surselva (von Ruschein, Ruis bis Disentis, Tujetsch), das Lugnez (von Vella bis Vrin und Vals) und das Safiental als schlecht beurteilt, und zwar gleichermassen für den öffentlichen wie den privaten Verkehr (Siedlungsbericht, S. 43, Tafel 18). Selbst Ilanz als regionales Zentrum wird von mehreren Gemeinden (Tujetsch, Disentis, Medel/Lucmagn, Vrin, Vals, Safiental) nur als schlecht erreichbar eingestuft (Siedlungsbericht, S. 45, Tafel 19).

Die wichtigste Verbindung für die äussere Anbindung der Surselva an die Kantonshauptstadt, die übrigen Kantonsteile und die übrige Schweiz bildet die kantonale Hauptstrasse A 19 Sedrun – Reichenau (Oberalpstrasse), die bei Reichenau in die Nationalstrasse A 13 einmündet. Nach Aufgabe der Realisierung des visionären Projektes Porta Alpina ist die einmalige Chance für eine zusätzliche neue äussere Anbindung für die Surselva an die übrige Schweiz vertan worden. In Andermatt entsteht ab nächstes Jahr das phänomenale Ressortprojekt des ägyptischen Investors Sami Sawiris mit 3'300 Betten, das im 2012 eröffnet wird. Insbesondere für die obere Surselva eröffnen sich mit dem Projekt neue Chancen für den Tourismus wie auch als Arbeitgeber. Hinzu kommt, dass der Kanton Graubünden gemeinsam mit den Nachbarkantonen Uri, Wallis und Tessin den Gotthardraum im Herzen der Alpen als neue Tourismusdestination (PREGO) aufbauen. Im Hinblick auf diese kantonsübergreifende Neupositionierung gewinnt die Verbindung über den Oberalppass unvermittelt neue Bedeutung. Die Passstrasse über den Oberalp ist heute im Winter geschlossen. Mit der MGB dauert die Fahrt von Sedrun nach Andermatt 57’, während mit dem Auto nur 23’ für die gleiche Strecke von 24 km benötigt wird. Die Winteröffnung der Passstrasse, die eine schnelle ganzjährige Anbindung an Andermatt, die neue Gotthardregion sowie die Innerschweiz eröffnet, drängt sich geradezu auf.

Die Verkehrserschliessung, die eine massgebliche Schlüsselgrösse für die Entwicklung einer Randregion bildet, schneidet in der Surselva im kantonalen Vergleich unterdurchschnittlich ab. Im Hinblick auf eine Verbesserung derselben fordern die Unterzeichnenden die Regierung auf:

1. die Machbarkeit der Winteröffnung des Oberalppasses für den privaten Verkehr gemeinsam mit dem Kanton Uri zu prüfen und den probeweisen Betrieb spätestens bis im Jahre 2012 der Teileröffnung des Ferienressorts Sami Sawiris aufzunehmen.

2. sich für die Behebung der vorhandenen Engpässe in Bezug auf Sicherheit, Reisezeit und Ausbaustandard auf der Oberalpstrasse (Disentis-Sedrun, Sumvitg-Disentis, Umfahrung Ilanz), der Lugnezerstrasse und der Valserstrasse einzusetzen.

3. sich für eine Reisezeitverkürzung der Zugfahrt von Chur – Ilanz – Disentis – nach Sedrun einzusetzen.

Chur, 6. Dezember 2007

Name: Berther (Sedrun), Cavigelli, Montalta, Berther (Disentis), Blumenthal, Bondolfi, Caduff, Cahannes Renggli, Candinas (Rabius), Casutt, Caviezel (Pitasch), Darms-Landolt, Dermont, Donatsch, Federspiel, Feltscher, Gartmann-Albin, Geisseler, Hartmann (Chur), Hasler, Koch, Kunz, Marti, Mengotti, Möhr, Niederer, Nigg, Noi-Togni, Parpan, Pfister, Portner, Sax, Tenchio, Troncana-Sauer, Tuor, Brunold, Caluori, Candinas (Disentis)

Session: 06.12.2007
Vorstoss: dt Auftrag


Antwort der Regierung

Es ist unbestritten, dass eine zeitgemässe Verkehrserschliessung eine entscheidende Rolle für die Entwicklung und das wirtschaftliche Fortkommen einer Randregion bildet. So besehen ist auch die Surselva grundsätzlich auf gute strassen- und bahnseitige Verbindungen und Anschlüsse an die regionalen und überregionalen Zentren angewiesen. Die gestellten Fragen können wie folgt beantwortet werden:

1. Mit der Urner Regierung wurden die entsprechenden Kontakte geknüpft und die Frage der Machbarkeit der strassenseitigen Winteröffnung des Oberalppasses geprüft. Dabei stellte sich heraus, dass eine Winteröffnung der Passstrasse für den Kanton Uri kein Thema bildet. Neben den erheblichen Investitions-, Unterhalts- und Betriebskosten für eine Offenhaltung macht der Kanton Uri auch grosse negative Folgen für die Region Oberalp-Pass und seine touristischen Möglichkeiten geltend, indem eine ganzjährige Passöffnung unter anderem eine Konkurrenzierung des heutigen Bahnangebots der Matterhorn Gotthard Bahn (MGB) bedeuten würde. Auch aus Sicht Graubündens sprechen verschiedene Gründe gegen eine ganzjährige Winteröffnung der Passstrasse. Ein solches Unterfangen wäre mit zu grossen Risiken behaftet. Die beiden Galerien auf der Oberalpstrasse befinden sich in einem schlechten baulichen Zustand und müssten mit grossem finanziellem Aufwand saniert werden. Abgesehen von der erheblichen Lawinengefährdung bietet aber vor allem auch die Strassenlage zu wenig Sicherheit für eine Offenhaltung im Winter. Die vielen Wendekehren sind steil und eng und verfügen für den Winterbetrieb nicht über genügen-de Absturzsicherungen. Ein kostenaufwändiger Aus- und Neubau der Oberalpstrasse wäre somit zwingend, wollte man die Winteröffnung der Passstrasse anstreben.

2. Mit der Inbetriebnahme der Ortsumfahrung Flims im Oktober 2007 konnte bereits eine wesentliche Verbesserung der Anbindung der Surselva und der angrenzenden Seitentäler erreicht werden. Im Rahmen des Strassenbauprogramms 2009 2012 sind nun weitere Verbesserungen geplant. So soll zwischen Disentis/Mustér und Sedrun mit der Realisierung des Projekts „Garmischeras - Tscheppa“ der letzte Engpass auf diesem Abschnitt beseitigt werden. Ausserdem sind im besagten Programm auch auf dem Abschnitt Sumvitg - Disentis/Mustér Ausbaumassnahmen geplant. Für eine verbesserte Erschliessung des Lugnez und des Valsertals ist vorgesehen, ab 2010 mit dem Bau der Umfahrung Ilanz West zu beginnen. Ausserdem sind für die Lugnezer- und Valserstrasse jährlich über 2 Mio. Franken für den Ausbau und den baulichen Unterhalt vorgesehen. Damit kann den berechtigten Anliegen für eine zeitgemässe strassenseitige Erschliessung grundsätzlich entsprochen werden.

3. Die Reise von Chur nach Sedrun erfolgt heute im Grundangebot mit Regionalzügen mit zahlreichen Halten sowie Umsteigen in Disentis/Mustér. Die Regierung unterstützt deshalb grundsätzlich eine Optimierung der Fahrzeiten der RhB- bzw. MGB-Züge auf dieser Strecke. Durch den Bau einer Doppelspurkreuzungsstelle etwa im Bereich Castrisch und mit verschiedenen Streckenverbesserungen könnten so bis zu 7 Minuten Fahrzeit gewonnen werden. Für den Fahrgast ist nebst dem Fahrtzeitgewinn auch die Angebotsdichte von wesentlicher Bedeutung. Die Streckenkapazitäten sind derzeit noch nicht vollumfänglich ausgeschöpft, so dass eine weitere Optimierung möglich sein sollte. Deshalb strebt der Kanton an, das Zugsangebot mindestens zwischen Chur und Ilanz auf Halbstunden-Takt zu verdichten. Solche Massnahmen müssen sich aber in einem vernünftigen Kosten-/Nutzenverhältnis bewegen. Die Regierung wird sich auch für eine rasche Realisierung des RhB-Flottenkonzepts einsetzen, welches den Einsatz moderner Fahrzeuge auch auf der Surselvalinie vorsieht. Zudem wird die heutige Systemgrenze RhB/MGB in Disentis/Mustér zu überdenken sein, welche mit Ausnahme des Glacier-Express alle Fahrgäste zu einem Umsteigen zwingt. Je nach Ergebnis der laufenden Abklärungen zu den künftigen Angebots- und Betriebskonzepten von RhB und MGB sind durchlaufende Züge denkbar.

Die Regierung ist damit bereit, den Auftrag im Sinne der dargelegten Überlegungen entgegen zu nehmen.

Datum: 17. März 2008