Der Feuerbrand, eine bakterielle Erkrankung von Obstbäumen, macht zurzeit Schlagzeilen. Betroffen sind Obstbaumkulturen und somit auch Hochstammkulturen in der gesamten Schweiz mit Schwergewicht Ostschweiz und Innerschweiz. Als anfälligster Zwischenwirt gelten gewisse Cotoneasterarten. Die Existenz manches Obstproduzenten ist durch das Ausmass des Befalles bedroht. Es ist verständlich, dass in einer solchen Situation drastische Massnahmen in Betracht gezogen werden, zum Beispiel der Einsatz von Antibiotika oder das Ausmerzen des gesamten Obstbaumbestandes mitsamt Wurzeln. Das Bundesamt für Landwirtschaft hat nun die Anwendung des Antibiotikums Streptomycin unter gewissen Auflagen zugelassen. Einige der betroffenen Kreise, zum Beispiel der Schweizer Obstverband fordern, das Verbot der Anwendung von Antibiotika für die Schweiz generell aufzuheben. Auf der anderen Seite gibt es auch aus landwirtschaftlichen und medizinischen Fachkreisen grosse Bedenken gegen den Einsatz von Antibiotikum. Insbesondere bei Bio Suisse, bei welcher in Graubünden eine Vielzahl von Betrieben angeschlossen sind, stösst dieser Entscheid auf Unverständnis, denn Antibiotika derselben Wirkstoffgruppe werden auch in der Human- und Tiermedizin angewendet, deshalb besteht die Gefahr der Resistenzbildung. In Deutschland wurden nach dem Einsatz des Antibiotikums bei Feuerbrand Rückstände im Honig gefunden. Nach Ansicht von Bio Suisse muss deshalb Honig auf mögliche Rückstände untersucht und allenfalls für den Konsum verboten werden.
Durch den Einsatz von Streptomycin ist das Problem Feuerbrand nicht nachhaltig lösbar. Die Erfahrungen aus dem Ausland zeigen, dass der Feuerbrand mit Antibiotika nicht befriedigend unter Kontrolle gehalten werden kann. Für den Bio-Obstanbau steht denn auch eine Anwendung von Antibiotika gegen Feuerbrand aus fachlichen Überlegungen und innerer Überzeugung ausserhalb jeglicher Diskussion. Für den Biolandbau sind nur umfassende Strategien Erfolg versprechend. Dazu gehören Prävention, alternative Mittel und gezielte Forschung.
Zur Prävention gehört weiterhin eine lückenlose amtliche Feuerbrand-Kontrolle aller gefährdeten Gebiete. So können befallene Bäume möglichst früh erkannt und optimale Massnahmen ergriffen werden (z. B. Rückschnitt). Das hilft mit, schmerzliche Rodungen zu vermeiden. Unter keinen Umständen dürfen die amtlichen Feuerbrandkontrollen wegen des Antibiotika-Einsatzes eingeschränkt werden.
In diesem Zusammenhang bitte ich die Regierung folgende Fragen zu beantworten:
1. Wie viele Schäden wurden im Kanton Graubünden erfasst und wie ist das Meldewesen, respektive die Erfassung organisiert?
2. Nach welchem Konzept handeln die zuständigen kantonalen Stellen?
3. Ist eine systematische Kontrolle in den Gemeinden vorgesehen?
4. Wie lange dauert die Interventionszeit zwischen Meldung und Massnahme?
5. Ist diese Zeit aus Sicht der Experten ausreichend, um eine Verbreitung zu vermeiden?
6. Wer beurteilt abschliessend den Befall der Bäume?
7. Werden betroffenen Bauern für die Rodungen und Entsorgung befallener Anlagen und Einzelbäume entschädigt?
8. Befürwortet die Regierung den Einsatz des Antibiotikums Streptomycin?
9. Werden die Feuerbrandkontrollen auch beim Einsatz von Streptomycin zumindest im bisherigen Umfang aufrecht erhalten oder sogar noch verstärkt?
Chur, 12. Februar 2008
Name: Menge, Arquint, Baselgia-Brunner, Bondolfi, Bucher-Brini, Caviezel (Pitasch), Christoffel-Casty, Dermont, Fasani, Frigg-Walt, Gartmann-Albin, Jaag, Jäger, Kleis-Kümin, Kunz, Niederer, Pedrini, Peer, Pfäffli, Pfenninger, Pfiffner-Bearth, Pfister, Tenchio, Thöny, Thurner-Steier, Trepp, Locher Benguerel, Monigatti
Session: 12.02.2008
Vorstoss: dt Anfrage