Vieles deutet darauf hin, dass es in der Schweiz in den kommenden Jahren im Bereich der Volksschule wieder zu einem grösseren Mangel an Lehrpersonen kommen könnte. Auf eine entsprechende Anfrage aus dem Kantonsrat schrieb der Regierungsrat des Kantons Zürich unter anderem (Anfrage Fahrni, Reinhard, Ritschard, Antwort vom 13. Februar 2008): „Für die kommenden Jahre zeichnet sich ein Lehrermangel an der Volksschule ab. Dieser wird mit Ausnahme des Kindergartens auf allen Stufen zu spüren sein, vor allem auf der Sekundarstufe.“ Aufgrund verschiedener Änderungen im Zürcher Bildungswesen rechnet die Zürcher Regierung damit, dass zudem im Vergleich zu heute 300 zusätzliche Stellen benötigt würden.
In Graubünden müssen zwar momentan bei verschiedenen Schulträgerschaften aufgrund der Rückgänge der Schülerzahlen Stellen gestrichen werden. Vor allem auf der Sekundarstufe 1 und im Bereich der Lehrpersonen mit heilpädagogischer Ausbildung ist es für die Schulträgerschaften aber schon heute fast nicht möglich, derzeit offene Stellen mit entsprechend ausgebildeten Lehrpersonen zu besetzen. Auch in den anderen Stufen wird ein Mangel an Lehrpersonen in der übrigen Schweiz zumindest mittelfristig zu merklichen Auswirkungen auf Graubünden führen. Auf eine zweite Anfrage antwortete die Zürcher Regierung im Übrigen, dass in jenem Kanton in den Sekundarschulabteilungen B und C schon seit einiger Zeit Lehrpersonen eingesetzt würden, die nicht für diese Stufe ausgebildet seien. Von über 900 Lehrpersonen auf den beiden genannten Stufen der Sekundarstufe 1 hätten knapp 11 % nur ein Patent für die Primarschule, 4,5 % gar kein Lehrdiplom und 1 % ein ausländisches Diplom.
In der Dezembersession 2007 behandelte der Grosse Rat die „Anfrage Florin-Caluori betreffend Auswirkungen durch anstehende Veränderungen der Bündner Schulen auf den Lehrerberuf“. Dazu hielt die Regierung in ihrer Antwort fest, dass die Gesellschaft ein grosses Interesse daran habe, „heute und in Zukunft im ganzen Kanton auf allen Schulstufen gute, motivierte Lehrpersonen zu haben“. Im Weiteren wurde festgehalten, dass die Qualität des Lehrer/innen-Berufes u.a. durch folgende Faktoren beeinflusst würde: Ausbildung, konkrete Arbeitsbedingungen, Weiterbildungsmöglichkeiten, Gehalt, Sozialprestige, allgemeine Marktlage. Gleichzeitig bestätigte die Regierung, dass sich die Löhne der Lehrpersonen der Bündner Volksschule im interkantonalen Vergleich (EDK-Ost) am unteren Ende der Skala bewegen würden.
Die Regierung wird um Beantwortung folgender Fragen ersucht:
1. Wie viele Lehrpersonen auf den verschiedenen Stufen der Volksschule (inkl. HeilpädagogInnen) unterrichten derzeit in Graubünden mit einer Befähigung einer anderen Stufe, mit ausländischem Diplom oder gar ohne Lehrdiplom?
2. Welche Auswirkungen wird der schweizweit prognostizierte Mangel von Lehrpersonen auf die Bündner Volksschule haben?
3. Plant die Regierung gegensteuernde Massnahmen wie die Verbesserung der konkreten Anstellungs- und Lohnbedingungen (insbesondere auch die Pflichtlektionenzahl)?
4. Sind neben den in Graubünden schon laufenden Nachqualifikationen für Lehrpersonen noch weitere ähnliche geplant?
5. Welche weiteren Massnahmen werden derzeit geprüft? Unter anderem geht es dabei auch darum, die Tendenz genau zu analysieren, wonach jüngere Lehrpersonen nach wenigen Jahren Unterrichtstätigkeit ihren Beruf aufgeben.
Chur, 21. April 2008
Name: Jäger, Florin-Caluori, Furrer-Cabalzar, Arquint, Baselgia-Brunner, Berni, Bezzola (Samedan), Brandenburger, Bucher-Brini, Butzerin, Christoffel-Casty, Dermont, Frigg-Walt, Gartmann-Albin, Jaag, Koch, Märchy-Michel, Menge, Mengotti, Niederer, Noi-Togni, Parolini, Peyer, Pfenninger, Pfiffner-Bearth, Thöny, Trepp, Troncana-Sauer, Vetsch (Pragg-Jenaz), Locher Benguerel, Michel (Chur)
Session: 21.04.2008
Vorstoss: dt Anfrage