Kinder aus sozial benachteiligten, bildungsfernen oder fremdsprachigen Familien erbringen im Durchschnitt schlechtere Schulleistungen als Kinder aus bildungsnahen Familien. Trotz Fördermassnahmen und Anstrengungen der Lehrpersonen gelingt es dem Kindergarten und der Schule häufig nicht, diesen Kindern gute Bildungschancen zu vermitteln.
Früherfassung und Frühförderung vermeiden Fehlentwicklungen sowie soziale und gesundheitliche Gefährdungen. Frühförderung ist besonders bei sozial benachteiligten Kindern wichtig, weil deren Familien oft über wenig eigene Ressourcen zur Förderung ihrer Kinder verfügen.
Insbesondere ist auch die frühe Förderung der Sprachkompetenzen zur Verbesserung der Chancengleichheit in den Schulen unabdingbar.
Vor dem Kindergarteneintritt gibt es eine Angebotslücke bezüglich Vorschulbildung und Vorschulförderung und wenig niederschwellige Elternbildung. Während der ersten drei Lebensjahre der Kinder wird dieses Manko, dank der Mütter- Väterberatung, der Kinderarztpraxen und der Kindertagesstätten teilweise gemindert. Nach dem dritten Lebensjahr bis zum Kindergartenalter besteht jedoch im präventivniederschwelligen Bereich eine empfindliche Lücke. Die wichtige Zeit bis zum Kindergarteneintritt, in welcher frühzeitige Vermittlung von Lernkompetenzen notwendig ist, kann durch mangelnde Angebote zu wenig genutzt werden. Eine Ausnahme bilden die Kindertagesstätten oder Spielgruppen. Diese sind jedoch kostenpflichtig und werden deshalb primär von bildungsbewussten Personen genutzt, während sozial schwache Familien oder AusländerInnen ihre Kinder nicht dorthin schicken. Dadurch öffnet sich die sog. soziale Schere und zusätzlich vermindert dies die Chancengleichheit.
Das Ziel muss deshalb sein, dass alle Kinder beim Kindergarten- und Schuleintritt über altersentsprechende Fähigkeiten und Fertigkeiten verfügen, die für eine erfolgreiche Schullaufbahn erforderlich sind.
Die Regierung wird um Beantwortung folgender Fragen ersucht:
1. Geht die Regierung mit den Unterzeichnenden einig, dass nach dem dritten Lebensjahr bis zum Kindergarteneintritt eine Angebotslücke in Bezug auf Vorschulbildung und Vorschulförderung besteht?
2. Ist die Regierung bereit, sich für die Verbesserung der Sprachförderung vor dem Kindergarten einzusetzen und entsprechende verbindliche Weisungen zu erlassen?
3. Wie stellt sich die Regierung zur Ausarbeitung eines Kantonalen Frühförderungskonzepts, welches Massnahmen zur Verbesserung der Bildungschancen sozial benachteiligter Kinder beinhaltet?
Chur, 29. August 2008
Bucher-Brini, Bezzola (Samedan), Cahannes Renggli, Arquint, Baselgia-Brunner, Blumenthal, Casty, Casutt, Christoffel-Casty, Darms-Landolt, Feltscher, Frigg-Walt, Gartmann-Albin, Jaag, Jäger, Jeker, Märchy-Michel, Menge, Meyer Persili (Chur), Meyer-Grass (Klosters Dorf), Noi-Togni, Peyer, Pfenninger, Pfiffner-Bearth, Thöny, Trepp, Wettstein, Zanetti (Li Curt), Fischer, Locher Benguerel
Session: 29.08.2008
Vorstoss: dt Anfrage