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Session: 29.08.2008
Es musste festgestellt werden, dass seit Eröffnung des Lötschberg Basistunnels das eingesetzte Wagenmaterial auf der Strecke Zürich - Chur teilweise durch ältere Modelle ersetzt worden ist. Dies sorgt vor allem bei den Bündner Pendlern sowie bei den mit der Bahn anreisenden Touristen für Unmut.

Graubünden ist die grösste Tourismus Destination in der Schweiz. Mit der Aufnahme der RhB Linie Albula/Bernina in die Welterbeliste der UNESCO ist die Attraktivität Graubündens vor allem bei den Bahnreisenden noch mehr gestiegen. D.h. die SBB Passagierfrequenzen nach Chur werden zunehmen.

Um den Pendlern und den Touristen eine angenehme und schnelle Reise nach Chur zu ermöglichen, ist es absolut notwendig, dass aus altem Wagenmaterial bestehende Kompositionen beispielsweise durch ICN Züge (Neigezüge) ersetzt werden.

Am 10.8.08 konnte aus der NZZ entnommen werden, dass die SBB im Herbst 2008 200 Doppelstocktriebzüge ausschreiben, da diese 40% mehr Platz bieten. In ungefähr 4 Jahren werden die ICN durch eben diese neuen Kompositionen ersetzt. Die heutigen ICN werden dann zumal auf anderen Strecken eingesetzt. Über die Weiterverwendung der jetzigen ICN und deren Einsatzgebiet ist noch nichts bekannt. Hier sollte gehandelt werden, damit diese auf der Strecke Zürich - Chur zum Einsatz gelangen.

In der Antwort vom 23.10.2007 auf den Auftrag Kunz schreibt die Regierung: " Die Steigerung der Attraktivität Graubündens als Tourismus-, Wirtschafts- und Wohnstandort erfordert eine verbesserte Anbindung an das nationale bzw. internationale Eisenbahnnetz..."

Verbessert werden könnte die Anbindung, wenn mehrmals täglich Zugverbindungen von Chur nach Zürich und umgekehrt, nur mit Halt in Landquart geführt würden. Bahnbetriebstechnisch wäre dies möglich, weil die SBB ihr ganzes Streckennetz mit dem Kontrollsystem ETCS (European Train Control System) aufrüsten. Mit diesem Signalsystem sind höhere Geschwindigkeiten sowie zeitlich kürzere Zugabstände möglich.

Durch den möglichen Einsatz von ICN Zügen sowie die Einführung des ETCS würde sich die Fahrzeit von Chur nach Zürich auf eine Stunde senken lassen, ohne Investitionen in das eigentliche Bahnnetz zu tätigen. Dies, weil die ICN Züge in den Kurven zwischen 10% und 20% schneller fahren können. Ausserdem besticht der ICN durch eine deutlich grössere Beschleunigung als die herkömmlichen IC Züge.

Die Unterzeichneten fordern die Regierung deshalb auf:

- Sich beim Bund dafür einzusetzen, dass die freiwerdenden ICN Züge auf der Strecke Zürich - Chur eingesetzt werden.

- Sich beim Bund dafür einzusetzen, dass die bestehenden IC Züge auf der Strecke Zürich - Chur nur mit klimatisiertem Wagenmaterial verkehren.

- Sich beim Bund dafür einzusetzen, dass mehrmals täglich eine Bahnverbindung Chur - Zürich und umgekehrt nur mit Halt in Landquart angeboten wird.

Chur, 29. August 2008

Hartmann (Chur), Jeker, Geisseler, Baselgia-Brunner, Berther (Disentis), Bezzola (Samedan), Bezzola (Zernez), Bischoff, Blumenthal, Brantschen, Brüesch, Bucher-Brini, Buchli, Bühler-Flury, Bundi, Butzerin, Cahannes Renggli, Candinas, Casparis-Nigg, Casty, Caviezel (Pitasch), Christoffel-Casty, Claus, Clavadetscher, Conrad, Darms-Landolt, Donatsch, Dudli, Fasani, Feltscher, Frigg-Walt, Gartmann-Albin, Giovanoli, Hardegger, Hartmann (Champfèr), Jäger, Jenny, Kessler, Kleis-Kümin, Kollegger, Krättli-Lori, Kunz, Mani-Heldstab, Märchy-Michel, Marti, Meyer Persili (Chur), Meyer-Grass (Klosters Dorf), Michel, Nick, Parolini, Parpan, Perl, Peyer, Pfäffli, Pfenninger, Pfiffner-Bearth, Pfister, Plozza, Ragettli, Stiffler, Thomann, Thöny, Thurner-Steier, Trepp, Tuor, Vetsch (Pragg-Jenaz), Wettstein, Zanetti (Li Curt), Clalüna, Engler, Fischer, Flütsch, Furrer-Cabalzar, Hartmann (Küblis), Mainetti, Schädler

Session: 29.08.2008
Vorstoss: dt Auftrag

Antwort der Regierung

Wie im Auftrag richtig festgestellt wird, erfordert die Steigerung der Attraktivität Graubündens als Tourismus-, Wirtschafts- und Wohnstandort eine verbesserte Anbindung an das nationale und internationale Eisenbahnnetz, insbesondere Richtung Zürich. Bei der Erarbeitung von neuen Angebotskonzepten steht allerdings nicht nur der Fahrzeitgewinn von A nach B im Fokus, sondern die Einbettung in das Gesamtsystem öffentlicher Verkehr mit entsprechenden Angebotsverbesserungen. Momentan besteht bei den SBB kein Konzept, das einen integralen Neigezug-Einsatz zwischen Chur und Zürich vorsieht. Vereinzelt dürften allerdings bereits ab 2009 ICN-Neigezüge nach Graubünden zum Einsatz kommen, um die neuen Komfortvorgaben der SBB einhalten zu können: Ab 14. Dezember 2008 werden schweizweit alle IC-Züge mit klimatisierten Wagen, Verpflegungsmöglichkeit und weiteren Komfortelementen verkehren. Dieser Forderung des Auftrags wird deshalb kurzfristig entsprochen.
Es ist daran zu erinnern, dass bezüglich kürzeren Fahrzeiten bereits einige Verbesserungen erzielt wurden: So wurden ab Ende 2004 stündliche IC mit einer Fahrzeit von 74-75 Minuten eingeführt (Interregio früher bis zu 95 Minuten), was gegenüber der Strasse oder auch gegenüber anderen SBB-Relationen wie Zürich-St.Gallen als durchaus konkurrenzfähig bezeichnet werden kann. Zudem werden ab 14. Dezember 2008 diese IC-Züge ohne Halt nach Basel weitergeführt, was zwischen Basel und Graubünden eine weitere Reisezeitverkürzung von 11 Minuten ermöglicht. Das Ziel der Regierung liegt deshalb nebst einer weiteren Verkürzung der Fahrzeiten, vor allem bei der Einführung eines IC-Halbstundentaktes Basel - Zürich - Chur, was auch Reisezeitverkürzungen Richtung Deutschland und Frankreich erlaubt, da heute der IC aus Chur zur "falschen" halben Stunde in Basel eintrifft. Bereits ab nächstem Fahrplanwechsel werden zudem einige zusätzliche IC-Züge Zürich - Chur geführt, nachdem im ersten Halbjahr 2008 die Frequenzen um 11% zugenommen haben.

Die vorgeschlagene weitere Verkürzung der Fahrzeit Chur - Zürich auf 60 Minuten allein durch Einsatz von Neigezügen ist wenig realistisch, da erhöhte Geschwindigkeiten auch Verbesserungen des Ober-/Unterbaus, der Kurvenradien, Übergangsbogen, Fahrleitungen sowie Sicherungsanlagen (höherer ETCS-Level) benötigen. Die Aufhebung des Halts in Sargans würde lediglich eine Verkürzung der Fahrzeit von 2-4 Minuten ermöglichen und der angestrebten Einführung des IC-Halbstundentakts Zürich - Chur zuwiderlaufen, da damit das Nachfragepotential des Sarganserlandes sowie von Buchs und Liechtenstein nicht mehr genutzt bzw. die Wirtschaftlichkeit der IC-Züge negativ beeinträchtigt würde.

Zudem hat der Einsatz von Neigezügen einen erhöhten Trassenbedarf zur Folge, was vor allem im Abschnitt Ziegelbrücke - Thalwil zu Kapazitätsproblemen führen würde. Ohne grössere Infrastrukturausbauten dürfte sich eine solche Fahrzeitverkürzung deshalb nicht realisieren lassen. Wo und mit welchen Kosten punktuelle Geschwindigkeits- und Kapazitätserhöhungen möglich sind, ist Thema des derzeit bearbeiteten Projekts "Zu(g)kunft Zürich - Chur: Verbesserung der SBB-Strecke Chur - Zürich" im Rahmen des innovativen Projekts „Neue Verkehrsverbindungen“.

Alle Verbesserungen der Bahnzufahrten müssen im Einvernehmen mit den „durchfahrenen“ Kantonen St. Gallen, Glarus, Schwyz und Zürich sowie den SBB und dem Bund in einem permanenten Prozess erarbeitet werden. Innerhalb dieser Randbedingungen ist die Regierung bereit, den Auftrag entgegenzunehmen.

Datum: 31. Oktober 2008