Der Widerstand gegen die Beteiligung der Rätia Energie AG an klima- und umweltpolitisch höchst problematischen Kohlekraftwerken im Ausland wächst. Seit Ende 2007 ist diesbezüglich mehrmals von verschiedener Seite Kritik aufgekommen und das Thema wurde auch in den Medien behandelt.
Nach dem Widerstand gegen das Projekt mit Beteiligung der „Rätia Energie“ in Süditalien, der im September bekannt wurde, ist nun auch beim geplanten Kohlekraftwerk in Brunsbüttel (Norddeutschland) die ganze Problematik sichtbar geworden. Die direkt betroffene Bevölkerung in Norddeutschland ist offenbar nicht bereit, diese CO2-Schleudern zu akzeptieren. Auch viele Bündnerinnen und Bündner wundern sich zunehmend über das Festhalten der Rätia Energie am Ausbau der Kohlekraft im Ausland. Gerade unter dem Gesichtspunkt des Klimawandels kann der Bau von Kohlekraftwerken mit einer enorm hohen CO2-Emission nicht verantwortet werden. Kommt dazu, dass in Brunsbüttel offenbar sogar Kohle aus Südamerika verbrannt werden soll, was an Absurdität wohl kaum noch übertroffen werden kann.
Aber auch die Wirtschaftlichkeit dieser Kraftwerke wird mittlerweile stark angezweifelt, steht die Kohlekraft doch in starker Konkurrenz insbesondere zur Windkraft. Investitionen in solche Werke beinhalten viele Unwägbarkeiten; das betrifft insbesondere die Akzeptanz bei der direkt betroffenen Bevölkerung, das Bewilligungsverfahren, Baukosten aber auch bzgl. der Markt- und Preisentwicklung.
Die Expansionsstrategie der Rätia Energie ist umweltpolitisch also nicht verantwortbar und wirtschaftlich hoch riskant. Wohin ungezügelte Wachstums- und Gewinnstrategien führen, mussten wir in den letzten Monaten aufs Schmerzlichste erfahren. Es ist also dringend eine Besinnung der Verantwortlichen bei der Rätia Energie erforderlich. Mit der 46 %-Beteiligung des Kantons an der Rätia Energie AG besteht aber auch seitens der Regierung eine spezielle Verantwortung.
Die Unterzeichnenden fordern die Regierung deshalb auf, bei den Verantwortungsträgern der Rätia Energie all ihren Einfluss geltend zu machen, dass:
1. die Rätia Energie sich von den Projekten und beabsichtigten Beteiligungen im Zusammenhang mit dem Bau von Kohlekraftwerken im Ausland zurückzieht;
2. die Rätia Energie bei Ausland-Engagements (Produktionswerke) sich auf neue erneuerbare Energieträger insbesondere Solar-, Windenergie- und Geothermieanlagen beschränkt;
3. die Rätia Energie im Kanton Graubünden vermehrt Verantwortung im Bereich der Steigerung der Energieeffizienz übernimmt und auch die entsprechenden Investitionen tätigt;
4. die Rätia Energie sich verstärkt für die bessere Nutzung des vorhandenen Potenzials der sogenannten „neuen erneuerbaren Energien“ insbesondere im Bereich der Solarenergie im Kanton Graubünden engagiert;
5. die Stromkonsumentinnen und -konsumenten im Versorgungsgebiet der Rätia Energie uneingeschränkte Transparenz (Deklaration) bezüglich der Herkunft und der Produktionsart der bezogenen elektrischen Energie erhalten.
Chur, 8. Dezember 2008
Pfenninger, Arquint, Bucher-Brini, Frigg-Walt, Gartmann-Albin, Jaag, Jäger, Menge, Meyer Persili (Chur), Peyer, Pfiffner-Bearth, Thöny, Trepp, Brasser, Locher Benguerel, Michel (Chur)