Über das gesamte Kantonsgebiet verteilt bieten sehr unterschiedlich organisierte Trägerschaften ausserhalb der kantonalen Zentralverwaltung Service-Public-Leistungen an. Diese werden zum Teil überregional, kantonal oder sogar über die Kantonsgrenzen hinaus nachgefragt. Zu denken ist beispielhaft an die öffentlichen und privaten Mittelschulen, an die öffentlichen Regional- und die Privatspitäler sowie weitere Institutionen mit besonderen Angeboten im Gesundheitsbereich, an das Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos, an das Institut für berufliche Weiterbildung IbW in Chur oder die Sanitätsnotrufzentrale 144 in Ilanz. Einige dieser Trägerschaften profitieren von kantonalen Beiträgen und/oder anderen kantonalen Fördermassnahmen.
Im Tätigkeitsbereich dieser Trägerschaften verändern sich die Rahmenbedingungen aus unterschiedlichen Gründen seit längerem. Zu einem massgeblichen Anteil sind die Rahmenbedingungen kantonal mit gestaltbar. Die aktuellsten Beispiele für Einflussnahmen durch den Kanton sind die faktisch durch den Kanton veranlasste Aufhebung der Bündner Fachschule für Pflege in Ilanz, die vom Kanton mitgetragene finanzielle Sanierung der Schweizerischen Schule für Touristik und Hotellerie AG (SSTH, HTM-Immobilien AG) in Chur sowie die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), welche der Kanton per 2006 als kantonale Anstalt des öffentlichen Rechts unter seine Fittiche genommen hat. Besonders erwähnenswert ist ausserdem die Unsicherheit über die Haltung des Kantons zu den Untergymnasien.
Die in diesem Auftrag gemeinten Service-Public-Angebote werden aufgrund des hohen Spezialisierungsgrads, der besonderen Leistungsqualität oder aus anderen Gründen über den engen Kreis der einheimischen Bevölkerung vor Ort hinaus nachgefragt. In der jeweiligen Region schaffen sie qualifizierte Arbeitsplätze für die ansässige Bevölkerung, lösen sie weitere volkswirtschaftliche Wertschöpfung aus und machen sie die Standortregion insgesamt attraktiver. Die Veränderungen, welche vielfach mit einer Verlegung der Service-Public-Angebote ins Zentrum gleichzusetzen sind, widerspiegeln so eine politisch ernst zu nehmende Zentrum-Peripherie-Problematik.
Die kantonale Politik hat sich bisher noch nie gesamtheitlich mit dieser Problematik auseinandergesetzt. Es fehlen insbesondere die systematische Erfassung, Bewertung und Prüfung der Förderwürdigkeit dieser Service-Public-Angebote in den verschiedenen Regionen unseres Kantons sowie auch Antworten auf die Frage, ob und - wenn ja - inwiefern konkrete kantonalpolitische Massnahmen einzuleiten sind.
Die CVP-Fraktion fordert die Regierung daher auf, in einem Bericht - entweder als Teil des Berichts zur umfassenden Reform der Staatsstrukturen gemäss Beschluss der Regierung vom Dezember 2008 oder als separater Bericht - zu folgenden Themen vertieft Stellung zu nehmen:
1. Übersicht über die Service-Public-Leistungen mit überregionaler Bedeutung und Nachfrage, welche durch Trägerschaften ausserhalb der kantonalen Zentralverwaltung in den verschiedenen Regionen des Kantons angeboten werden
2. Beurteilung der Leistungen des Kantons zugunsten der Trägerschaften dieser Service-Public-Angebote
3. Handlungsmöglichkeiten des Kantons zur Unterstützung von Service-Public-Leistungen mit überregionaler Bedeutung und Nachfrage, welche durch Trägerschaften ausserhalb der kantonalen Zentralverwaltung in den verschiedenen Regionen des Kantons angeboten werden
4. Aufzeigen einer Strategie des Kantons über die Erbringung von Service-Public-Leistungen mit überregionaler Bedeutung und Nachfrage, welche durch Trägerschaften ausserhalb der kantonalen Zentralverwaltung in den verschiedenen Regionen des Kantons angeboten werden
5. Einführen einer Pflicht zur Überprüfung der Regionenverträglichkeit in den regierungsrätlichen Botschaften, wenn kantonale Massnahmen eine oder mehrere Regionen wirtschaftlich oder gesellschaftlich besonders treffen
Chur, 11. Februar 2009
Cavigelli, Augustin, Berni, Berther (Disentis), Berther (Sedrun), Blumenthal, Bondolfi, Bundi, Caduff, Cahannes Renggli, Candinas, Darms-Landolt, Dermont, Fallet, Fasani, Federspiel, Florin-Caluori, Geisseler, Keller, Kleis-Kümin, Kollegger, Loepfe, Niederer, Parpan, Pfister, Plozza, Quinter, Righetti, Sax, Tenchio, Thurner-Steier, Tuor, Zanetti
Session: 11.02.2009
Vorstoss: dt Auftrag