Vieles deutet darauf hin, dass es in der Schweiz in den kommenden Jahren im Bereich des Gesundheitswesens zu einem noch grösseren Mangel an Fachpersonal kommen wird, als er heute vielerorts schon spürbar ist. Ende Februar 2009 wurden die Ergebnisse einer Bestandesaufnahme des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) veröffentlicht, welche im Auftrag der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK) erstellt worden war.
Gemäss dieser Bestandesaufnahme arbeiteten im Jahr 2006 in der Schweiz fast 200’000 Personen (rund 140’000 Vollzeitstellen) in den Spitälern (60%), in Alters- und Pflegeheimen (30%) sowie in den Spitex-Organisationen (10%). Mehr als drei Viertel der genannten Fachpersonen sind im Pflegebereich tätig. Knapp mehr als 10% verfügen über eine universitäre Ausbildung. Dies sind primär Ärztinnen und Ärzte. Der Rest umfasst den Bereich Medizinaltechnik oder weitere spezifische Fachrichtungen des Gesundheitswesens sowie Mitarbeitende ohne Berufsausbildung.
Bereits heute können die zur Sicherung des aktuellen Personalbestandes notwendigen Ausbildungszahlen nicht erreicht werden. Sie liegen beispielsweise bei der Pflegeausbildung auf höherer Fachstufe bis zu 50% unter den Planungswerten. Beim Medizinstudium gilt an den Schweizer Hochschulen weiterhin ein Numerus clausus, während gleichzeitig die Anzahl ausländischer Ärztinnen und Ärzte laufend zunimmt.
Laut den Bevölkerungsprognosen des Bundesamtes für Statistik (BFS) dürfte in der Schweiz der Anteil der 65-Jährigen und Älteren bis 2020 um 400’000 Personen (+34%) zunehmen, während jene der 20- bis 64-Jährigen wahrscheinlich lediglich um 200’000 Personen (+4%) wachsen wird. In ihrer Prognose erwartet die Obsan bis ins Jahr 2020 darum einen gegenüber heute um 13% gesteigerten Personalbedarf. Damit dürften die bereits heute bestehenden erheblichen Rekrutierungsschwierigkeiten in diversen Berufen des Gesundheitswesens noch deutlich zunehmen. Diese Entwicklung wird in Kantonen wie Graubünden, welche derzeit eine besonders ungünstige demografische Entwicklung aufweisen, zu wohl noch grösseren Problemen führen als im nationalen Durchschnitt.
Am stärksten wird der Personalbedarf in den Einrichtungen der Langzeitpflege und in den Spitex-Diensten zunehmen. Diese Entwicklung erklärt sich durch die starke Zunahme der 80-jährigen und älteren Bevölkerung, die wichtigste Zielgruppe für die entsprechenden Leistungen. Und gerade in den Einrichtungen und Institutionen dieses Bereichs werden aktuell den überwiegend weiblichen Fachpersonen eher wenig attraktive Anstellungs- und Lohnbedingungen gewährt.
Die Regierung wird um Beantwortung folgender Fragen ersucht:
1. Welche Auswirkungen könnte der schweizweit prognostizierte Mangel an Fachkräften auf das Bündner Gesundheitswesen haben?
2. Welches ist der prognostizierte Bedarf an zukünftigem Fachpersonal im Kanton Graubünden (FAGE/FABE, Pflegefachfrauen/männer HF, Arztpersonen etc.) bis zum Jahre 2015 und bis zum Jahr 2020?
3. Wie viele Lehrstellen sind nötig, resp. fehlen, um die nötige Anzahl Pflegepersonen auszubilden und was gedenkt die Regierung gegen den Mangel an Lehrstellen zu tun?
4. Wie viele stehen demgegenüber aktuell in Ausbildung?
a) im Ausbildungsbereich Fachangestellte Gesundheit oder Fachangestellte Betreuung?
b) im Ausbildungsbereich Pflegefachfrau/mann HF?
5. Wie gut und wo (Graubünden, CH, Ausland) ist das Gesundheitspersonal in den Spitälern/Heimen/Spitex des Kantons Graubünden ausgebildet worden und entspricht diese Ausbildung den schweiz. Qualitätsstandards?
Falls diese Zahlen nicht bekannt sind, ist die Regierung bereit, eine Statistik zu erstellen?
6. Welche Massnahmen wären generell nötig, um die Berufe im Gesundheitswesen genügend attraktiv zu gestalten, nachdem z.B. eine Studie aus Deutschland aufzeigt, dass unter den 25 meistgenannten nichtakademischen Wunschberufen die Pflege nicht vorkommt?
7. Ist die Regierung bereit, zur Attraktivitätssteigerung der Gesundheitsberufe die Entlöhnung während der Ausbildung zu verbessern?
Chur, 21. April 2009
Bucher-Brini, Pfiffner-Bearth, Peyer, Arquint, Baselgia-Brunner, Blumenthal, Brüesch, Bundi, Cahannes Renggli, Candinas, Casty, Cavigelli, Christoffel-Casty, Claus, Darms-Landolt, Dermont, Fasani, Frigg-Walt, Gartmann-Albin, Geisseler, Hardegger, Hartmann (Champfèr), Jaag, Jäger, Kleis-Kümin, Koch, Loepfe, Märchy-Michel, Marti, Menge, Meyer Persili (Chur), Nick, Niederer, Noi-Togni, Pfenninger, Portner, Quinter, Sax, Thöny, Thurner-Steier, Trepp, Furrer-Cabalzar, Locher Benguerel, Michel (Chur)
Session: 21.04.2009
Vorstoss: dt Anfrage