von Hanspeter Hänni
In diesem Jahr können verschiedene Mitarbeiter ihr 35-Jahre-Dienstjubiläum beim
Kanton feiern. Zu ihnen gehört auch Werner Hofmänner, der als Gutsbetriebs-Leiter
zusammen mit seinem Team für die Landwirtschaft der Psychiatrischen Klinik Waldhaus
in Chur verantwortlich ist.
Schon früh stand Werner Hofmänners Wunschberuf fest: er wollte Bauer werden. Dieses
Ansinnen kam nicht von ungefähr, verbrachte Hofmänner doch die ersten zehn Lebensjahre
zusammen mit seinen Eltern und einer jüngeren Schwester auf dem grosselterlichen Hof in Grabs
SG, wo er schon früh Hand anlegen konnte. Die Sommer- und Herbstferien verbrachte er jeweils
als Hirtenbub auf der Alp resp. bei einer Bauernfamilie im Safiental. Auch wenn ihn seine Mutter
immer wieder auf Stelleninserate u.a. der Post oder der Grenzwacht aufmerksam machte, liess er
sich von seinem beruflichen Ziel nie abbringen.
Zielstrebiger Werdegang
Unmittelbar nach Beendigung seiner Schulzeit fing er eine landwirtschaftliche Lehre an. Das
erste Jahr absolvierte er in einem Betrieb in Buchs SG, im zweiten Jahr wechselte er nach Jussy
bei Genf. Den Lehrabschluss machte Werner Hofmänner im Jahr 1955 an der
landwirtschaftlichen Schule in Flawil. In der Folge arbeitete er in Bauernbetrieben in der
Westschweiz, in Dänemark und in Graubünden. 1957 machte er die Rekrutenschule als Train-Soldat
in Wangen an der Aare, zwei Jahre darauf verdiente er den Korporal ab und bekam später noch
den Grad eines Wachtmeisters geschenkt. 1961 beendete er seine Ausbildung an der
landwirtschaftlichen Schule Plantahof in Landquart mit lauter Höchstnoten und machte in der
Folge die bäuerliche Berufsprüfung. Anfang März 1962 trat er als technischer Mitarbeiter bei der
Zentralstelle für Ackerbau in den Dienst des Kantons Graubünden. Werner Hofmänner erinnert sich
noch sehr gut an den ersten "Zahltag". Hatte sein Monatslohn bis anhin ein paar hundert
Franken betragen, bekam er erstmals eine Summe von über 1000 Franken: "Ich habe mich fast
etwas 'geniert', soviel Geld anzunehmen". Im September 1964 wählte ihn die Regierung zum
Meisterknecht im Gutsbetrieb Waldhaus. Seit 1967 ist Hofmänner Landwirt mit Meisterdiplom
und somit berechtigt, auch Lehrlinge in seinem Betrieb auszubilden. Im Lauf der Zeit wechselte
seine Stellenbeschreibung über den Werkführer zum Gutsbetriebsleiter. Von Anfang an führte er
den Betrieb selbständig und beschäftigt heute einen Stellvertreter, einen Melker, einen Betreuer für
die Schweine, einen Saisonnier und ein bis zwei Lehrlinge.
Vielfältiger IP-Betrieb
Der Gutsbetrieb der Psychiatrischen Klinik Waldhaus in Chur umfasst Stallungen für Kühe,
Pferde, Schweine und Hühner sowie insgesamt 53 Hektaren (ha) Land. 43 ha sind Wies- und
Ackerland, 10 ha Wald und 1½ ha Birnen- und Apfelkulturen. Die Produktion im Acker- und
Obstbau sowie die Rindvieh-Haltung erfolgt nach den Prinzipien der Integrierten Produktion (IP).
Auf dem Ackerland werden Saatweizen, Brotweizen, Kartoffeln, Raps, Triticale, Gerste sowie
Körner- und Silomais angebaut. während das Wiesland für die Produktion von Raufutter und als
Weide genutzt wird. Im Kuhstall stehen regelmässig etwa 40 Kühe, 10 Rinder, 10 Mesen, 20
Kälber, 12 Ochsen sowie 8 Stiere; alles Braunvieh. Teilweise wird das Vieh auf Alpen in Arosa
und Langwies gesömmert. Der Waldhaus-Betrieb ist sowohl auf Zucht und Milch wie auch auf
die Mast ausgerichtet. Über eigene Pferde verfügt der Gutsbetrieb nicht mehr, die Boxen im Stall
sind aber alle vermietet. Im Schweinestall sind 24 Muttersauen, ein Eber und rund 200 Ferkel
untergebracht, die während sechs Monaten ausgemästet werden. Eine Muttersau "produziert" pro
Jahr zwei Würfe zu etwa zehn Ferkeln. Ein beträchtlicher Teil ihrer Nahrung besteht aus
Küchenabfällen der Churer Spitäler und Kliniken. 200 "glückliche" Hennen vervollständigen den
"Tierpark" und sorgen für täglich frische Eier. Zur Kundschaft gehören neben den Spitälern und
Kliniken auch Privatpersonen.
Maschinenpark nahm stetig zu
Als Werner Hofmänner 1964 begann, verfügte der Gutsbetrieb nur über ganz wenige Maschinen.
Die anfallenden Arbeiten wurden vor allem unter Mithilfe vieler Patienten und Patientinnen der
psychiatrischen Klinik verrichtet. Dies habe sich im Lauf der Zeit leider geändert, stellt Hofmänner
fest. Seit der für die Arbeitstherapie zuständige Pfleger pensioniert wurde, sind im Gutsbetrieb
nurmehr selten Patienten am Werk, weil eine Verlagerung der Arbeitsplätze in die Gärtnerei erfolgt
ist.
Werner Hofmänner bewohnt zusammen mit seiner Gattin Margherita ein gutseigenes Haus. Im
Winter fährt er gern ski und im Sommer macht er am liebsten Wanderungen auf irgendeine Alp,
wo er das Vieh anschauen und sich über die Bergwelt freuen kann. Als grosse Befriedigung
empfindet er das Abnehmen von Lehrlingsprüfungen, wobei er auch den Kontakt mit dem
bäuerlichen Nachwuchs pflegen kann. Ein Projekt sähe er gern baldmöglichst verwirklicht, nämlich
den Umbau des Schweinestalls, um den Tieren Auslauf gewähren zu können.
Bildlegende:
Bauer durch und durch: Werner Hofmänner, Leiter des Gutsbetriebs Waldhaus
Foto Hanspeter Hänni
Jahr: 1998