Jedes Jahr sterben in den Schweizer Rebbergen Tausende von Vögeln und Hunderte von Igeln
einen grausamen Tod, weil sie in Rebnetzen hängen bleiben. Die Netze werden zum Schutz der
Trauben vor sogenannten Problemvögeln wie Amseln oder Stare gespannt.
Dieses Massaker lässt sich ohne grossen Aufwand vermeiden, wenn die Netze gut gespannt
werden und keine offenen Stellen aufweisen. Zudem sollen sie wenn immer möglich ein wenig über
dem Boden befestigt werden, so dass die Igel untendurch laufen können. Falls sie doch bis zum
Boden reichen müssen, dürfen keine losen Netzteile auf dem Boden liegen bleiben.
Igel sind in der Regel nachts unterwegs. Wo Rebnetze lose auf dem Boden liegen, ist die
Gefahr gross, dass sie sich mit Beinen, Kopf und Stacheln in den Maschen verheddern. Dann
gibt es für sie kein Entkommen mehr. Die dünnen Fäden der Kunststoffnetze fügen ihnen
Schnittwunden zu, an denen sie qualvoll zugrunde gehen.
In Graubünden werden den beiden Igelstationen im Tierheim Chur und bei Frau Agnes Schön in
Trimmis jeden Herbst Dutzende von schwer verletzten Igeln gebracht, für die jede Rettung zu spät
kommt. Sie können oft nur noch eingeschläfert werden. Während das Fürstentum Liechtenstein
klare Vorschriften über den Gebrauch von Rebnetzen kennt, können und sollen Bündner
Rebbauern, die ihre Netze unsorgfältig befestigen, vorläufig nur angesprochen und auf die
Probleme hingewiesen werden.
Igel halten einen Winterschlaf. In den beiden Igelstationen werden in Notfällen auch Igel
überwintert. Tierfreunde vergessen aber immer wieder, dass Igel geschützte Wildtiere sind, die
wenn immer möglich in Freiheit belassen werden müssen. Als Wildtiere haben sie andere
Vorstellungen von einem ihnen zusagenden Lebensraum als wir Menschen. Nicht jeder Igel, der
tagsüber angetroffen wird, ist krank und muss in Obhut genommen werden! Und nicht jeder
kleine Igel ist ein von den Eltern verlassenes Waisenkind! Unverletzte Igel, die schwerer als 500
g sind, sind in jedem Fall sofort freizulassen.
Kritisch wird es für Igel erst dann, wenn sie bei gefrorenem Boden oder einer geschlossenen
Schneedecke angetroffen werden. Den besten Dienst erweist man den Igeln, wenn man
ihnen für den Winterschlaf im Garten einen Laubhaufen zur Verfügung stellt. Der Gang zum
Tierarzt oder zur Igelstation sollte nur mit wirklich kranken oder verletzten Tieren gemacht
werden.
Jahr: 1998