Die Regierung erlässt eine neue Heilmittelverordnung, die auf dem
kantonalen Gesundheitsgesetz basiert. Die wichtigsten Neuerungen und
Änderungen sind u.a. die folgenden:
- Im Interesse der Arzneimittelsicherheit wird die Abgabe von
Heilmitteln über den Versandhandel mit gewissen Ausnahmen grundsätzlich
verboten.
- Das Vertreiben von nicht registrierten pharmazeutischen
Spezialitäten (Orphan Drugs), die für seltene Krankheiten benötigt
werden, wird unter Bewilligungspflicht zugelassen.
- Blut und Blutprodukte werden ausdrücklich den Heilmitteln
zugeordnet, weil ihr Gefährdungspotenzial es nahelegt, dass sie gleich
wie Heilmittel behandelt werden.
- Es wird die Rechtsgrundlage für eine Kantonale Ethikkommission
geschaffen.
Die Verordnung soll Anfang August 1998 in Kraft treten. Der gesamte
Wortlaut wird im Kantonalen Amtsblatt publiziert.
Energieprotokoll der Alpenkonvention wird abgelehnt
In ihrer Stellungnahme an Bundesrat Moritz Leuenberger lehnt die
Bündner Regierung das Energieprotokoll der Alpenkonvention ab und
beantragt, dieses nicht zu ratifizieren. Die generellen Ziele werden
zwar unterstützt, nicht aber die vorgesehenen Massnahmen bzw. deren
Umsetzung. Die Hauptpunkte der negativen Haltung sind die folgenden:
- Die Aktivitäten im vorgesehenen Protokoll sind unnötig, da die
umschriebenen Ziele in der Schweiz bzw. in Graubünden mit den
bestehenden Gesetzen erreicht werden können.
- Es fehlt eine klare Aussage, dass das Nutzen der Wasserkraft im
heutigen Umfang erhalten bzw. gefördert werden soll.
- Abgelehnt werden die zahlreichen alpenspezifischen
Umweltanforderungen, Umweltverträglichkeitsprüfungen bzw. Massnahmen
zum Energie sparen. Sie gefährden die Existenzfähigkeit der ansässigen
Bevölkerung.
- Abgelehnt wird, dass der Schutzgedanke gegenüber dem Nutzgedanken
ein übergeordnetes Ziel darstellen soll. Dadurch ist im Einzelfall kein
Abwägen der Interessen mehr möglich.
Tourismuskanton Graubünden wehrt sich gegen zu starre Begrenzung
ausländischer Arbeitskräfte
Gegenüber Bundesrat Arnold Koller nimmt die Regierung Stellung zum
Entwurf für eine Teilrevision der bundesrätlichen Verordnung über die
Begrenzung der Zahl der Ausländer/innen. Im Vorschlag für die
Kontingentsperiode 1998/99 wird einmal mehr vorgesehen, die Höchstzahlen
für Saisonbewilligungen zu kürzen. Für Graubünden wären demnach noch
12'877 Kontingentseinheiten verfügbar. 1996/97 hat unser Kanton
indessen etwa 16'000 Saisonbewilligungen benötigt. In der gleichen
Grössenordnung dürfte sich auch der aktuelle Bedarf bewegen. Zusätzlich
beansprucht die Bündner Wirtschaft etwa 6'000
Kurzaufenthaltsbewilligungen. Diese Zahlen zeigen, dass Graubünden mit
der vorgesehenen Zuteilung keinesfalls auskommen wird. Vielmehr ist der
Kanton auch künftig auf hohe Kontingente angewiesen.
Neu soll vom Drei-Kreis-Modell zum dualen Rekrutierungssystem
übergegangen werden. Danach stehen der Wirtschaft grundsätzlich nur
Rekrutierungsmöglichkeiten in EU/EFTA-Ländern offen, sofern
Arbeitsplätze nicht mit (arbeitslosen) Schweizern und Schweizerinnen
oder stellensuchenden Ausländern und Ausländerinnen in der Schweiz, die
zur Erwerbstätigkeit berechtigt sind, besetzt werden können. Mit diesem
neuen Modell würden die USA und Kanada aus dem Raster fallen. Dies hätte
fatale Folgen insbesondere auch für den Sport (Trendsport, Eishockey,
Ski, Tennis, Golf etc.). Die Regierung beantragt daher, eine
entsprechende Ausnahmeregelung für Sportlehrer und Sportlehrerinnen,
Nationalligaspieler und andere Berufssportler/innen vorzusehen. Im
übrigen sollte ähnliches gelten für fernöstliche Köche und Köchinnen,
die in einem modernen touristischen Angebot unverzichtbar sind.
Bahnreformverordnungen grundsätzlich in Ordnung
Gegenüber Bundesrat Moritz Leuenberger äussert sich die Regierung zu
den Verordnungen zur Bahnreform. Sie ist der Ansicht, dass das
Verordnungspaket zwar ein taugliches Instrument darstellt, jedoch in
formeller und sprachlicher Hinsicht unbedingt überarbeitet werden muss,
um auch verständlich und nachvollziehbar zu sein. Die Verordnung über
die Förderung des kombinierten Verkehrs und des Transports begleiteter
Motorfahrzeuge wird abgelehnt, soweit sie die neue Regelung des
Transports begleiteter Motorfahrzeuge betrifft. Die heutige Regelung
ermöglicht ein administrativ einfaches und leistungsgerechtes Abgelten
verkehrspolitisch sinnvoller Transporte. Das Einführen eines neuen
Bestellverfahrens würde zahlreiche Unklarheiten und Schwierigkeiten
provozieren, insbesondere beim Festlegen der anrechenbaren Kosten.
Kulturbeiträge
Es werden Beiträge im Gesamtbetrag von 104'500 Franken an die
folgenden kulturellen Werke und Veranstaltungen geleistet:
- Herausgabe des Jugendbuchs "In nibel per cumiau" durch die
Romania,
- Herausgabe von Band 5 der "Ediziun da Breil/Ovras da Giacun Hasper
Muoth" durch den Octopus-Verlag, Chur,
- Herausgabe der Tagebücher von Clemente Maria a Marca, des letzten
Landeshauptmanns des Veltlins, von 1792 bis 1819 und der Nachträge
seiner Söhne bis 1830,
- Herausgabe einer Monographie über den Maler Paolo Pola,
- Filmprojekt "Storia di Celestino" von Riccardo Lurati, Roveredo,
- 8. Romanische Literaturtage vom 4. bis 6. September 1998 in
Domat/Ems,
- Herausgabe des Tonträgers "Falera suna e conta",
- Konzert des Kammerchors Chur vom 18. Oktober 1998, sofern die
Stadt Chur mitzieht,
- Herausgabe des zweisprachigen Gedichtbands "Das gestohlene Blau/Il
blau engulà" von Clo Duri Bezzola,
- Konzert des Orchestervereins Chur vom 18. September 1998 und
Schulvorstellungen vom 23./24. September 1998, sofern die Stadt Chur
mitzieht,
- Projekt "Untergang der Titanic" des Alpodrom Theaters mit rund 20
Vorstellungen im Kanton,
- Herausgabe des zweisprachigen Gedichtbands "Uss - Jetzt" von
Hendri Spescha,
- Herausgabe des Buchs "Der Lukmanierpass - Streifzüge durch seine
Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert" von Leon Condrau,
- Herausgabe einer CD des Kabarettisten Coni Allemann,
- Musik Festival Davos 1998,
- Musikveranstaltung "Swissfonie im Safiental" vom 1./2. August 1998
unter der Leitung von Hannes Meyer,
- Dokumentarfilm über die Sängerin "La Lupa", der teilweise in Chur
gedreht wird, wobei mehrere ehemalige und aktuelle Begleitmusiker/innen
aus Graubünden mitwirken,
- Ausstellung über die Schriftstellerin und Journalistin Annemarie
Schwarzenbach (1908-1942) im August 1998 in der Chesa Planta in Samedan,
und
- Herausgabe der Publikation "The Rosewell Symbols" des Malers
Gaspare O. Melcher.
Sportbeiträge
Es werden Sport-Toto-Beiträge im Gesamtbetrag von annähernd 17'000
Franken ausgerichtet an:
- Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft (SLRG) Chur, um
Ausbildungs- und Kursmaterial, einen Überstromschlauch für Druckflaschen
sowie ein Beatmungs- und Herzmassagegerät anzuschaffen,
- Motorfluggruppe Chur, um beim Schulungsflugzeug Cessna 152 eine
Motorenrevision durchzuführen, und
- Hockey-Club Prättigau, Schiers, um die Garderoben bei der
Kunsteisbahn in Schiers zu erweitern.
Aus Regionen und Gemeinden
Die Regierung genehmigt das neue Organisationsstatut des
Regionalverbands "Pro Engiadina Bassa", welches rückwirkend ab 1. Juli
1998 in Kraft tritt.
Dem Gemeindeverband Surselva wird an die Kosten des Pilotprojekts
"Vivonda Surselva" ein Beitrag von 30'000 Franken gewährt. Das Projekt
will einerseits landwirtschaftliche Produkte aus der Region an
Grossabnehmer verkaufen und andererseits einen Teil der Produktion
regional vermarkten.
Das Projekt für die dritte Bauetappe mit Einbau einer neuen
Schulküche im Schulhaus Sedrun, Gemeinde Tujetsch, wird definitiv
gutgeheissen. Anrechenbare Kosten 85'000 Franken, Baubeitrag 17.5
Prozent.
Genehmigt wird die Revision der Ortsplanung von Untervaz betreffend
die Erweiterung des Gesteinabbaugebiets Fenza, Kleine Fenza und
Haselboden (FEKLHAS). In diesem Gebiet wird Gestein abgebaut, das fürs
Herstellen von Zement verwendet wird.
Die Verfassung von Jenins wird genehmigt.
Für die Winterdienststrassenarbeiten für die Jahre 1998 bis 2006 in
den Bezirken Thusis und Ilanz werden Kredite im Gesamtbetrag von rund
2.3 Mio. Franken, für verschiedene Strassenbauprojekte im Kanton solche
von rund 2.5 Mio. Franken freigegeben.
Gremium: Regierung
Quelle: dt Standeskanzlei Graubünden