Die Ergebnisse der letzten landwirtschaftlichen Betriebszählung
bestätigen den starken Strukturwandel zwischen 1985 und 1996 in diesem
für Graubünden wichtigen Wirtschaftssektor.
Hauptmerkmale dieser Entwicklung sind einerseits der verstärkte
Maschineneinsatz, um Arbeitskräfte einzusparen, andererseits die
Tendenz, Betriebe zu vergrössern oder zusammenzulegen, um die Mittel
wirtschaftlicher einsetzen zu können. Damit kann die Produktivität der
Betriebe erhöht und die Qualität verbessert werden.
Anzahl Betriebe nimmt ab
1996 zählte man in Graubünden 3'745 Landwirtschaftsbetriebe, 1243
(24,9 Prozent) weniger als 1985. Vor allem gingen die kleinen Betriebe
mit einer Nutzfläche bis drei Hektaren stark zurück (minus 45.4
Prozent). Die Betriebe mit einer Nutzfläche von 3 bis 20 ha machen mit
60 Prozent den Grossteil des Gesamtbestands aus. Ihre Anzahl reduzierte
sich um etwa 29 Prozent. Demgegenüber nahmen die Betriebe mit einer
Nutzfläche von über 20 ha um 99 Einheiten (11.1 Prozent) zu.
Anzahl Beschäftige auch rückläufig
Die Zahl der Beschäftigten ging innerhalb von elf Jahren auf 10'242
(minus 26.2 Prozent) zurück, sieben Prozent bei den
Vollzeitbeschäftigten und 38.6 Prozent bei den Teilzeitbeschäftigten:
ein Zeichen der verstärkten Mechanisierung und Rationalisierung.
Nutzfläche kleiner geworden, Rebfläche vergrössert sich
Die Nutzfläche ist seit 1985 um 12.8 Prozent kleiner geworden, wobei
zu beachten gilt, dass im Kanton bis Mitte der 80er-Jahre rund ein
Drittel der Flächen noch nicht amtlich vermessen war und teilweise auf
Schätzungen beruhte. Die Naturwiesen und Weiden, welche einen Anteil an
der Gesamtfläche von 92 Prozent ausmachten, schrumpften um 12.7 Prozent.
Bei den verkleinerten Anbauflächen fallen die Kartoffeln (minus 56
Prozent auf 59 ha), der Silo-/Grünmais (minus 27.6 Prozent auf 806 ha)
und die Kunstwiesen (minus 24.9 Prozent auf 819 ha) besonders auf.
Gewisse Kulturen verzeichneten eine Vergrösserung ihrer Anbauflächen.
Der Weinbau, der ein entwicklungsfähiges, chancenreiches Marktpotential
aufweist, erweiterte die Rebfläche auf 401 ha, was einer Zunahme von 31
Prozent entspricht. Grössere Nutzflächen verzeichneten auch die
Zuckerrüben (um 100 Prozent auf 14 ha) und das Freilandgemüse (um 10.8
Prozent auf 82 ha). Die Landwirtschaftpolitik des Bundes und die
veränderten Konsumgewohnheiten setzten neue Schwerpunkte auf der
Produktepalette.
Verschiebungen bei der Tierhaltung
Bei der Tierhaltung war dieser Wandel ebenfalls zu erkennen. Während
der Rindviehbestand insgesamt um nur 8.1 Prozent auf rund 83'000
Einheiten anstieg, nahm der Bestand der Kühe um 20.2 Prozent und jener
der Schafe um 44.5 Prozent zu. Der Schweinebestand büsste rund 50
Prozent ein.
Immer mehr Maschinen
Die Mechanisierung der Betriebe schritt stark voran. Schwere und
technisch hochstehende Geräte mit Multifunktion oder mit hohem
Rationalisierungseffekt nahmen deutlich zu. Saug- und Druckfässer
verzeichneten eine Zunahme von 117.8 Prozent, Vierrad- und
Raupentraktoren 18.8 Prozent, Heubelüftungen 15.3 Prozent. Bei den
Melkanlagen waren die Rohrmelkanlagen und die Melkstände stark im
Vormarsch. Transporter mit Ladegerät (plus 10.5 Prozent) lösten die
Transporter ohne Ladewagen (minus 54.1 Prozent) und die gezogenen
Ladewagen (minus12.5 Prozent) ab.
Landwirtschaft muss sich auf dem Markt behaupten
Der Strukturwandel wird sich fortsetzen. Die Selbstvermarktung der
Produkte, sei es auf dem Wochenmarkt oder ab Hof, wird sich vermehrt
durchsetzen. Die Landwirtschaft wird vermehrt die Bedeutung eines
selbständigen Wirtschaftsmotors erhalten. Sie muss sich auf neue
Aufgaben ausrichten und diese im Verbund mit dem Tourismus und dem
Gewerbe lösen können. Dazu wird die Politik die geeigneten
Rahmenbedingungen schaffen, um Wirtschaftlichkeit, Funktionsfähigkeit
und Entwicklung unter akzeptablen Markt- und Umweltbedingungen
sicherzustellen. Das Konsumverhalten wird sich verändern, neue Märkte
und Marktformen werden die bisherigen Normen sprengen und vom Landwirt
konsequentes unternehmerisches Denken und Handeln abverlangen.
(Quellen: BfS und Landwirtschaftsamt Graubünden)
Gremium: Amt für Wirtschaft und Tourismus Graubünden
Quelle: dt Sektion Statistik