Frauen stellen mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Dennoch sind sie
in politischen Ämtern und Gremien in aller Regel sehr stark
untervertreten. Dies trifft auch für das Eidgenössische Parlament zu.
Nach den letzten eidgenössischen Wahlen sind von 200 Sitzen im
Nationalrat nur gerade 43 Sitze (21,5 Prozent) von Frauen besetzt. Im
Ständerat liegt der Frauenanteil mit bloss acht von 46 Sitzen (17,4
Prozent) noch tiefer. Noch immer delegieren fast die Hälfte der Kantone
überhaupt keine Frau nach Bern.
Für die geringe Partizipation von Frauen in der Politik gibt es eine
Reihe von Gründen. Die Institutionen der parlamentarischen Demokratie
sind vor 150 Jahren unter Ausschluss der Frauen entstanden. In der
Schweiz ist es den Frauen erst seit 28 Jahren, als 1971 das Stimm- und
Wahlrecht für Frauen eingeführt wurde, überhaupt möglich, auf
schweizerischer Ebene in politischen Sachfragen mitzubestimmen, Personen
in politische Gremien zu wählen oder selbst in ein solches Gremium
gewählt zu werden.
Frauen in der Politik stossen auf andere gesellschaftliche
Rahmenbedingungen als Männer. Trotz der gleichen rechtlichen
Voraussetzungen sind die faktischen Möglichkeiten zur Übernahme von
politischen Mandaten und Ämtern für Frauen und Männer anders. Dazu
gehört beispielsweise die Mehrfachbelastung der Frauen. Neben einem
immer grösseren Einsatz im Erwerbsleben sind sie es, welche nach wie vor
fast ausschliesslich für Hausarbeit und Kinderbetreuung zuständig sind.
Traditionelle Rollenbilder und Rollenzuweisungen haben Männer und Frauen
geprägt. Sie erschweren den Frauen den Zugang zu politischen Ämtern und
Positionen. Frauen, die kandidieren, haben in der Regel geringere
finanzielle Ressourcen zur Verfügung als kandidierende Männer.
Die Zahl der Kandidatinnen für politische Ämter und Positionen ist
in den letzten Jahren trotz der besonders schwierigen Ausgangslage für
Frauen, die in die Politik einsteigen wollen, kontinuierlich gestiegen.
Die Wahlchancen der Männer sind aber immer noch wesentlich grösser. So
hatten bei den Nationalratswahlen 1995 die Männer in der Deutschschweiz
11/2 mal grössere Wahlchancen als die Frauen, in der Romandie waren die
Wahlchancen der Männer gar fast 31/2 mal grösser (Quelle:
Überparteiliches Manifest zu den eidgenössischen Wahlen 1999 "Mehr
Frauen ins Parlament", lanciert von der Eidg. Kommission für
Frauenfragen).
Im Kanton Graubünden sind zur Zeit zwei von fünf Nationalrats-Sitzen
durch Frauen besetzt. Eine derart erfreuliche Frauenquote findet sich
sonst in keinem der bündnerischen politischen Organe: im Grossen Rat
beispielsweise decken die 20 gewählten Frauen gerade mal einen Anteil
von gut 16 Prozent ab.
Auf den Listen für die bevorstehenden Nationalratswahlen kandidieren
18 Frauen. Damit haben wir auch unter den Frauen eine echte Auswahl.
Gremium: Gleichstellungs-Büro Graubünden
Quelle: dt Gleichstellungs-Büro