Im April 1999 haben die Hauptpartner der AG Bündner Kraftwerke (BK),
der Kraftwerke Brusio AG (KWB) und der Rhätischen Werke für Elektrizität
AG (RW) über die gemeinsame Absicht zum Zusammenschluss der genannten
Elektrizitätsgesellschaften orientiert. Die inzwischen getätigten
vertieften Abklärungen zeigen, dass der Zusammenschluss rechtlich
möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist. Daher haben die Hauptpartner
den Zusammenschluss dieser Gesellschaften beschlossen. Die Grischelectra
AG (GEAG) wird nur energiewirtschaftlich einbezogen. Mit dem
Zusammenschluss können die involvierten Gesellschaften gestärkt und die
unternehmerischen Risiken breiter abgestützt werden. Dadurch werden die
Voraussetzungen geschaffen, um im Zuge der Strommarktöffnung die sich
bietenden Chancen zu nutzen und die vorhandenen Risiken aufzufangen.
Die Liberalisierung der Strommärkte ist in Europa Tatsache. Die
Schweiz wird mit der Liberalisierung nachziehen. Schon heute sind jedoch
im schweizerischen Elektrizitätsmarkt Wirkungen der erst bevorstehenden
Liberalisierung spürbar. Der Einfluss der Strommarkt-Öffnung sowie die
Überschuss-Situation im Elektrizitätssektor führen zu mehr Wettbewerb,
tieferen Preisen, engeren Margen und vermehrten Ansprüchen nach
Dienstleistungen. Die neue Marktsituation verlangt von den
Unternehmungen der Stromwirtschaft, ihre Strukturen anzupassen, neue
Marketinginstrumente bereitzustellen, die Rationalisierungsmöglichkeiten
auszuschöpfen und Synergien über allfällige Kooperationen zu nutzen.
Diese Massnahmen sollen zu Kostenreduktionen und einer verbesserten
Marktposition führen. Wegen des politisch gewünschten und vom Markt
geforderten Kostendiktats - auch im Elektrizitätssektor - werden
Umstrukturierungen erforderlich, um die Existenz der Gesellschaften
langfristig zu sichern.
Der Kanton Graubünden, die Elektrizitäts-Gesellschaft Laufenburg AG
(EGL) und die Aare Tessin AG für Elektrizität (ATEL) verfügen in
unterschiedlichen Zusammensetzungen über grössere Beteiligungen an
denselben Kraftwerks-Gesellschaften, nämlich an der BK, der KWB, der RW
und der GEAG. Die BK und KWB sind energiewirtschaftlich heute schon
stark miteinander verknüpft. Diese beiden Gesellschaften weisen
Gemeinsamkeiten und auch komplementäre Tätigkeiten auf.
Die Regierung des Kantons Graubünden, die EGL und die ATEL erwarten
vom Zusammenschluss der oben erwähnten Kraftwerks-Gesellschaften die
Stärkung der Marktposition und der Wettbewerbsfähigkeit, positive
Synergieeffekte zur Kostenreduktion und Ertragssteigerung sowie die
Reduktion der unternehmerischen Risiken. Damit können die mit der
Liberalisierung des Strommarktes gegebenen Chancen besser genutzt und
die Risiken aufgefangen werden.
Angesichts der grundlegend neuen Anforderungen der bevorstehenden
Öffnung des schweizerischen Elektrizitätsmarktes und aus der
Überzeugung, dass die Wettbewerbsfähigkeit insbesondere der BK und KWB
nachhaltig gestärkt und damit auch konkurrenzfähige Arbeitsplätze im
Kanton erhalten werden können, haben die Hauptaktionäre (Kanton
Graubünden, ATEL und EGL) vereinbart,
- die Tätigkeiten der Zielgesellschaften zusammenzuführen und diese
in Beachtung der gesetzlichen Rahmenbedingungen unter eine einheitliche
Leitung zu stellen,
- die rechtlichen Strukturen der Zielgesellschaften unter Wahrung
der konzessionsrechtlichen Pflichten und in Berücksichtigung der
regionalen Gegebenheiten funktionsorientiert zu straffen,
- eine offene Struktur zu schaffen, welche die Zusammenarbeit auch
mit weiteren interessierten Gesellschaften ermöglicht.
Die rechtliche Zusammenführung der Zielgesellschaften erfolgt im
Wesentlichen durch zwei Massnahmen: Einerseits wird die heutige RW mit
der heutigen KWB fusioniert. Andererseits werden der Kanton und die ATEL
ihre Beteiligungen an der BK durch Sacheinlage in die KWB einbringen.
Den Drittaktionären der BK wird durch ein öffentliches Angebot
ermöglicht, die Inhaberaktien der BK zu den für den Kanton und die ATEL
geltenden Bedingungen gegen Inhaberaktien der Rätia Energie AG
einzutauschen. Die KWB wird als Dachgesellschaft in die Rätia Energie AG
(RE) umfirmiert. Die heutige BK wird neu Rätia Energie Klosters AG (REK)
heissen. Die KWB und die BK behalten ihren bisherigen Gesellschaftssitz
bei. Die ganze Transaktion wird auf Tauschbasis und in einem geringen
Ausmass durch Kauf von Vorratsaktien, die für das öffentliche Angebot an
die Drittaktionäre benötigt werden, durchgeführt. Es ergeben sich
folgende Beteiligungen an der neuen Gesellschaft:
Kanton Graubünden 44.26 Prozent
ATEL 24.64 Prozent
EGL 21.25 Prozent
Weitere 9.85 Prozent
Das strategische Konzept der RE sieht vor, dass sie sich im Bereich
Handel, Versorgung und Produktion engagiert. Ziel ist, die heutigen
Versorgungsgebiete Prättigau, im Oberengadin und Rheintal weiter zu
bedienen, den Absatz und Handel auszubauen, die Netze gezielt zu
ergänzen, Rationalisierungsmassnahmen rasch zu realisieren,
Dienstleistungen anzubieten. Erklärte Absicht ist auch, die
Zusammenarbeit auf weitere Bündner Gesellschaften auszudehnen. Die
energiewirtschaftliche Eingliederung der GEAG wird so erfolgen, dass die
Energie der GEAG gänzlich von RE übernommen wird. Es entsteht demnach
eine Gesellschaft mit über 4000 GWh Energiejahresumsatz und
Gesamtleistungen von jährlich rund 220 Mio. Franken.
Die Vertragsparteien werden veranlassen, dass die Organe der KWB,
der BK und der RW alle erforderlichen Verträge, Beschlüsse,
Statutenänderungen und Wahlen den jeweiligen ordentlichen
Generalversammlungen des Jahres 2000 mit ihren Anträgen auf Genehmigung
vorlegen und umsetzen. Die Generalversammlungen aller drei
Gesellschaften müssen vor dem 1. April 2000 stattfinden. Die Fusion
zwischen KWB und RW soll rückwirkend per 1.1.2000 erfolgen. Ebenfalls
rückwirkend ab 1.1.2000 werden die Jahresrechnungen der KWB und der BK
konsolidiert.
Gremium: Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement Graubünden
Quelle: dt Amt für Energie