Sperrfrist: Montag, 29. März 1999, 11.30 Uhr
Am Montag, 29. März 1999, orientiert das Amt für Umweltschutz des
Kantons Uri an einer Medienkonferenz über die Auswirkungen der Sperre
der Gotthard-Autobahn auf die Luftqualität in den betroffenen Gebieten.
Die Erarbeitung der an der Medienkonferenz vorgestellten Unterlagen
erfolgte in Zusammenarbeit mit den Umweltschutzämtern der Kantone Tessin
und Graubünden.
In der Zeit der lawinenbedingten Sperrung der A2 am Gotthard
zwischen dem 18. und dem 26. Februar 1999 wurde der gesamte
Nord/Süd-Verkehr über die A13 via San Bernardino-Pass umgeleitet. Mit
den Verkehrsverlagerungen hat auch eine markante Verschiebung der
Luftverschmutzung zwischen den Landesteilen stattgefunden. Die Be- bzw.
Entlastungen waren nicht nur in unmittelbarer Strassennähe, sondern auch
an den weitab der Strassen gelegenen Messstellen der betroffenen Täler
sehr stark zu spüren. Diese Verschiebungen machen deutlich, wie stark
die Luftqualität im Bereich der Alpentransitachsen vom Transitverkehr
dominiert wird und wie wichtig es ist, den alpenquerenden Güterverkehr
von der Strasse auf die Schiene zu verlagern. Sie zeigen auch klar, wie
wenig Einflussmöglichkeiten die kantonalen Behörden haben, um die
Luftqualität in den betroffenen Gebieten zu verbessern.
Entlastung in Uri um die Hälfte, Zusatzbelastung im Bündner Rheintal um bis zu 92 Prozent
Im Urner Reusstal sind die Konzentrationen der Stickoxide (NOx) in
Strassennähe auf die Hälfte und an autobahnfernen Standorten um einen
Viertel zurückgegangen. Diese Zahlen zeigen, dass der lokale Verkehr,
die Heizungen und die Industrie verglichen mit der A2 nur wenig zur
Luftverschmutzung beitragen.
Im Bündner Rheintal hat dafür praktisch eine Verdoppelung der
Stickoxidimmissionen stattgefunden. Obwohl im Einzugsgebiet von Chur
bedeutende stationäre Quellen vorhanden sind und die Stadt Chur einen
beachtlichen Pendlerverkehr aufweist, hat der Zusatzverkehr die
Luftverschmutzung praktisch verdoppelt. Die Zunahme war auch an der 600
Meter von der A13 entfernten Messstelle in Zizers mit 55 Prozent immer
noch deutlich auszumachen.
Halbierung in der Leventina, Verdoppelung im Misox
Auch auf der Alpensüdseite ist der Verlagerungseffekt deutlich
spürbar. Die Messstelle Bodio in der Leventina zeigte während der
Sperrung einen Rückgang der NOx - Werte um die Hälfte. Im Misox, wo im
Jahresdurchschnitt 92 Prozent der Stickoxide von der Nationalstrasse
stammen, verdoppelte sich die Belastung.
Grosses Gewicht des Schwerverkehrs
Der Schwerverkehr hat einen grossen Anteil an den Schadstoffen,
welche auf den Strassen emittiert werden. So emittiert beispielsweise
ein durchschnittlicher LKW bei Autobahnfahrt gleichviel Stickoxide wie
7.3 Personenwagen. Den Gotthard-Strassentunnel durchqueren jährlich 6.6
Mio. Fahrzeuge, darunter 1 Mio. schwere Nutzfahrzeuge (15 Prozent). Die
Frequenzen am San Bernardino sind tiefer: 2.2 Mio. Fahrzeuge pro Jahr,
davon 125'000 schwere Nutzfahrzeuge (6 Prozent). Während der Sperrung
stieg der Lastwagenverkehr durch den San Bernardino-Strassentunnel auf
das fünffache, der PW-Verkehr verdoppelte sich.
Auswirkungen vor allem am Morgen und Abend
Im Tagesverlauf haben sich die Verlagerungen unterschiedlich
bemerkbar gemacht. Die Zunahmen der Schadstoffkonzentrationen im Bündner
Rheintal und Misox wurden vor allem in den Morgenstunden zwischen 05.00
und 12.00 Uhr und am späten Nachmittag/Abend zwischen 15.30 und 22.00
Uhr beobachtet. Über den Mittag war die Durchmischung der Luft durch
Winde so gut, dass trotz der höheren Emissionen kaum messbare Zunahmen
der Luftverschmutzung registriert werden konnten. Den tageszeitlichen
Zunahmen längs der San Bernardino-Route entsprechend, finden sich
deutliche Abnahmen der Luftbelastung längs der A2.
Gremium: Amt für Umweltschutz Graubünden
Quelle: dt Amt für Umweltschutz