Der Voranschlag 2001 des Kantons Graubünden weist bei einem Umsatz von 1,968
Milliarden Franken ein Defizit in der Laufenden Rechnung von 41,7 Mio. Franken aus.
Das Investitionsvolumen reduziert sich im Vergleich zum Vorjahresbudget um 18,5 Mio.
auf 328 Mio. Franken. Nach Abzug der Investitionseinnahmen von 187 Mio. Franken
verbleiben in der Investitionsrechnung Nettoausgaben zulasten des allgemeinen
Staatshaushalts von 141 Mio. Franken. Davon können rund 58 Prozent aus eigenen
Mitteln finanziert werden. Aus der Finanzierungsrechnung resultiert demnach ein
Fehlbetrag von 64,1 Mio. Franken.
Die Regierung hat den Voranschlag für das Jahr 2001 zuhanden des Grossen Rates
verabschiedet. Die erzielten Ergebnisse beruhen auf strengen Vorgaben der Regierung
und einem konsequenten, von kooperativer Mitwirkung aller Departemente und
Dienststellen getragenen ausserordentlichen Budgetierungsverfahren. Trotz rigoroser
Verbesserungsmassnahmen - die ursprünglichen Budgeteingaben wurden um mehr als
60 Mio. Franken korrigiert - kann die zentrale Vorgabe des Grossen Rates, das
budgetierte Defizit der Laufenden Rechnung auf 40 Mio. Franken zu beschränken, nicht
ganz eingehalten werden.
Hohe Belastung des Staatshaushalts
Nach wie vor ist es sehr schwierig, den Staatshaushalt im Gleichgewicht zu halten.
Stark belastend wirken sich unter anderem die Sparmassnahmen des Bundes im
Rahmen des "Stabilisierungsprogramms 98" sowie die höhere Finanzkrafteinstufung
unseres Kantons für die Jahre 2000 und 2001 aus. Diese beiden Massnahmen schlagen
erst im Budget 2001 voll durch. Hinzu kommt das ungebremste Wachstum in
verschiedenen Aufgabenbereichen des Kantons, so vorab in den Bereichen Bildung,
Gesundheit und Verkehr. Diese Entwicklung ist verbunden mit einem namhaften Anstieg
der wiederkehrenden, hauptsächlich gebundenen und daher kaum zu beeinflussenden
kantonalen Beitragsleistungen. Belastet wird der Staatshaushalt schliesslich noch
durch die anziehende Teuerung, die sich bei den Ausgaben unmittelbar, bei den
Einnahmen jedoch erst später auswirkt.
Ergebnisse in Kürze
Die Laufende Rechnung weist bei einem Gesamtaufwand von 1,968 Milliarden
Franken und einem Gesamtertrag von 1,926 Milliarden Franken ein Defizit von 41,7 Mio.
Franken aus. Das Ergebnis liegt damit etwas unter dem Budgetfehlbetrag des Jahres
2000 von 46,8 Mio. Franken. Die Entwicklung auf der Ausgabenseite ist geprägt von
einer starken Zunahme der Kantonsbeiträge an Bund, Kantone und Gemeinden sowie an
private Institutionen um 12,9 Mio. auf 398,6 Mio. Franken. Diese Beiträge bilden nach
wie vor die grösste Aufwandgruppe und beanspruchen rund einen Viertel der gesamten
geldwirksamen Aufwendungen der Laufenden Rechnung. Als Folge des zunehmenden
Fremdgeldbedarfs und der steigenden Zinssätze muss mit einem Anstieg des
Zinsaufwandes um 5,5 Mio. auf 20,8 Mio. Franken gerechnet werden. Beim
Personalaufwand wirkt sich der vorgesehene Teuerungsausgleich mit einem
Mehraufwand von 5,1 Mio. Franken aus. Demgegenüber reduziert sich der Sachaufwand
- vor allem als Folge der um 10 Mio. geringeren Aufwendungen im Asylbereich -
insgesamt um 2,2 Mio. auf 296,2 Mio. Franken. Aus den kantonalen Steuern können
der Ertragsseite 543,2 Mio. Franken gutgeschrieben werden. Sie tragen mit einem
Mehrertrag von 8,6 Mio. Franken massgeblich zur Verbesserung des Voranschlags bei.
Eine sehr erfreuliche Entwicklung zeichnet sich bei den Ertragspositionen "Anteile des
Kantons an den Bundeseinnahmen" und "Beiträge des Bundes an die Aufwendungen
des Kantons" ab. Es werden insgesamt 308,9 Mio. Franken - gegenüber 281,7 Mio.
Franken im Vorjahr - erwartet. Von den Mehreinnahmen von 27,2 Mio. Franken entfallen
15,9 Mio. Franken auf den erstmals zur Ausrichtung gelangenden Anteil des Kantons an
der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA). Die Strassenrechnung weist
im Voranschlag 2001 ungedeckte Ausgaben von 17 Mio. Franken aus (Vorjahresbudget
21,1 Mio. Franken). Noch nicht berücksichtigt ist dabei ein Kredit von brutto 6 Mio.
Franken für den Neubau eines Werkhofs in Ilanz.
Die Bruttoausgaben in der Investitionsrechnung von 328,0 Mio. Franken liegen um
18,5 Mio. Franken unter jenen des Budgets 2000. Die Investitionsquote, d.h. der Anteil
der Bruttoinvestitionen an den konsolidierten Gesamtausgaben beträgt 17,5 Prozent
und ist damit etwas unter die Vorjahresmarke von 18,6 Prozent gesunken. Nach Abzug
der Investitionseinnahmen von 187 Mio. Franken und ohne Berücksichtigung der
sonderfinanzierten Darlehen an die Landwirtschaftliche Kreditgenossenschaft und die
Arbeitslosenversicherung verbleiben Nettoinvestitionen zulasten des allgemeinen
Haushalts von 154,1 Mio. Franken (Vorjahresbudget 159,8 Mio. Franken). Aus der
Gegenüberstellung des erwarteten Totals an selbst finanzierten Mitteln
(Selbstfinanzierung) von 90 Mio. Franken und der massgebenden Nettoinvestitionen
resultiert ein Finanzierungsfehlbetrag von 64,1 Mio. Franken (Vorjahresbudget 80 Mio.
Franken). Mit einem Selbstfinanzierungsgrad von 58,4 Prozent können die
Nettoinvestitionen nur zu etwas mehr als der Hälfte aus dem Mittelzufluss der
Laufenden Rechnung finanziert werden. Für den nicht gedeckten Teil im Umfang des
Finanzierungsfehlbetrages wird zusätzliches Fremdgeld beansprucht werden müssen.
Ausblick
Das veranschlagte Defizit der Laufenden Rechnung liegt mit 41,7 Mio. Franken
knapp ausserhalb der Vorgabe des Grossen Rates. Der Selbstfinanzierungsgrad von
58,4 Prozent muss als ungenügend bezeichnet werden. Er schlägt sich in der Gesamtrechnung mit einem Finanzierungsfehlbetrag von 64,1 Mio. Franken nieder. Insgesamt
vermögen die Aussichten für das Jahr 2001 nicht zu befriedigen. Auf der Ausgabenseite
besteht praktisch kein Spielraum, die Situation nachhaltig zu verbessern. Um das
Budget 2001 einigermassen in den Griff zu bekommen, musste zu ausserordentlichen
Massnahmen gegriffen werden. So wurden verschiedene Vorhaben zurückgestellt,
Akontozahlungen für Kantonsbeiträge reduziert und auf gewisse Abschreibungen
verzichtet. Damit ist allerdings nichts tatsächlich gespart; vielmehr werden lediglich
Abschreibungs- und Beitragskosten in die Zukunft verschoben. Eine längerfristige
Entlastung der Ausgabenseite wird nur dadurch erreicht werden können, dass Strukturen
überprüft und soweit zweckmässig angepasst und in gewissen Bereichen die Aufgaben
kritisch hinterfragt werden. Einer besonderen Überprüfung bedarf dabei der ganze
Beitragsbereich. Entsprechende Abklärungen sind bereits eingeleitet.
Die Schweizerische Wirtschaft befindet sich konjunkturell im Aufschwung. Die
Finanzlage des Bundes und zahlreicher Kantone hat sich inzwischen nachhaltig
verbessert. Es darf erwartet werden, dass diese Entwicklung - wenn auch mit der
üblichen zeitlichen Verzögerung - auf die Bündnerische Wirtschaft durchschlägt und
damit mittelfristig der Staatshaushalt entlastet wird. Dazu dürfte auch die ab dem Jahr
2002 wirksame einjährige Gegenwartsbesteuerung der natürlichen Personen
beitragen.
Dank früherer guter Rechnungsabschlüsse verfügt der Kanton per Ende 1999 noch
über ein Eigenkapital von rund 97 Mio. Franken, welches vorübergehend zur Deckung
von Defiziten eingesetzt werden kann. Sobald sich die Wirtschaftslage im Kanton
merklich verbessert, dürfen in der Staatsrechnung indessen keine Defizite mehr in Kauf
genommen werden. Die Regierung ist bestrebt, den Steuerfuss stabil zu halten. Dies ist
mittel- und längerfristig jedoch nur möglich, wenn es gelingt, den Finanzhaushalt ins
Gleichgewicht zu bringen. Mit dem Voranschlag 2001 dürfte die Talsohle erreicht sein.
Sollte dies nicht der Fall sein und sich die Situation in den Folgejahren nicht
entscheidend verbessern, wäre eine Steuererhöhung wohl kaum zu umgehen.
Gremium: Finanz- und Militärdepartement Graubünden
Quelle: dt Finanz- und Militärdepartement Graubünden