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Das Bündner Stimmvolk hat am 24. September 2000 den Verpflichtungskredit von sieben Millionen Franken zu Gunsten der Ski-WM 2003 mit 50.9 Prozent Nein-Stimmen verworfen. Der Umstand, dass der Souverän eine Vorlage, welche im Parlament mit 102 zu 0 Stimmen unterstützt wurde, ablehnt, hat die Regierung veranlasst, das Abstimmungsverhalten gründlich analysieren zu lassen. Sie hat das GfS-Forschungsinstitut in Bern beauftragt, eine Nachanalyse zur Volksentscheidung vorzunehmen. Zwischen dem 3. und 17. November 2000 führte das Forschungsinstitut eine Befragung bei 1'053 Personen im Alter von über 18 Jahren durch. Diese wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt.

Zusammenfassendes Ergebnis der Nachanalyse des GfS-Forschungsinstituts
Das knappe Nein von 51 Prozent kann nicht auf einen einzigen Faktor zurückgeführt werden. Vielmehr kann eine Mehrzahl von unterschiedlichen Gründen festgestellt werden, die gemeinsam zur Ablehnung geführt haben. Es mischen sich finanz- und regionalpolitische Überlegungen mit der Kritik an Grossprojekten als einzige Förderung des Spitzensports oder mit ökologischen Motiven. Parteipolitisch konzentrierte sich die Ablehnung nicht allein auf das links-grüne Lager. Sie erfasste auch Teile der Bürgerlichen, wobei insbesondere die SVP gespalten stimmte.
Die Regierung nimmt von folgenden Resultaten Kenntnis:
1. Eine Kombination sehr unterschiedlicher Motivationen reichte aus, um die Vorlage zu kippen.
2. Eine absolute Mehrheit der Stimmenden anerkennt den Nutzen einer WM für den Tourismus.
3. Das Argument, wonach die Oberengadiner/innen, welche die WM wollten, sie auch selber bezahlen sollten, ist zwar von 66 Prozent der Stimmenden verworfen worden. Bei fast der Hälfte der ablehnenden Personen spielten aber unterschiedliche Nutzen-Erwartungen in den Regionen mit.
4. Die Abstimmung war kein grundsätzliches Votum gegen den Sport.
5. Es ist eine gewisse Kritik am Spitzensport vorhanden, insbesondere im Zusammenhang mit der Förderung des Breitensports.
6. Der Entscheid richtet sich nicht grundsätzlich gegen Grossprojekte.
7. Die folgenden vier Argumente waren entscheidend für die Ablehnung der Vorlage:
- finanzpolitische Gründe (Staatshaushalt),
- Bedenken betreffend Umwelt,
- Bedenken betreffend Verkehr, und
- fehlende Persönlichkeiten an der Spitze der Organisation, die das Vertrauen des Volks geniessen.

Schlussfolgerungen:
Die Regierung zieht aus den Ergebnissender Nachanalyse des Volksentscheids folgende Schlussfolgerungen:
1. Da es sich um eine Kumulation der unterschiedlichsten Argumente handelt, keine sportfeindliche Stimmung feststellbar ist und Grossanlässe nicht grundsätzlich abgelehnt werden, sind Grossprojekte wie Ski-Weltmeisterschaft oder Olympische Winterspiele in Graubünden nicht generell in Frage zu stellen.
2. Für die Bevölkerung ist bei solchen Grossprojekten die Berücksichtigung der Anliegen der Umwelt (Umweltschäden, Verkehr) eine wichtige Rahmenbedingungen. Dies deckt sich mit der bisherigen Haltung der Regierung.
3. Im Bewusstsein, dass der regionale Nutzen bei vielen Projekten und Vorlagen nicht gleichermassen im Kanton verteilt ist, gilt es, das gesamtbündnerische Denken und die Solidarität unter den Regionen zu fördern sowie die Betroffenheit des Einzelnen zu erhöhen.
4. Eine Zustimmung zu ähnlichen Vorlagen wie der WM-Kredit kann nur erreicht werden, wenn mit einer breit abgestützten aktiven Informations- und Kommunikationstätigkeit zielgerichtet auf die unterschiedlichsten ablehnenden Argumente eingegangen wird und bei der Bevölkerung das erforderliche Vertrauen geschaffen werden kann.

Gremium: Departement des Innern und der Volkswirtschaft Graubünden
Quelle: dt Departement des Innern und der Volkswirtschaft Graubünden

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