Aus Anlass der Wohnsitznahme der Familie von Karajan vor 40 Jahren
im Kanton Graubünden hat Eliette von Karajan, Witwe des 1989
verstorbenen Dirigenten Herbert von Karajan, den "Eliette von Karajan
Kulturfonds" geschaffen. Damit stehen vorerst während fünf Jahren
jährlich 100'000 US-Dollar, mindestens jedoch 150'000 Franken, für die
Förderung kultureller Initiativen und Aktivitäten im Kanton Graubünden
zur Verfügung.
Eliette Mouret wuchs in Nizza auf. Kaum 18-jährig, entdeckt
Christian Dior in ihr "sein" Modell. Die namhaftesten Fotografen
arbeiten mit ihr. Doch nach einem Jahr hat sie genug; sie erwartet etwas
anderes vom Leben, von sich selbst. In London lernt sie Sprachen und
besucht eine Malakademie. Nach einer früheren Begegnung mit Herbert von
Karajan in St. Tropez treffen sie sich in London wieder: Der
weltberühmte Dirigent und die blutjunge Eliette Mouret. Von da an
verweben sich die Biografien der beiden, die von der Presse als
Traumpaar gefeiert werden. Die Welt der Musik, die Welt der Kunst, der
Künstlerinnen und Künstler wird die Welt, in der Eliette ihren Platz
findet. Sie heiratet Herbert von Karajan und wird Mutter zweier Töchter.
Der Jahrhundert-Dirigent stirbt am 16. Juli 1989. "Ich fühle mich noch
verheiratet. Sicher, er ist gestorben, aber dadurch noch nicht tot",
sagt Eliette von Karajan.
Malerin...
Eliette von Karajan malt. Begonnen hat es als
spielerisch-erzieherische Anregung für die beiden Töchter: Malunterricht
bei zwei in Salzburg ansässigen Künstlern. Für die Mädchen blieb es eine
Episode, für die Mutter wird es zur Passion. Vorerst ist ihr das
Entstehen der Bilder wichtiger als die Bilder selbst. Mehr und mehr
findet sie eine eigene Bildsprache. Die wenigen Freunde, die die
Arbeiten sehen dürfen, ermutigen sie. Aber am meisten zählt die
Bestätigung des Partners. Sie selbst hat ein sehr distanziertes
Verhältnis zu ihren Arbeiten; sie hält sie für vorläufig, übermalt sie,
verbannt sie in eine Dachkammer. Dann kann sie ein Freund überreden, 50
Bilder für eine Schallplatten-Edition ihres Mannes zur Verfügung zu
stellen - eine Vernissage im Dienste der Musik, Bilder als "Zugabe" zu
etwas anderem, "etwas Wichtigerem", wie sie sagt. Die Edition wird nicht
zuletzt wegen des visuellen Konzepts ein grosser Erfolg. 1988 folgt eine
revidierte Neuausgabe mit Arbeiten aus jüngster Zeit auf 25 CD, ein
Geschenk zum 80. Geburtstag ihres Mannes.
... und Kulturförderin
"Ich bin vom Leben reich beschenkt worden und habe viel Ermutigung
erfahren. Davon möchte ich etwas weiter geben", sagt Eliette von
Karajan. Sie stiftete einen hoch dotierten Preis für junge Malerinnen
und Maler. Es war ein viel beachteter Versuch. Als er aber in seiner
Wiederholung zur Routine zu verkommen drohte, legte sie eine Denkpause
ein. Sie richtet die Salzburger Osterfestspiele aus, jenes Projekt also,
das ihrem Mann am meisten am Herzen lag, denn die Sommerspiele hatten
sich schon zu seinen Lebzeiten verselbständigt. Und auf ihr Betreiben
entstand 1995 in Wien, gegenüber der Staatsoper, das Karajan-Zentrum mit
dem Archiv aller seiner Ton- und Bildaufzeichnungen.
Der Eliette von Karajan Kulturfonds
Und nun hat sie den Eliette von Karajan Kulturfonds geschaffen. Dank
ihr und der Vermittlung von Regierungsrat Claudio Lardi stehen dem
Kulturschaffen Graubündens vorerst während fünf Jahren jährlich
mindestens 150'000 Franken für die Förderung kultureller Initiativen und
Aktivitäten im Kanton Graubünden zur Verfügung, wobei folgende
Kriterien zu berücksichtigen sind: Internationalität; Berücksichtigung
zeitgenössischer Kultur; jugendliche Mitwirkende oder Begünstigte;
Kultureller oder ideeller Nutzen für den Kanton oder einzelne seiner
Regionen.
Die ersten Preisträger/innen
David Sontòn Caflisch, Violinist und Komponist, ist 1974 geboren und
in Andeer aufgewachsen. Der junge Geiger und Komponist besitzt das
Konzertdiplom "mit Auszeichnung". Neben seiner Tätigkeit als Musiker hat
er das Kammerensemble Musicuria aufgebaut. Dieses junge Orchester hat er
noch als Mittelschüler 1991 gegründet, in der Zwischenzeit ist es zu
einem wichtigen Ensemble für neuere Musik geworden. Der Komponist David
Sontòn Caflisch hat ein für sein Alter beachtliches Schaffen
vorzuweisen. Seine Werke sind sehr eigenständig, fundiert und von hoher
Qualität. Er erhält den Hauptpreis in der Höhe von 50'000 Franken, der
ihm ermöglichen soll, sich weiter zu entwickeln und auch international
einen Namen zu machen.
Armon Stecher. Der Klarinettist ist 1970 in St. Moritz geboren und
dort aufgewachsen. Nach seinem Studium, das er 1999 mit dem
Orchesterdiplom und dem Prädikat "mit Auszeichnung" abgeschlossen hat,
bildete er sich bei verschiedenen Klarinettisten weiter. Er hat bereits
mehrere Preise erhalten (premier prix à l'unanimité, Paris, 1999. Im
selben Jahr hat er ebenfalls in Frankreich am Concours Européenne de
Music den 1. Preis gewonnen). Zur Zeit studiert er an der Konzert- und
Solistenklasse von François Bendat an der Musikhochschule Basel. Neben
seiner Tätigkeit als Orchestermusiker tritt er regelmässig als Solist
auf, wobei er sich vor allem auf klassische und romantische Komponisten
wie Mozart, Weber, Mercadante, Spohr usw. konzentriert. Ein weiteres
Tätigkeitsfeld ist die Pflege der Kammermusik. In diesem Bereich tritt
er im Duo mit Klavier auf. Er ist zudem Mitglied des Bläserquintetts
Arius, das sich mit zeitgenössischer Musik beschäftigt. Förderungspreis
von 25'000 Franken.
Sören Senn, 1969 in Chur geboren, hat nach dem Studium der
Philosophie, Literatur und Religionswissenschaft 1999 das Studium der
Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" in
Potsdam/Babelsberg begonnen. Der junge Autor hat sich auf das Schreiben
für Theater und Film spezialisiert. Es sind bereits mehrere Filme für
Film und Fernsehen realisiert worden (Dokumentarfilm "Hochzeitstag -
Steigen Sie ein in eine leidenschaftliche Beziehung", "Der kleine Mut",
das Theaterstück "Dazwischen. Ein Spiel" u.a.). 1998 hat er ein
Stipendium der Stiftung "Weimarer Klassik" für das Drehbuchprojekt
"Filius" erhalten. Neben der Entwicklung von erzählerischen
Spielfilmstoffen interessiert er sich insbesondere für das
dokumentarische Arbeiten. Förderungspreis von 25'000 Franken.
Barbara Brüesch wurde 1975 in Chur geboren und hat nach dem Besuch
des Gymnasiums und des Lehrerseminars im Jahr 1996 - als jüngste
Studentin - die Aufnahmeprüfung im Fach Regie an der "Hochschule für
Schauspielkunst Ernst Busch" in Berlin geschafft. Schon während ihrer
Schulzeit in Chur hat sie bei professionellen Theaterprojekten
mitgearbeitet. Sie hat an bekannten Häusern bereits in Regie assistiert
(Stadttheater Luzern, Maxim Gorki Theater in Berlin u.a.). Im
vergangenen Jahr hat sie das Stück "Salzwasser" von Connor McPherson im
Rahmen des Jungtalentfestivals "Hope and Glory" auf die Bühne gebracht.
Zur Zeit führt sie Regie im Theaterstück "Der zweite Sonntag im Mai" in
Zürich. Die Inszenierung ist als beste Schweizer Off-Produktion zum
Theaterfestival "Impulse" nach Deutschland eingeladen worden.
Förderungspreis von 25'000 Franken.
Musikfestival Davos. Es gehört zu den wichtigsten kulturellen
Anlässen, die in unserem Kanton stattfinden, und hat internationale
Bedeutung. Jedes Jahr bekommen durch dieses Festival junge
internationale Talente die Möglichkeit, vor einem grösseren Publikum zu
musizieren. Das Festival lädt auch jedes Jahr hochkarätige Komponisten
als "composer in residence" nach Davos ein. Stellvertretend für viele
sei hier Arvo Pärt genannt. Das Festival steht neu unter der Leitung von
Thomas Demenga, einem wichtigen Schweizer Musiker. Unterstützungsbeitrag
in der Höhe von 30'000 Franken.
Diese Meldung liegt nur in deutscher Sprache vor.
Gremium: Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement Graubünden
Quelle: dt Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement
Graubünden