Zu seinem 200-Jahr-Jubiläum erhält der Kanton Graubünden eine
Frauen- und Geschlechtergeschichte. Der erste der vier geplanten Bände,
eine umfangreiche Basisbibliografie mit einem Rechtskapitel, wird im
Jubiläumsjahr 2003 erscheinen. Bis 2006 werden zahlreiche
Historikerinnen und Historiker drei weitere Publikationen erarbeiten. Herausgegeben
wird die historische Reihe vom Frauenkulturarchiv Graubünden.
Über den historischen Alltag von Frauen in Graubünden ist bisher
wenig bekannt. Wir wissen kaum etwas über die Vergangenheit der Bäuerin,
der Fabrikarbeiterin oder der Hoteliersfrau. Die systematische
historische Forschung zu Leben und Arbeit von Frauen in Graubünden und
im Alpenraum fehlt heute weitgehend. So ist nicht erforscht, wie sich
der kulturelle und wirtschaftliche Wandel auf das Leben von Frauen
auswirkte oder wie die politische und rechtliche Trennung der
Geschlechter die Arbeitsbedingungen und den Familienalltag von Frauen
und Männern beeinflusste. Diese Lücken und Fragestellungen hat auch das
im Jahr 2000 erschienene Handbuch der Bündner Geschichte angesprochen,
jedoch nicht klären können.
Vierbändiges Geschichtswerk geplant
Mit einem auf vier Bände ausgerichteten Forschungsprojekt "Frauen in
Graubünden. Forschungen zur Frauen- und Geschlechtergeschichte in
Graubünden im 19. und 20. Jahrhundert" soll diese Lücke nun angegangen
werden. Das Forschungsprojekt wurde von den Initiantinnen des
Frauenkulturarchivs Graubünden, Silvia Hofmann und Silke Redolfi,
zusammen mit der Stadtarchivarin von Chur, Ursula Jecklin, erarbeitet.
Der erste Band wird eine Basisbibliografie mit einem Beitrag zu
"Verfassung und Recht" enthalten. Er wird von den Historikerinnen Silke
Redolfi, Ursula Jecklin und Bettina Volland erarbeitet. Die weiteren
Publikationen beschäftigen sich mit den Themen "FrauenKörper", "Arbeit"
und "Die fremde Frau". Neben den vier Forschungsbänden ist zusätzlich
ein Bündner Frauenlexikon geplant.
Wissenschaftlich begleitet wird die Publikationsreihe von Regina
Wecker, Professorin für Frauen- und Geschlechtergeschichte an der
Universität Basel. Die Beiträge sollen die Sprachen und Kulturen
Graubündens angemessen berücksichtigen und mit regionalen Vergleichen
arbeiten.
Bleibender Beitrag zum Jubiläum
Mit dem Projekt "Frauen in Graubünden" leistet das
Frauenkulturarchiv Graubünden einen bleibenden Beitrag an das
200-Jahr-Jubiläum Graubündens. Die Forschungen fördern das Verständnis
für die geschlechtsspezifische Entwicklung und Wirkung rechtlicher und
sozialer Strukturen. Sie legen eine Basis für die Auseinandersetzung
über die Beziehung zwischen Bürgerin und Staat und leisten damit einen
Beitrag zur Diskussion um die Zukunft des Kantons. Finanziert wird das
Projekt denn auch zu mehr als der Hälfte vom Kanton. Namhafte Beiträge
kommen vom Verein für Bündner Kulturforschung VBK, von der Stiftung
Niarchos und vom Frauenkulturarchiv Graubünden selber. Zwar sind die
Gesamtkosten noch nicht ganz gedeckt, doch die Projektinitiantinnen sind
zuversichtlich, die Restfinanzierung durch Sponsoren und Gönnerbeiträge
sichern zu können.
Gremium: Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement Graubünden
Quelle: dt Frauenkultur-Archiv