Dieser Text beschreibt den Guichet virtuel. Er soll die
Zusammenarbeit der verschiedenen am Projekt beteiligten Partner
erleichtern. Der Text richtet sich insbesondere an die Gemeinden. Er
soll die Frage beantworten, welche Auswirkungen der Guichet virtuel auf
bestehende oder geplante kommunale Angebote Internet haben wird.
Der Text ist ein Arbeitspapier. Er wird laufend mit den neuesten
Erkenntnissen ergänzt. Dieses Vorgehen wurde gewählt, weil das Projekt
Guichet virtuel wegen seines Umfangs und der Anzahl von Partnern bisher
einzigartig ist, und weil man sich nur beschränkt auf bisherige
Erfahrungen abstützen kann. Fragen, Kritik und Beiträge werden deshalb
gerne entgegen genommen. Im Kanton Graubünden richten Sie diese bitte
an:
Hanspeter Hänni, Mediendienst Standeskanzlei Graubünden, 7001 Chur
E-Mail: hanspeter.haenni@staka.gr.ch
Tel. 081-257 22 47, Fax 081-257 21 41
Guichet virtuel: www.ch.ch
Der Guichet virtuel (virtueller Schalter) ist eine Website, die es
der Bevölkerung ermöglichen soll, Informationen von Bund, Kantonen und
Gemeinden nach individuellen Bedürfnissen rund um die Uhr abrufen zu
können. Der Domain-Name lautet www.ch.ch.
Problemlösung und Vermittlung
Das Ziel des Guichet virtuel besteht darin, die Beziehungen zwischen
Behörden und der Bevölkerung zu vereinfachen. Der Guichet virtuel
beinhaltet Themen, die für die Bevölkerung im Kontakt mit dem
Gemeinwesen auf allen Stufen von Bedeutung sind oder sein können. Via
Internet können die Beziehungen mit Behörden folgende Formen der
Interaktion beinhalten:
- Vermittlung von Informationen durch die Behörden (Einweg-Kommunikation),
- Austausch von Informationen,
- Abwicklung von Prozessen bzw. Dienstleistungen (Transaktionen).
Bei einfachen Sachverhalten sollen direkte Problemlösungen angeboten
(zum Beispiel Formulare übermitteln), bei komplexeren Fragen die
richtigen Anlaufstellen vermittelt werden. In einer späteren Phase
sollen Geschäfte vollständig über das Internet abgewickelt werden können
(z.B. Ausfüllen der Steuererklärung, Bestellung einer Identitätskarte),
mittel- und langfristig wird also ein Ausbau der Transaktionen
angestrebt.
Start Ende 2001
Ende dieses Jahres soll der Guichet virtuel online gehen.
Systematik der Inhalte: Lebensbereiche
Die Inhalte des Guichet virtuel werden nach acht Lebensbereichen
gegliedert:
- Privatleben
- Gesellschaft
- Arbeit, Finanzen
- Gesundheit, Alter, soziale Sicherheit
- Mobilität, Umwelt
- Sicherheit
- Staat, Steuern, Politik
- Wirtschaft
Themen für den Pilotversuch
Der Start des Guichet virtuel wird mit einem Grundangebot von etwa
15 bis 20 Themen (sogenannten Pilotthemen) erfolgen. Ausgangspunkt für
die Wahl der Themen bildeten die Fragen,
1. welche mehr oder weniger alltäglichen Fragen oder Vorgänge im
Zusammenhang mit Stellen von Bund, Kantonen und Gemeinden sind für die
Bürgerinnen und Bürger von Bedeutung, und
2. wo stehen auch entsprechende Angebote der öffentlichen Hand zur
Verfügung?
Es soll also an Hand einiger für einen grossen Teil der Bürgerinnen
und Bürger wesentlicher Themen aus allen acht Lebensbereichen die
Funktionalität des Guichet virtuel aufgezeigt werden. Das Angebot an
Themen wird nach der Lancierung des Pilotversuchs sukzessive ausgebaut
bzw. den Bedürfnissen der Bevölkerung und der Behörden angepasst.
Folgende Themen stehen zur Diskussion (Stand Ende Februar 2001):
Lebensbereich Privatleben
- Ausweise
- Heirat (in Zusammenarbeit mit dem Eidg. Amt für das Zivilstandswesen)
- Leben im Ausland (in Zusammenarbeit mit dem EDA)
Lebensbereich Gesellschaft
- Lernen
- Information und Medien
- Mensch und Tier
Lebensbereich Arbeit, Finanzen
- Arbeiten bei der öffentlichen Hand
Lebensbereich Gesundheit, Alter, soziale Sicherheit
- Soziale Sicherheit
- Gesundheit
Lebensbereich Mobilität, Umwelt
- Auto und Motorrad fahren
Lebensbereich Sicherheit
- Militärdienst
Lebensbereich Staat, Steuern, Politik
- Steuern (in Zusammenarbeit mit der Eidg. Steuerverwaltung)
Lebensbereich Wirtschaft
- Konsum
- Gründung einer Unternehmung (in Zusammenarbeit mit dem Seco)
Schnittstellen Bund-Kanton-Gemeinde, Inhaltliche Schnittstellen
Zahlreiche Inhalte des Guichet virtuel betreffen mehr als eine Ebene
des schweizerischen Staatswesens. Diese Inhalte müssen aufeinander
abgestimmt werden, damit die Bürgerinnen und Bürger
- auf den Websites von Bund, Kantonen und Gemeinden übereinstimmende
Informationen erhalten, und
- auf der Website ihres Kantons oder ihrer Gemeinde die gewünschte
Information auch wirklich finden.
Eine wesentliche Aufgabe beim Erarbeiten der Inhalte besteht also
darin, die inhaltlichen Schnittstellen zu definieren und zu beschreiben.
Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit Partnern in der
Bundesverwaltung, bei Kantonen und Gemeinden.
Individuelle Breite des Angebots
In späteren Ausbauphasen nach dem Pilotversuch sollen die Inhalte
des Guichet virtuel die Beziehungen zwischen Behörden und Bürgerinnen
bzw. Bürgern möglichst umfassend abbilden, d.h. sämtliche denkbaren
Prozesse oder Beziehungen zwischen der Bevölkerung und Behörden sollten
im Guichet virtuel zu finden sein. Bedeutet dies nun für die Gemeinden,
dass auch sie die ganze Breite dieses Angebots auf ihrer eigenen Website
abbilden bzw. nachvollziehen müssen? Nein. Die Inhalte der kommunalen
Website entsprechen im Idealfall dem vollständigen Angebot und
Dienstleistungen bzw. Prozessen, die via Internet angeboten bzw.
erledigt werden können. Das können bei einer kleinen Gemeinde minimale
Informationen (z.B. über die Öffnungszeiten der Gemeindeverwaltung)
sein. Bei einer grossen Stadt gibt es jedoch auch Angebote, die weit
über den Rahmen des Guichet virtuel hinausgehen (z.B. Informationen für
Touristen oder Investoren).
Je nach Umfang des Angebots via Internet bzw. je nach Grösse werden
also die Gemeinden aus dem "Maximalangebot" eine Auswahl treffen oder
diese mit eigenen zusätzlichen Angeboten ergänzen. Die Kantone und die
Gemeinden können wie bisher selber über die Inhalte bestimmen, die sie
auf ihrer Website anbieten. Der Guichet virtuel ist ein Zusatzangebot.
Andererseits müssen sich die Kantone und Gemeinden aber bewusst
sein, welche Informationen oder Angebote den Kundinnen und Kunden des
Guichet virtuel "versprochen" werden. Sie müssen auf ihrer Website also
unter Umständen darauf hinweisen, wo und wie Informationen zu jenen
Themen beschafft werden können, die nicht dargestellt werden.
Strukturelle Schnittstellen
Die Strukturen bestehender Websites von Bundesstellen, Kantonen und
Gemeinden unterscheiden sich stark. Eine grosse Zahl bildet den Aufbau
der jeweiligen Verwaltung ab, andere sind thematisch orientiert. Im
Gegensatz dazu wird der Guichet virtuel wie erwähnt mit einer Struktur
nach Lebensbereichen aufgebaut.
Diese beiden strukturellen Ansätze schliessen sich nicht aus, sie
müssen aber aufeinander abgestimmt werden. Dafür müssen die Gemeinden
ihren bestehenden Auftritt im Internet weder ändern noch die thematische
Struktur des Guichet virtuel übernehmen. Überschneidungen sind mit
keiner Struktur auszuschliessen. Dies nicht zuletzt deshalb, weil die
Probleme oder Prozesse oft mehrere Behördenstellen gleichzeitig
betreffen.
Von zentraler Bedeutung ist jedoch, dass die Kantone und Gemeinden
wissen, bei welchen Themen die Benützerinnen und Benützer des Guichet
virtuel Informationen oder Dienstleistungen erwarten. Der Hauptnutzen
des Guichet virtuel besteht ja darin, dass man für die Suche nach einer
bestimmten Problemlösung nicht erst durch eine ganze Verwaltungsstruktur
navigieren muss, sondern direkt zur entsprechenden Seite gelangt. Dies
bedeutet, dass eine Bürgerin oder ein Bürger via Guichet virtuel z.B.
direkt auf der Seite der Einwohnerkontrolle landet und dort detaillierte
Informationen über die Bestellung einer Identitätskarte erwartet.
Deshalb müssen die einzelnen Prozesse aufeinander abgestimmt werden. Wie
dies technisch zu geschehen hat, wird zu einem späteren Zeitpunkt
bekannt gegeben.
Terminologie
Eine massgebliche Grundlage der gegenseitigen Abstimmung besteht
darin, dass Bundesstellen, Kantone und Gemeinden für die Themen des
Guichet virtuel einheitliche Begriffe (in allen Landessprachen)
verwenden. Dies ist u.a. eine wichtige Voraussetzung, um die Inhalte
korrekt (mit Links) zu verbinden. Diese Vorarbeit wird von der
Bundeskanzlei erbracht.
Aufgaben für Kantone und Gemeinden
Es wird davon ausgegangen, dass im Rahmen der Projektorganisation
des Guichet virtuel ein reger Ideenaustausch zwischen den Kantonen bzw.
den Gemeinden in Gang kommt. Die Kantone und Gemeinden sind gebeten,
anhand der Sitemaps zu überprüfen,
- welche Themen ihre Ebene betreffen,
- wo bereits entsprechende Vorarbeiten vorhanden sind,
- wo allenfalls erste Erfahrungen (z.B. anspruchsvolle
Schnittstellen) gemacht wurden, die für alle von Bedeutung sind,
- wo aus Sicht der Gemeinden im vorliegenden Aufbau des Guichet
virtuel Inhalte fehlen.
Navigation
Den Bürgerinnen und Bürgern, die sich des Guichet virtuel bedienen,
stehen verschiedene Einstiegs- bzw. Navigationsmöglichkeiten zur
Verfügung:
- die Gliederung nach Lebensbereichen,
- ein Index, Glossar,
- eine Suchmaschine,
- ein Behördenverzeichnis.
Nach der Auswahl eines Themas oder der Eingabe eines Suchbegriffs
gelangen die Besucherinnen und Besucher des Guichet virtuel zuerst auf
eine Seite mit einführenden Informationen zum gewünschten Thema. Das
Ziel besteht darin, das Problem so klar einzugrenzen, dass schliesslich
ein Mausklick genügen sollte, um direkt zur entsprechenden Seite (bei
Bund, Kanton oder Gemeinden) zu gelangen, wo das Problem gelöst wird.
Diese Verbindungen herzustellen (Links) ist eine der grossen
Herausforderungen beim Aufbau des Guichet virtuel.
Umgekehrt sollten aber auch Besucherinnen und Besucher einer
kommunalen oder kantonalen Website einfach zum Guichet virtuel gelangen
können, wenn sie eine Frage haben, für die sie aus irgend einem Grund
auf der betreffenden Website keine Antwort finden. Es gibt dafür
verschiedene Möglichkeiten:
- Die Kantone oder Gemeinden platzieren einen Link zum Guichet
virtuel auf ihrer Homepage.
- Auf der Website der Kantone oder Gemeinden kann ein separates Menü
für die Navigation im Guichet virtuel aufgerufen werden.
- Die Kantone oder Gemeinden ergänzen ihre Website mit einer oder
mehreren Seiten, die inhaltlich und funktional der Homepage des Guichet
virtuel entspricht.
Es ist dann sehr wohl möglich, dass die Besucherinnen und Besucher
via Guichet virtuel wieder zur Website des Kantons oder der Gemeinde
zurückkehren.
Inhalte für die kommunale Website, Grundangebot
Die Inhalte der kommunalen Website unterscheiden sich insbesondere
nach der Grösse und Struktur der Gemeinden. Betrachtet man die vielen
bereits bestehenden kommunalen Websites, trifft man folgendes
Grundangebot fast überall an:
- Gemeindeverwaltung (Adresse, Öffnungszeiten, Telefon, Fax, E-Mail,
Dienstleistungen)
- Behörden (Exekutive, Legislative)
- Abstimmungen, Wahlen, Gemeindeversammlung
- Schulferien
- Wichtige Termine, Fristen (z.B. Einreichen der Steuererklärung)
- Notfall Telefonnummern
- Anlaufstellen (Gesundheit, Soziales)
- Entsorgung von Abfällen
- Veranstaltungen (an denen die Gemeinde offiziell beteiligt ist)
Zusatzangebote
Diese Liste kann beliebig ergänzt werden. Durch die Verbindung mit
dem Guichet virtuel bietet sich den Gemeinden ein Zusatzangebot an
Informationen, die nicht unbedingt selber erarbeitet werden müssen. So
werden im Guichet virtuel beispielsweise Informationen rund um das Thema
Heirat dargestellt. Die Gemeinde kann dazu lediglich die lokal
relevanten zusätzlichen Informationen auf ihrer Website ergänzen und
davon ausgehen, dass die relevanten "eidgenössischen" Themen von den
Bundesstellen à jour gehalten werden.
Gremium: Begleitgruppe Guichet virtuel
Quelle: dt Begleitgruppe Guichet virtuel