Graubünden zählt 1'300 oder 28 Prozent weniger landwirtschaftliche
Betriebe als noch vor 10 Jahren. Dies geht aus der landwirtschaftlichen
Betriebszählung 2000 des Bundesamtes für Statistik hervor. Im ähnlichen
Verhältnis sind die Beschäftigten zurückgegangen. Die
landwirtschaftliche Nutzfläche dagegen hat sich flächenmässig nur gering
verändert.
Von 1990 bis 2000 war die Bündner Landwirtschaft einem grossen
Wandel ausgesetzt: 28 Prozent weniger Betriebe in den Neunzigerjahren
(in den Achtzigerjahren betrug der Rückgang 20 Prozent.) Seit 1999
beeinflusst die neue Agrarpolitik des Bundes diese Entwicklung
zusätzlich. Die Bezugsberechtigung von Beiträgen ist eingeschränkt und
an die Betriebe werden höhere Anforderungen gestellt. Zudem werden an
Betriebsleiter nach dem 65. Altersjahr keine Beiträge mehr ausgerichtet.
Die Schrumpfung schlug sich jedoch bei den verschiedenen
Grössenkategorien unterschiedlich nieder. Die kleineren Betriebe mit
weniger als 10 ha Nutzfläche gingen um ca. die Hälfte auf 1'195 zurück.
Die mittleren Betriebe mit einer Nutzfläche zwischen 10 und 20 Hektaren
verloren 30 Prozent und zählten noch 968 Einheiten. Dagegen legten die
grösseren mit 20 und mehr Hektaren 30 Prozent zu und zählten im Jahr
2000 1'141 Betriebe. Begünstigt durch die Betriebsaufgaben kleiner und
mittlerer Betriebe konnten sie zudem ihre Kulturflächen vergrössern. Die
Haupterwerbsbetriebe verminderten sich um 25 Prozent, die
Nebenerwerbsbetriebe um 34 Prozent. Graubünden verlor im Vergleich zur
Schweiz, die im Durchschnitt 24 Prozent verlor, 4 Prozent mehr
Bauernbetriebe.
Beschäftigungszahl und Nutzungsfläche gehen zurück
Die Beschäftigtenzahl sank in Graubünden in den letzten 10 Jahren um
27 Prozent von 12'000 auf 8'750 (Schweiz minus 20 Prozent.) Der Anteil
der Vollzeitbeschäftigten ging um 30 Prozent und der Anteil der
Teilzeitbeschäftigten um 25 Prozent zurück.
Die landwirtschaftliche Nutzfläche (ohne Alpweiden), die rund 53'000
Hektaren betrug (7,5 Prozent der Gesamtfläche Graubündens), büsste 2,4
Prozent (Schweiz 0.5 Prozent) ein. Die Naturwiesen und Weiden mit 48'500
Hektaren, die einen Anteil von rund 90 Prozent der Gesamtnutzfläche
ausmachten, schrumpften um 2 Prozent. Die übrigen Nutzflächen
veränderten sich zum Teil beträchtlich: Beim Ackerland, das 4,5 Prozent
der Nutzfläche ausmachte, sank der Anteil praktisch aller Kulturen
(Brot- und Futtergetreide, Kartoffeln, Mais und Freilandgemüse) mit
Ausnahme der Zuckerrüben und einiger übrigen Ackergewächsen.
Insbesondere Ende der Neunzigerjahre wurde die Umlagerung vom Ackerbau
zu Kunstwiesen beschleunigt. Grund dafür war die durch Abschaffung der
Stützungshilfen für Ackerprodukte und der Nachweis einer
Fruchtfolgefläche mit Kunstwiesenanteil. Die Fläche der Kunstwiesen
verdoppelte sich und beanspruchte einen Anteil von 2,6 Prozent der
Gesamtnutzfläche. Das Rebland nahm mit 384 Hektaren einen Anteil von 0,7
Prozent ein; durch die Erweiterung des Rebkatasters vergrösserte es sich
leicht um 39 Hektaren.
Tierhaltung entwickelt sich unterschiedlich
Deutliche Entwicklungsunterschiede zeichneten sich auch bei der
Tierhaltung ab. Die Einführung des ökologischen Leistungsnachweises
(u.a. Mindestfläche pro Tiereinheit) und die Zunahme der Bio-Betriebe
führten zu einer extensiveren Bewirtschaftung der Futterflächen. Namhaft
zur Bewirtschaftung trug der Wechsel von Produktebeiträgen zu
Flächenbeiträgen bei.
Auch der markante Rückgang der Tierpreise prägte die Entwicklung der
vergangenen zehn Jahre. Insgesamt ging die Zahl des Rindviehs um 14
Prozent auf 76'400 Tiere zurück, wobei der Kuhbestand bei 27'000
Einheiten stabil blieb. Der Schweinebestand reduzierte sich von 10'300
auf 7'400 (minus 28,5 Prozent), eine Folge der bei allen Betrieben
obligatorisch eingeführten Nährstoffbilanz für die Beitragsberechtigung.
Weiter wurden 8'800 Ziegen gezählt (400 weniger als 1990.) Der Bestand
der Schafe wuchs um 8,7 Prozent und zählte 2000 beachtliche 66'250
Stück. Die Pferde erlebten einen Zuwachs um mehr als das Doppelte auf
1'860. Die Freizeitpferdehaltung boomt, zahlreiche Stallungen und
Reitanlagen sind in den letzten Jahren entstanden. Dagegen gab es nur
noch rund 1'000 Bienenvölker, 60 Prozent weniger als noch 1990.
Grosse regionale Unterschiede
Die Region Surselva ist das grösste Landwirtschaftsgebiet
Graubündens mit knapp einem Viertel des Landwirtschaftspotenzials
(Mittel der Prozentanteile der Betriebe, der Beschäftigten, der
landwirtschaftlichen Nutzfläche, dem Rindvieh, der Pferde, Schweine,
Schafe und Ziegen.) Ausser bei den Schweinen und Pferden nimmt sie
punkto Betriebe, Beschäftigte, Nutzfläche, Rindvieh, Schafe und Ziegen
den Spitzenplatz ein.
Das Bündner Rheintal steht mit rund einem Siebentel an zweiter
Stelle mit dem grössten Anteil an Schweinen und Pferden, gefolgt vom
Prättigau mit einem Anteil von 12,4 Prozent. Der Anteil von
Mittelbünden, Heinzenberg/Domleschg und Unterengadin liegt zwischen 7,5
und 8 Prozent. Die übrigen Regionen verfügen über weniger als 5
Prozentanteile, am wenigsten die Regionen Bergell, Schanfigg und
Calanca.
Gremium: Amt für Wirtschaft und Tourismus
Quelle: dt Amt für Wirtschaft und Tourismus