Der Ostschweiz Entwicklungsperspektiven offen lassen
Im Rahmen der 40. Plenarkonferenz der ORK liessen sich die
Ostschweizer Kantonsregierungen über die Perspektiven der Neuausrichtung
der Regionalpolitik des Bundes orientieren. Sie nahmen dabei von einigen
Schlussfolgerungen des Expertenberichts zur Neuen Regionalpolitik des
Bundes Kenntnis. Sie halten fest, dass eine den Zusammenhalt des Landes
sicherstellende Regionalpolitik auch inskünftig einen
Interessenausgleich zwischen strukturstarken und -schwachen Landesteilen
gewährleisten muss.
Im Zentrum der Neuen Regionalpolitik des Bundes soll künftig ein
"Bottom-up-Ansatz" für die Verteilung der Bundesmittel zur
Regionalförderung stehen. Sie zielt auf eine Stärkung der
Wettbewerbsfähigkeit der Regionen ab. Gefördert werden sollen in Zukunft
nicht mehr einzelne Projekte sondern Entwicklungsprogramme der
Grossregionen. Die ORK ist sich der Bedeutung dieses Geschäfts für die
Kantone bewusst und erachtet den Ansatz und die Ziele der Neuen
Regionalpolitik als prüfenswert. Dies gilt für die Ostschweiz um so
mehr, als die ORK-Kantone bereits jetzt in zahlreichen Bereichen der
Staatstätigkeit und in wechselnder Zusammensetzung miteinander
kooperieren. Darüber hinaus sind sie auch gewillt, gemeinsam ihre
Interessen auf der Bundesebene zu vertreten, wie das Beispiel des
Bundesverwaltungsgerichtsstandortes St.Gallen zeigt.
Die im Expertenbericht zur Überprüfung und Neukonzeption der
Regionalpolitik enthaltene Forderung, in erster Linie starke Zentren und
Agglomerationen, die als Entwicklungsmotoren für die Schweiz als Ganzes
funktionieren, zu fördern, wurde kritisch hinterfragt. Die
schweizerische Regionalpolitik muss auch weiterhin allen Landesteilen
Entwicklungsperspektiven offen lassen und darf nicht aktiv zu einer
langfristigen Entvölkerung peripherer Regionen, wie es die meisten
Ostschweizer Kantone sind, beitragen. Der Bundesrat wird eingeladen, bei
der Ausarbeitung der definitiven Vorlage diesen Interessenausgleich
sicherzustellen.
Schlussbericht des Ostschweizer Expo.02-Projektes "aua extrema"
Weiter nahmen die Ostschweizer Kantonsregierungen vom Schlussbericht
des gemeinsamen Auftrittes der Ostschweizer Kantone im Rahmen des
Projektes "aua extrema" an der Expo.02 in Neuchâtel Kenntnis. Die ORK
beurteilt das Projekt im Rückblick überaus positiv und als grossen
Erfolg hinsichtlich der Wahrnehmung der Ostschweiz in der übrigen
Schweiz. Auch nach innen trug das Projekt zur gemeinsamen
Identitätsbildung bei und förderte die interkantonale Zusammenarbeit.
Die Projektverantwortlichen regten anlässlich der Plenarkonferenz an,
weitere Möglichkeiten der interkantonalen Kooperation nicht nur auf der
technischen, sondern vermehrt auch auf der politischen Ebene zu suchen.
Aus dem Projekt "aua extrema" resultiert ein Einnahmenüberschuss von
rund einer halben Million Franken, der den am Projekt beteiligten
Ostschweizer Kantonen nach Massgabe ihrer Einwohnerzahlen rückerstattet
wird. Die Plenarkonferenz würdigte den haushälterischen Umgang der
Projektverantwortlichen mit den finanziellen Mitteln. Für die geleistete
Arbeit stattete die Plenarkonferenz dem verantwortlichen
Strategieausschuss unter Leitung von Regierungsrätin Alice Scherrer
(Appenzell A.Rh.) sowie dem Lenkungsausschuss unter Führung von Canisius
Braun (St.Gallen) den Dank für die geleistete Arbeit ab. In diesen Dank
eingeschlossen wurden alle, die zum guten Gelingen des erfreulichen
Auftrittes der Ostschweizer Kantone an der Landesausstellung 2002 in der
Dreiseen-Region beigetragen haben.
Gemeinsame Umsetzung der Bilateralen Abkommen in den Ostschweizer
Kantonen
Zur gemeinsamen Umsetzung der sektoriellen Abkommen Schweiz-EG
(Bilaterale 1) in den Ostschweizer Kantonen setzte die ORK im Jahr 2000
eine interkantonale Arbeitsgruppe ein. Diese Arbeitsgruppe legte
anlässlich der Plenarkonferenz ihren Schlussbericht zu den
Umsetzungsarbeiten vor. Es konnte festgehalten werden, dass die
geforderten Umsetzungsarbeiten und -massnahmen in allen Ostschweizer
Kantonen getroffen wurden. Sollten zu einem späteren Zeitpunkt neue
bilaterale Verträge zwischen der Schweiz und der EU abgeschlossen
werden, die einer kantonalen Umsetzung bedürfen, nimmt die ORK aufgrund
der positiven Erfahrungen ein vergleichbares Vorgehen in Aussicht.
Gemeinsame Interessenvertretung auf der Bundesebene fortsetzen
Die Plenarkonferenz bekräftigte ihre Entschlossenheit, die
gemeinsamen Anstrengungen zur besseren Wahrnehmung der Ostschweiz auf
nationaler Ebene fortzusetzen. Das geschlossene Eintreten von
Regierungen und Bundesparlamentarierinnen und -parlamentariern der
Ostschweizer Kantone und des Kantons Zürich für den
Bundesverwaltungsgerichtsstandort St.Gallen zeigte, dass auf der
Bundesebene durchaus ostschweizerische Anliegen mehrheitsfähig sind,
wenn die ORK-Kantone geeint auftreten. Eine gemeinsame
Interessenvertretung wird insbesondere für folgende Projekte angestrebt:
- HGV-Anschluss Ostschweiz;
- 2. Etappe Bahn 2000;
- Tunnel-Brandschutzzentrum Hagerbach bei Flums;
- Neue Regionalpolitik des Bundes;
- die koordinierte Umsetzung allfälliger weiterer bilateraler
Verhandlungsergebnisse zwischen der Schweiz und der EU;
- die Vertretung der Ostschweizer Kantone in eidgenössischen
- Medienpolitik.
Die ORK sieht vor, zu diesem Zweck die Kontakte mit den Mitgliedern
der Bundesversammlung der Ostschweizer Kantone weiter zu intensivieren
und die zur Tradition gewordenen regelmässigen Sessionsbesuche in Bern
fortzusetzen.
Interreg-Reservemittel erhalten
Mit Besorgnis nahmen die Regierungen davon Kenntnis, dass die
Fördermittel aus der Interreg-Reserve des Bundes aufgrund der laufenden
Sparanstrengungen auf Bundesebene in Frage gestellt sind. Sollten im Zug
der Sparanstrengungen des Bundes diese Mittel tatsächlich gestrichen
werden, würden voraussichtlich ab Ende 2003 keine schweizerischen
Bundesmittel mehr für Interreg-Projekte im Bodenseeraum zur Verfügung
stehen. Alle Ostschweizer Kantone sowie die Kantone Zürich und Aargau
nehmen am Interreg III-A-Programm "Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein teil".
Das von der EU initiierte Förderprogramm, an dem auch der Bund sowie die
erwähnten Kantone teilnehmen, dauert von 2000 bis 2006. Auf der
schweizerischen Seite des Programmgebietes stehen mittlerweile noch rund
550'000 Euro von ursprünglich 3,07 Mio. Euro an Bundesmitteln zur
Verfügung. Der Rest ist bereits in 35 Projekten mit schweizerischer
Beteiligung im Bodenseeraum gebunden. Um auch weiterhin Projekte mit
schweizerischer Beteiligung durchführen zu können, ist die
Netzwerkstelle Ostschweiz, die vom ORK-Sekretariat geführt wird, auf
weitere Mittel aus der Interreg-Reserve des Bundes angewiesen.
Gremium: Konferenz der Ostschweizer Kantonsregierungen
Quelle: dt Konferenz der Ostschweizer Kantonsregierungen