Frauen, die in ihrer Ehe und Partnerschaft Gewalt erfahren, scheuen
sich oftmals, das bestehende Hilfsangebot in Anspruch zu nehmen.
Gewalt gegen Frauen innerhalb der Familie oder Partnerschaft hat
viele Gesichter und ist auch bei uns im Lande eine traurige Realität.
Sie findet oftmals innerhalb der "eigenen vier Wände" statt und dringt
nicht nach aussen. Gemäss einer Studie wird jede fünfte Frau Opfer von
Gewalt in der Ehe oder Partnerschaft, über 40% der Frauen erleiden
psychische Gewalt. Trotzdem scheuen sich viele betroffenen Frauen, aber
auch das Umfeld, darüber zu reden bzw. Anzeige zu erstatten.
Entgegen aller Wunschvorstellungen und Klischees ist die Familie und
das Zuhause keineswegs von vornherein ein Ort der Sicherheit und
Geborgenheit. "Familiäre Gewalt kann jeder Frau widerfahren. Frauen
aller Altersstufen, aller Schichten und Kulturen, in den verschiedensten
Lebensumständen und Situationen sind davon betroffen." weiss Susanna
Mazzetta von der Stabsstelle für Gleichstellungsfragen des Kantons
Graubünden. "Dass nur wenige dieser Straftaten an die Öffentlichkeit
bzw. vor Gericht gelangen, gründet in der Tabuisierung des Themas und
teilweise auch in der Verharmlosung dieser Übergriffe."
Kampagne bietet Unterstützung und Sensibilisierung
Der Kanton Graubünden in Zusammenarbeit mit dem Frauenhaus
Graubünden startet am 4. Januar 2003 gemeinsam mit Liechtenstein und
Vorarlberg eine grenzüberschreitende Informations- und
Sensibilisierungskampagne. Im Rahmen des Interreg Projekts "Grenzen
überschreiten - Grenzen setzen" wird den betroffenen Frauen vor allem
Unterstützung und Beratung angeboten. Gleichzeitig sollen Männer und
Frauen für dieses Thema sensibilisiert werden.
Verschweigen verhindert Hilfe
Die Gründe, warum betroffene Frauen sich scheuen, über
Gewaltanwendungen ihrer Partner zu reden, sind vielfältig: Scham,
finanzielle Abhängigkeit, Angst vor noch mehr Gewalt, Verlust der
Aufenthaltsbewilligung sind nur einige davon. Die Kampagne "Gewalt hat
kein Zuhause" soll dazu beitragen, die verhängnisvolle Mauer des
Schweigens zu durchbrechen. Enttabuisieren heisst aber auch, dass die
Täter sich nicht mehr hinter der Verschwiegenheit der Opfer verstecken
können.
Keine Rechtfertigung von Gewalt
Wenn wir von Gewalt gegen Frauen innerhalb der Familie oder
Partnerschaft sprechen, ist nicht nur körperliche Gewalt gemeint. Auch
Verhaltensweisen, die darauf abzielen, die Betroffenen zu unterdrücken,
zu beherrschen und zu kontrollieren, sind Formen der Gewaltausübung.
Formen "familiärer Gewalt" können sein: körperliche Gewalt, Drohung und
Nötigung, sexuelle Gewalt, Freiheitsentziehung, ökonomische Gewalt oder
Beschädigung von Sachen. Alle diese Verhaltensweisen sind strafbare
Taten und dürfen in keiner Form toleriert werden. Auch gibt es
gewalttätige Beziehungsmuster, die als akzeptierte Verhaltensweisen
gesehen werden. Z.B. wenn aus Eifersucht und somit unter dem Deckmantel
der Liebe Grenzen überschritten werden. In jedem Fall ist auch das
Umfeld aufgefordert, frühzeitig hellhörig zu werden.
Information und Hilfe
Frauen, die von "familiärer Gewalt" betroffen sind, wissen oft
nicht, wohin sie sich wenden können und haben auch keine Informationen
über Rechte und Unterstützungsmöglichkeiten. Die Internet-Site
www.gewalthatkeinzuhause.org informiert über alle Beratungs- und
Hilfsangebote im Kanton Graubünden, Vorarlberg und Liechtenstein.
Gleichzeitig findet eine breite Streuung von Plakaten und
Informationsbroschüren an involvierte Organisationen und Behörden, Ärzte
und Ärztinnen, Spitäler, Begegnungsorte und Frauenorganisationen statt.
Plakate und Broschüren liegen auf Deutsch, Italienisch und Romanisch vor
und können bei der Stabsstelle für Gleichstellungsfragen (Tel. 081 257
35 70) bestellt werden.
Quelle: dt