von Claudio Lardi, Regierungsrat
Das für ca. 800 Schülerinnen und Schüler ausgelegte bestehende
Kantonsschulgebäude erlaubte in einer ersten Phase die Schulführung für
die Mittelschulabteilungen ohne Lehrerseminar - an einem einzigen
Standort! Erst die stark zunehmenden Schülerzahlen - auf bis zu 1'500
Jugendliche - führten dazu, dass der Schulbetrieb auf mehrere Standorte
in Chur verteilt werden musste.
Die Schülerinnen und Schüler - das primäre Einzugsgebiet umfasst das
Bündner Rheintal, das Schanfigg, Mittelbünden, Heinzenberg / Domleschg,
Hinterrhein und die italienischsprachigen Talschaften - besuchen ein
Kantonsschulgebäude, welches sich in sehr schlechtem baulichem Zustand
befindet. Die Schulzimmer genügen heutigen Unterrichtsmethoden nicht und
können im Winter teilweise nur auf wenig mehr als 15 Grad aufgeheizt
werden. Das Gebäude ist feucht und mit dem Umweltgift PCB belastet. Es
ist auch nicht behindertengerecht gebaut. Zu alldem haben die
Jugendlichen zwischen einzelnen Lektionen - nicht nur zum Besuch von
Turnlektionen - recht weitläufige Verschiebungen zu bewältigen, welche
sie den Gefahren des Strassenverkehrs aussetzen. Diesen Zustand wollen
Regierung und Grosser Rat nicht weiter hinnehmen. Sie sind sich darin
einig, dass in baulicher Hinsicht dringender Handlungsbedarf besteht und
eine Vergrösserung des Schulraumangebotes erforderlich ist.
Bei der kantonalen Abstimmungsvorlage vom 16. Mai 2004 geht es in
erster Linie darum, unseren Schülerinnen und Schülern, welche die
Kantonsschule besuchen, angemessene und genügend Schulräume zur
Verfügung zu stellen und die Jugendlichen möglichst nicht den Gefahren
des Strassenverkehrs auszusetzen. Auch Jugendliche mit Behinderungen
oder Verletzungen sollen die Schule besuchen können. Das Wohl, die
Sicherheit und die Gesundheit der 1'200 bis 1'300 Jugendlichen, welche
die Kantonsschule besuchen, darf und muss einen hohen Stellenwert haben.
Natürlich sind die beantragten und erforderlichen 98 Millionen
Franken für die Realisierung des Gesamtkonzepts mit neuer Mediothek,
Aula und Mensa, welches auch den Verzicht auf das bisherige Schulgebäude
und dessen Rückbau miteinschliesst, sehr viel Geld. Dass der Kanton -
zum Vergleich - in der laufenden Rechnung für das Jahr 2003 einen
Aufwand von 2,1 Milliarden Franken und in der Investitionsrechnung einen
solchen von 405 Millionen Franken aufweist, ändert daran nichts. Auch
die Tatsache, dass sich die Investitionen auf mehrere Jahre verteilen -
in den Jahren 2005, 2006, 2007 und 2008 betragen sie durchschnittlich je
20 Millionen - kann diese Zahl nur im Verhältnis zum gesamten Aufwand
relativieren.
Ich verstehe sehr gut, dass Sie, liebe Stimmbürgerinnen und
Stimmbürger, sich vertieft mit dieser Vorlage auseinander setzen und
diese überprüfen. Ich kann Ihnen versichern, dass das Gesamtkonzept von
Baufachleuten sehr sorgfältig erarbeitet wurde. Ich kann Ihnen ebenfalls
versichern, dass sich die Baukommission, die Regierung, die Kommission
für Bildung und Kultur sowie der Grosse Rat nach intensiver und
vertiefter Überprüfung und Hinterfragung der Vorlage für die
Realisierung des vorliegenden Gesamtkonzepts ausgesprochen haben. All
diese Gremien, die Ihr Vertrauen verdienen, sind von der Notwendigkeit,
Angemessenheit und Wirtschaftlichkeit der vorgeschlagenen Lösung
überzeugt. Ich bin Ihnen dankbar, wenn Sie auch im Vertrauen zu diesen
Institutionen dem Kreditbegehren zustimmen und mit Ihrem JA für die
künftigen Kantonsschülerinnen und -schüler ein positives Zeichen setzen.
Von Fachleuten vertieft überprüft wurde insbesondere die Frage, ob
die bestehende Kantonsschule an der Halde zu sanieren sei. Die
vorgenommenen Abklärungen haben ergeben, dass eine Sanierung des
Gebäudes zwar möglich, aber kaum sinnvoll und sehr teuer ist. Die
Sanierung und der Bau der erforderlichen Erweiterung hätte ähnlich hohe
Kosten zur Folge wie das vorgeschlagene Gesamtkonzept. Bei einer
Sanierung wären erhebliche Mittel aufzuwenden für die
Verkehrssicherheit, für behindertengerechtes Bauen und für Provisorien
während der Bautätigkeit, weil das Gebäude während längerer Zeit nicht
als Schulhaus zur Verfügung stehen würde. Hinzu kommt, dass der
Schulbetrieb während der Sanierungsphase stark beeinträchtigt würde.
Sämtliche Nachteile einer Schule mit mehreren Standorten würden
beibehalten. Deutlich gegen eine Variante mit Sanierung der bestehenden
Kantonsschule spricht ein Vergleich der jährlichen Betriebskosten. Diese
sind bei mehreren Standorten Jahr für Jahr um ca. eine Million Franken
höher als bei Realisierung des Gesamtkonzepts. Die Sanierung und
erforderliche Erweiterung wäre also ähnlich teuer wie die Konzentration
der Schulanlage an einem Standort in unmittelbarer Nähe zu den
Sportanlagen und würde die Einsparungen bei den Betriebskosten
verhindern.
Am 16. Mai 2004 haben Sie, liebe Stimmbürgerinnen und Stimmbürger
die Chance, mit einem JA zum Gesamtkonzept "Neubau und Sanierung der
Kantonsschule" die Weichen so zu stellen, dass bei ähnlich hohen
Gesamtkosten die Kantonsschule wieder das wird, was sie einst war. Eine
Kantonsschule mit einem einzigen Standort und all den damit verbundenen
betrieblichen Vorteilen. Eine Schule, welche für 1200 bis 1300
Jugendliche zeitgemässe Schulräume bereit stellt. Eine Schule, welche
die Jugendlichen deutlich weniger den Gefahren des Strassenverkehrs
aussetzt und die behindertengerecht gebaut ist. Und, Sie können mit
einem JA die Weichen so stellen, dass die Kantonsfinanzen dank deutlich
tieferen Betriebskosten Jahr für Jahr um rund eine Million Franken
entlastet werden. Gleichzeitig wählen Sie für die Schule die betrieblich
vorteilhaftere Lösung. Diese Chance gilt es nach meiner Auffassung zu
nutzen.
Mit Blick auf das Wohl, die Sicherheit und die Gesundheit unserer
Jugendlichen, auf die schulischen und betrieblichen Bedürfnisse und mit
Blick auf die Kantonsfinanzen empfehle ich Ihnen zusammen mit der
Regierung und dem Grossen Rat, zur Vorlage "Neubau und Sanierung der
Kantonsschule" JA zu stimmen.
Gremium: Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement
Quelle: dt Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement