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Kostengünstigere, wirksame und architektonisch ansprechende Lärmschutzwände - aus einheimischem Material und mit ortsansässigem Personal gebaut: Ein Baukastensystem zugeschnitten nicht nur auf den Kanton Graubünden.

Viele Anwohnerinnen und Anwohner von Strassen sind durch Lärm beeinträchtigt. Lärmbelästigungen treten auch bei bei Schallpegeln knapp unter den Grenzwerten auf. In solchen Fällen besteht kein Anspruch auf Lärmschutzmassnahmen. Es kann jedoch ein Anspruch auf Lärmschutzmassnahmen im Sinne der Vorsorge nach Art. 11 Abs. 2 USG bestehen soweit sie technisch und betrieblich möglich und wirtschaftlich tragbar sind. Solche Vorsorgemassnahmen werden zurzeit im Zuge der allgemeinen Sparmassnahmen durch den Bund nicht finanziert.

Aber wo Grenzwerte überschritten sind, erlauben die räumlichen Verhältnisse längst nicht überall die Erstellung von Lärmschutzwänden. So muss in den meisten Fällen mit weniger wirksamen Massnahmen (lärmarme Strassenbeläge, Temporeduktionen) oder dem Einbau von Lärmschutzfenstern vorlieb genommen werden.

Selbst wo es die räumlichen Verhältnisse zulassen würden, können Lärmschutzwände zu oft nicht realisiert werden, weil das Kosten-/Nutzen - Verhältnis nicht hoch genug ist. In dünn besiedelten ländlichen Gebieten profitieren von einer solchen Massnahme nämlich relativ wenige Personen; dies verschlechtert das Kosten-/Nutzen Verhältnis, welches der Bund aus Spargründen als Messlatte zur Prioritätensetzung bei der Finanzierung verwendet.

Als Lösungsansatz zu diesem Problem hat Regierungsrat Claudio Lardi die Fachleute für Bau und Gestaltung der HTW Chur mit der Ausarbeitung eines Baukasten-Systems für Lärmschutzwände beauftragt. Die Anforderungen sind hoch und vielfältig: Kostensenkung, akustische Wirksamkeit, Verwendung einheimischer Materialien, Realisierung mit möglichst hohem Anteil von Eigenleistungen, architektonisch gefällige Gestaltung und Anspruchslosigkeit im Unterhalt.

Als Resultat dieses Auftrages wird ein Prototyp vorgestellt, der bereits an der EMPA akustisch geprüft wurde. Mit dem daraus noch weiter zu entwickelnden Baukastensystem soll zweierlei erreicht werden: Erstens kann bei überschrittenen Grenzwerten öfter ein vertretbares Kosten-/Nutzen - Verhältnis für die Finanzierung durch Bund und Kanton erreicht werden. Zweitens sollen Gemeinden und Private auch bei nicht überschrittenen Grenzwerten in die Lage versetzt werden, kostengünstig mit einheimischem Material und geringen personellen Anforderungen Lärmschutzwände als nachhaltige Lärmschutzmassnahme ohne Bundes- und Kantonsbeiträge realisieren zu können.

Mit einheimischem Material und ohne spezialisierte Personal realisierbar
Der entwickelte Lärmschutzwand - Typ besteht aus einheimischem Material. Es handelt sich um jene aussen am Baumstamm liegenden Bretter, die sich nach dem Sägen zu stark verziehen. Sie eignen sich nicht für veredelte Holzprodukte und sind deshalb sehr kostengünstig zu beschaffen, da sie als Restprodukt in grossen Mengen anfallen. Der Zusammenbau der Lärmschutzwand - Elemente ist unter umfassender Mitwirkung der regionalen Bevölkerung (z.B. Bauämter, Forstgruppen, Vereine), aber auch unter Einbezug sozial Benachteiligter (Beschäftigungslose, Eingliederungswillige) möglich.

Deutlich kostengünstigere Erstellungskosten als bestehende Lärmschutzwände
Die Kosten der entwickelten Lärmschutzwand liegen ca. .......% tiefer als bei üblichen Lärmschutzwänden. Die Kostenvorteile liegen vor allem beim Material und den Lohnkosten für den Oberbau. Besonders vorteilhaft ist, dass die Montage des Oberbaus kein spezialisiertes Personal erfordert oder in Eigenleistung erstellt werden kann.

Akustisch wirksame Lärmschutzwand
Die an der HTW entwickelte Lärmschutzwand wurde im Akustiklabor der EMPA mehreren Entwicklungsprüfungen unterzogen. Die Ergebnisse liegen über den Anforderungen, welche an Lärmschutzwände gestellt werden (R'w = 27 dB(A)). Zudem reflektiert sie wenig Schall, was für gegenüberliegende Anwohner vorteilhaft ist.

Attraktiv gestaltetes Element für jede Umgebung
Die Lärmschutzwand besticht durch ihre einfache Formensprache und lässt sich flexibel der Umgebung anpassen. Holz als Werkstoff wird als angenehm empfunden. In ländlicher Umgebung wirkt das rohe Holz harmonisch mit der Landschaft und den Fassaden der Häuser zusammen. Es harmoniert auch farblich in jeder Jahreszeit mit den Naturfarben der Landschaft. Wo keine geradlinigen, kantigen Strukturen erwünscht sind, kann sie ohne Zusatzaufwand als geschwungene oder gewellte Struktur erstellt werden und so ein Blickfang für die Betrachter darstellen.

Weiteres Vorgehen
Als nächstes ist vorgesehen, ein erstes Pilotprojekt an einer Strasse zu erstellen. Mit dem Pilotprojekt sollen Erfahrungen gesammelt und die Machbarkeit aufgezeigt werden. Dieser Lärmschutzwand-Typ soll mithelfen, dass bei überschrittenen Grenzwerten öfter ein vertretbares Kosten/Nutzen - Verhältnis für die Finanzierung durch Bund und Kanton erreicht wird, oder allenfalls dazu führen, auch als Massnahme im Sinne der Vorsorge mitfinanziert zu werden.

Es soll ein eigentliches Baukastensystem mit Materiallisten, Anleitungen, Bezugsquellen etc. ausgearbeitet werden, mit dem Gemeinden und Private in jedem Fall in die Lage versetzt werden sollen, kostengünstig mit einheimischem Material und geringen personellen Anforderungen Lärmschutzwände als nachhaltige Lärmschutzmassnahme auch ohne Bundes- und Kantonsbeiträge realisieren zu können.

Gremium: Amt für Natur und Umwelt
Quelle: dt Amt für Natur und Umwelt
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