VIER HERAUSFORDERUNGEN, VIER LEITZIELE, VIER PRIORISIERTE
VORHABEN
Die Volksschule ist seit Jahren unter Druck: Die Forderungen sind
vielfältig, die Zeit knapp, und die Ressourcen sind begrenzt. Die
Bündner Volksschule der Zukunft wird einfach, verlässlich,
unverwechselbar und zukunftsgerichtet sein.
Das "Kernprogramm Bündner Schule 2010" ist mehr als lediglich eine
weitere Idee, wie die Volksschule in Graubünden fit gemacht werden soll.
Das Kernprogramm bündelt und koordiniert eine grosse Zahl einzelne
Reformvorschläge, Veränderungsvorhaben und Einzelmassnahmen, die dem
Erziehungsdepartement Graubünden heute vorliegen. All diese Vorhaben
wurden anhand von vier Leitzielen ("Einfachheit", "Verlässlichkeit",
"Unverwechselbarkeit" und "Zukunftsgerichtetheit") zu vier "priorisierten
Vorhaben" gebündelt und vernetzt: "Mehr Tiefe als Breite",
"Integration", "Zwei Fremdsprachen auf der Primarschulstufe" und
"Stärkung der Volksschul-Oberstufe". Das "Kernprogramm Bündner Schule
2010" soll die Bündner Volksschule ganz generell dazu bringen, ihre
gesellschaftliche Integrationsleistung und ihre Anschlussfähigkeit an
zukünftige Entwicklungen zu erhöhen. Ausserdem soll sie sowohl eine hohe
Leistungsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler fördern als auch die
typische sprachlich-kulturelle Identität der Bündner Volksschule
erhalten.
Vier Herausforderungen, eine Antwort
Die Bündner Volksschule ist von mehreren Entwicklungen betroffen,
die nicht ignoriert werden können:
- Die demographische Entwicklung zeigt, dass die Volksschule in vier
bis fünf Jahren massiv weniger Schülerinnen und Schüler haben wird.
- Die Volksschule muss insbesondere im Sonderschulbereich bisherige
Aufgaben des Bundes übernehmen.
- Der Bund übt Druck auf die Kantone aus, damit sie das Schulwesen
koordinierend gemeinsam und verbindlich organisieren; das Parlament, die
Konferenz der Schweizerischen Erziehungsdirektoren und die
verschiedensten Interessengruppen entwickeln laufend Visionen für die
beste aller Volksschulen.
Der Bearbeitungsstatus der einzelnen Massnahmen in den vier
priorisierten Vorhaben ist darum unterschiedlich; er reicht von "offen"
bis "weit fortgeschritten". Das "Kernprogramm Bündner Schule 2010"
enthält keine fertigen Ergebnisse oder Rezepte, sondern gibt einen
Überblick über den aktuellen Stand, die Koordination und die
Zielsetzungen der Bündner Bildungspolitik für die Volksschule.
Weniger ist mehr
"Mehr Tiefe als Breite" ist ein Entwicklungsschwerpunkt der
Regierung aus dem Regierungsprogramm 2005-2008. Dieses priorisierte
Vorhaben im "Kernprogramm Bündner Schule 2010" will grundsätzlich die
Bildungsinhalte auf das Wesentliche konzentrieren, ohne den Schülerinnen
und Schülern zusätzliche Aufgaben aufzubürden. Konkret will "Mehr Breite
als Tiefe" unter anderem
- einen flexibilisierten Schuleintritt und eine Neuorganisation der
ersten zwei Schuljahre,
- eine Reduktion der Lektionen in der Stundentafeln,
- die Einführung von Kompaktwochen, in denen ein Thema pro Semester
vertieft vermittelt werden kann,
- internationale Abschlüsse, z.B. in Fremdsprachen und Informatik
und
- die Definition neuer Ziele für das achte und das neunte Schuljahr
mit verbessertem Zugang in die Berufswelt oder in die Gymnasialstufe ,
- die Förderung der Installation von Schulleitungen die Schulen im
Kanton Graubünden
Eine Volksschule für alle
Das Rahmenkonzept "Integration" gibt eine Antwort auf die Frage, wie
alle Kinder, einschliesslich jene mit sehr hohem Förderbedarf - in
Abweichung zur heutigen Praxis - in der Volksschule vor Ort optimal
geschult und gefördert werden können. Heute werden Kindern mit
besonderem Förderbedarf weitgehend spezielle Schulungs- und
Fördereinrichtungen angeboten. Konkret will das Rahmenkonzept unter
anderem
- einen Kindergarten und eine Schule für alle anbieten und den
natürlichen Umgang zwischen allen Kindern fördern,
- die Aus- und Weiterbildung der Lehr- und Fachpersonen für die
Realisierung der Zielsetzung verbessern,
- die Schulstrukturen (personell, räumlich, organisatorisch) vor Ort
anpassen,
- eine wirksame fachliche Unterstützung in der täglichen Arbeit für
die Lehrpersonen anbieten,
- ausserschulische Strukturen bzw. Tagesschulstrukturen
bereitstellen,
- die kantonale Finanzierung des behinderungsspezifischen
Mehraufwands sichern,
- die Qualitätssicherung gewährleisten.
Sprachwelt und Weltsprache
"Zwei Fremdsprachen auf der Primarschulstufe" ist ein Auftrag des
Grossen Rats. Dabei trifft die Weltsprache Englisch in Graubünden auf
eine besondere Sprachenwelt, die unbedingt berücksichtigt werden muss.
Aber auch im dreisprachigen Kanton Graubünden soll Englisch im
Fächerkanon eine starke Position erhalten. Das priorisierte Vorhaben
"Zwei Fremdsprachen auf der Primarschulstufe" schlägt zwei Varianten
vor, um Englisch als zweite Fremdsprache in der Primarschule
einzuführen: Entweder ab der 5. Primarklasse oder ab der 1. bzw. 2.
Primarklasse, immer als die eine Fremdsprache neben den Kantonssprachen.
Die Ziele dieses priorisierten Vorhabens sind unter anderem auch
- die Sprachensituation des Kantons Graubünden zu berücksichtigen,
- die interkantonalen Anforderungen für die Bündner Schülerinnen und
Schüler zu gewährleisten,
- die Empfehlungen der Konferenz der Schweizerischen
Erziehungsdirektoren und des europäischen Referenzrahmens zu
berücksichtigen,
- gute Englischkompetenzen in den Bündner Schulen generell zu
gewährleisten und
- eine Ausgewogenheit der Sprachen innerhalb des Fächerkanons zu
erreichen.
Stärkung der Oberstufe bzw. gymnasialen Ausbildung
2003 hat der Grosse Rat beschlossen, während der Schuljahre 2004/05
bis 2007/08 mit einer Aufnahmebeschränkung die Kosten zu senken. Zudem
hat er die Regierung beauftragt, dem Parlament einen Bericht über die
Folgen einer allfälligen Aufhebung des Untergymnasiums vorzulegen. Das
priorisierte Vorhaben "Stärkung der Volksschul-Oberstufe" erfüllt diese
Hausaufgabe:
- Gemäss Vorschlag des Erziehungsdepartements soll die
Volksschul-Oberstufe die alleinige Verantwortung für die Ausbildung der
Jugendlichen im siebten und achten Schuljahr übernehmen.
- Leistungskontrollen im Verlaufe des achten Schuljahres sollen den
Ausbildungs- und Leistungsstand der Jugendlichen des Kantons feststellen
und auch eine mögliche Grundlage für den Übertrittsentscheid ins
Gymnasium bilden.
- Der Übertritt von der sechsten Primarklasse ins Gymnasium soll
entfallen.
- Favorisiert wird aus regionalwirtschaftlichen Gründen eine
gymnasiale Ausbildung von 5 Jahren Dauer, beginnend in der Regel am Ende
der zweiten Oberstufe
Weiterarbeit an den Projekten nach Prüfung der Rückmeldungen
Das Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement wird in den
kommenden Monaten eine Vielzahl von öffentlichen Veranstaltungen
organisieren, um die Lehrerschaft, die Schulbehörden und die Bevölkerung
über das geplante Kernprogramm zu informieren. Mit diversen
Rückmeldemöglichkeiten versucht das Erziehungsdepartement die Ansichten
zu den verschiedenen Vorschlägen, die im Rahmen des Kernprogramms
vorliegen, in Erfahrung zu bringen. Welche Vorhaben in welcher Form
weiter vertieft werden sollen, wird nicht zuletzt von den erhaltenen
Rückäusserungen abhängen.
Für weitere Informationen: www.kernprogramm.gr.ch
Gremium: Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement
Quelle: dt Amt für Volksschule und Sport