Erstmals seit vier Jahren ist die Bündner Bevölkerung nicht mehr
gewachsen. Die Geburtenzahlen im Kanton Graubünden sind auf ein
Rekordniveau gefallen: Im Jahr 2005 sind 132 Geburten weniger
verzeichnet worden als im Vorjahr. Der Stand der Wohnbevölkerung blieb
stabil.
Stabiler Stand der Wohnbevölkerung
Die ständige Wohnbevölkerung des Kantons Graubünden lag am 31.
Dezember 2005 mit 187'803 Personen minim unter dem Stand des Vorjahres
(187'812), gesamtschweizerisch ist die Bevölkerung um 0.6% gewachsen.
Innerhalb des Kantons hat sich der Bevölkerungsbestand unterschiedlich
entwickelt. Ein Wachstum verzeichneten die Mesolcina (+1.0%), das
Oberengadin (+0.9%) und das Bündner Rheintal (+0.4%), während in den
restlichen Regionen des Kantons eine Bevölkerungsabnahme feststellbar
war.
Sterbeüberschuss und Zuwanderungsüberschuss
Die Zahl der Todesfälle (1'632) hat im Jahr 2005 die Anzahl der
Geburten (1'528) im Kanton überstiegen. Im letzten Jahr zogen mehr
Menschen in den Kanton Graubünden als von Graubünden weg, dank dieses
Zuwanderungsüberschusses blieb die Bevölkerung per Saldo stabil. Dieser
Zuwanderungsüberschuss stammt aus dem Ausland, im interkantonalen
Vergleich hat Graubünden Einwohner an die anderen Kantone verloren.
Rückläufige Geburtenzahlen und Auswirkungen auf die Gesellschaft
Seit dem Jahr 2000 hat sich die Geburtenzahl um einen Viertel
zurückgebildet. Mit 1.3 Kindern pro Frau (Stand 2003) liegt die
Geburtenhäufigkeit der Bündnerinnen unter dem Schweizer Durchschnitt.
Der Rückgang an Geburten in Verbindung mit der zunehmenden Alterung
werden längerfristig nicht ohne Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft
bleiben.
Ausbleibende Schülerzahlen werden im Kanton zu weiteren
Schliessungen und Zusammenschlüssen von Schulen führen. In einigen
Talschaften werden die Überalterung und die Abwanderungsproblematik zu
einer existenziellen Bedrohung.
Im Jahr 2030 wird nach Szenarien des Bundesamtes für Statistik ein
Viertel der Bevölkerung im Kanton Graubünden über 65 Jahre alt sein. Die
einhergehende Zunahme an hochaltrigen Personen wird einen höheren Bedarf
an Gesundheitsdienstleistungen sowie Hilfs- und Pflegeeinrichtungen für
ältere Menschen auslösen. Demgegenüber wird sich der Anteil der
Erwachsenen im Erwerbsalter (20 bis 64 Jahre) reduzieren. Die mit der
Sicherung der Altersvorsorge zusammenhängenden Herausforderungen sind
bereits seit einiger Zeit ins Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit
getreten. Dem Aspekt des drohenden strukturellen Mangels an
einheimischen Arbeitskräften wird noch zu wenig Beachtung geschenkt. Die
künftigen Produktivitätsfortschritte der Wirtschaft werden nicht
ausreichen, um das gegenwärtige Wohlstandsniveau aufrechterhalten zu
können. Familienpolitische Massnahmen alleine werden nicht genügen, um
eine nachhaltige Erhöhung der Geburtenrate zu erreichen. Neben der
Verlängerung der Lebensarbeitszeit (bzw. die Anhebung des Rentenalters)
und einer Ausweitung der Erwerbstätigkeit wird eine aktive
Migrationspolitik das zentrale Handlungsfeld sein, um der
demographischen Herausforderung künftig begegnen zu können.
Gremium: Amt für Wirtschaft und Tourismus
Quelle: dt Amt für Wirtschaft und Tourismus